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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Arne, T. J.: Ein Gefäßscherben mit einer buddhistischen (?) Darstellung auf Gotland gefunden
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Kurth, Julius: Utagawa Kuniyoshi
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0191

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Kunst vor. Das Ohr (wenn es überhaupt ein
Ohr ist und nicht Haarlocken) scheint nach unten
verlängert zu sein oder mit einem Ring geschmückt,
wie man das an Buddhadarstellungen sieht. Der
Faltenwurf und die Öffnung am Halse erinnert
auch an die turkestanischen Darstellungen. Daß
die Figuren innerhalb eines Kreises angebracht
werden, ist ja in der orientalischen Kunst äußerst
gewöhnlich.
Die Glasur des Scherbens scheint mir auf
die Entstehung des Tellers frühestens im 13. oder
14. Jahrhunderte hinzudeuten. Funde von Samar-
kand, Kaukasus und Sarai, die ich in St. Peters-
burg gesehen habe, erinnern durch die Glasur
an den gotländischen Scherben. Die frühere
persische Keramik —von Rhages, Sultanabad usw.
— trägt eine andere Art der Glasur. Leider habe
ich nur mit westasiatischer Keramik Vergleiche
anstellen können. Es wäre auch an byzan-
tinisches Fabrikat zu denken, doch macht die
Figur einen viel östlicheren Eindruck.
Der Teller könnte also zur Zeit des Handels
mit Nowgorod nach Gotland gebracht worden
sein. In dem großen Funde von Dune auf Got-
land ist mit anderen Gefäßen ein persisch-mon-
golisches Silbergefäß gefunden worden, das sicher
auf demselben Wege gekommen ist. Der Handel

Utagawa Kjinlyoshi.
mit dem fernen Osten brachte also zur Zeit der
mongolischen Machtentfaltung einzelne Gegen-
stände auch nach Schweden. Schon in der
Wikingerzeit ist eine kleine Tasse aus glasiertem
Ton nach Gotland aus China gekommen, wenn
man dem schwedischen Orientforscher F. Martin
glauben darf. Auf Adelsö, einer Insel in un-
mittelbarer Nähe der Insel Björkö, wo die wikinger-
zeitliche Stadt Birka lag, ist eine Buddha-Statuette
aus rötlichem Ton gefunden worden. Sie macht
zwar einen recht altertümlichen Eindruck, aber
die Zeit ihrer Entstehung ist noch nicht von einem
Fachmanne bestimmt worden. Die Entfernung
hindert jedenfalls nicht, daß sie schon vor tausend
Jahren nach Schweden hätte gebracht werden
können. Möglich ist es aber, daß sie in unserer
Zeit durch irgend einen Seemann als Kuriosität
nach Hause gebracht worden ist.
Ich habe mich mit mehreren Forschern in
St. Petersburg über das Tellerfragment unterhalten.
Den einen mutet es japanisch an, den andern
chinesisch, den dritten indisch, ein vierter sieht
darin ein persisches Produkt unter chinesischem
Einflüsse entstanden. Ein genauer und unmittel-
barer Vergleich des Stückes mit anderen von
ähnlicher Glasur und Konsistenz wird vielleicht
die schließliche Aufklärung geben können.

Utagawa Kuniyoshi.
Eine Studie von Julius Kurth-Berlin.
Mit 7 Abbildungen im Text und auf 1 Tafel (XXVI).

1s Minamoto Utamaro im Jahre 1806
die Augen schloß, da empfing die Kunst
des strengen Meisterholzschnitts in Japan
einen Schlag, von dem sie sich nicht mehr er-
holen sollte. Gewiß hatte auch Utamaros Kunst
in den letzten Jahren seines Schaffens gekränkelt.
Der Meister war müde und zermürbt, seine un-
geheure Produktivität rächte sich schwer. Aber
an Farbenempfinden und Vornehmheit der Formen
stand er auch zur Zeit seines Sinkens noch un-
erreicht da. Nun wurde Utagawa Toyokuni I
der unbestrittene Führer. Eine fast unübersehbare

Schar von geistigen Söhnen, Enkeln und Urenkeln
ging in seinen Bahnen. Er war nicht der Mann,
dem totkranken Baume neue Nahrung zuzuführen.
Anpassungsfähig wie kaum ein anderer Meister
bedurfte er bedeutender Vorbilder, und sein größtes
Vorbild war sein verstorbener Freund Utamaro
gewesen. Wie ihn der düstre Sharaku beeinflußt
hatte, so war ihm nach dessen Sturz (c. 1796) der
elegante Frauenmaler ein und alles geworden,
und seine besten Damenbilder sind „utamaresk“.
Mit dem Jahre 1806 beginnt er zu erlahmen. Man
muß einmal die Friedrich Succosche Riesen-


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