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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0069

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Kleine Mitteilungen.

Ausstellungen.
Eine Ausstellung alter chinesischer Malereien
fand in Dresden in der Kunstgewerbebibliothek vom
з. bis 14. Juni statt. Hauptsächlich vertreten waren Werke der
Ming- und Mandschuzeit. Eine Spezialausstellung chine-
sischer Architektur in Zeichnungen und Photographien
bot vom 4. bis 20. Juni das Kunstgewerbe-Museum
zu Berlin. Veranstalter derselben war Regierungsbau-
meister Ernst Boerschmann. Auf Grund seiner Chinareisen
konnte er die wichtigsten Formen der in ihrer Mannigfaltig-
keit und in ihrem Reichtum bewunderswerten chinesischen
Architektur bieten (Tempel, Pagoden, Ehrenpforten, Gräber
и. a. m.) Ein gutes illustriertes Begleitwort Boerschmanns
unterstützte das Verständnis.
Das Reiff-Museum zu Aachen bot im Juni eine
Ausstellung ostasiatischer Kunst zu der teils öffent-
liche, teils private Sammlungen (Oeder-Düsseldorf, Hartig-
Aachen, Meyl-München) das Material entsandten.
Eine Ausstellung der Erzeugnisse der Kunst
und des Kunsthandwerks der Länder Birma, der
Schanstaaten und Vorderindiens fand im August
und September an der Bayerischen Akademie der Wissen-
schaften zu München statt. Es handelt sich um Samm-
lungen, die Prof. Scher mann, der Leiter des dortigen
Ethnographischen Museums, gelegentlich seiner letzten in-
dischen Studienreise gemacht hat.
Ein an Museen und Sammler ergangenes Rundschreiben
der Königlichen Akademie der Künste in Berlin fordert zur
Teilnahme an einer Ausstellung alter ostasiatischer
Kunst auf. Es soll in dieser Ausstellung das künstlerisch
wertvollste, was von altasiatischer Kunst und dem Kunstge-
werbe dieser Gebiete aus Museen und Privatsammlungen
erlangbar ist, für einige Zeit zur Veranschaulichung der
Leistungen und künstlerischen Entwickelung Ostasiens ver-
einigt werden. Den Grundstock der Ausstellung sollen
die Sammlungsbestände des Berliner Museums für Völker-
kunde bilden, eine neue Abteilung, die der Leitung des
Direktors Dr. Kümmel untersteht und wegen Raummangels
zurzeit fast vollständig der Kenntnis des großen Publikums
entrückt ist. Fast sämtliche Kunstwerke wurden in China
und Japan selbst aus dortigem Kunstbesitz direkt erworben;
die Beauftragten der Berliner Museumsleitung, die diese
Ankäufe in Ostasien besorgten, waren Prof. Dr. Große,
der wissenschaftliche Attache bei der Gesandtschaft in
Tokio, und der jetzige Leiter der Abteilung, Direktor Dr.
Kümmel. Außer den Berliner Museen wird noch eine
Reihe anderer großer Kunstsammlungen an der Ausstellung
beteiligt sein, so das Museum für Kunst- und Gewerbe in
Hamburg, die Kunsthalle in Bremen, das Schlesische
Museum in Breslau, das Kaiser-Friedrich-Museum in Posen,
die Städtischen Sammlungen in Freiburg i. B. Ferner haben
die Besitzer der wichtigsten Privatsammlungen ostasiatischer

Kunst erfreulicherweise ihre Beteiligung an der Ausstellung
zugesagt. In erster Reihe sind hier zu nennen die Sammlung
von Prof. Oeder in Düsseldorf und die des Dr. Brockhaus
in Leipzig. Ihnen schließen sich viele andere an, so daß
wohl sämtliche namhafte Privatsammlungen chinesisch-
japanischer Kunstwerke auf der Ausstellung vertreten sein
werden. -e.
Eine Ausstellung buddhistischer Gemälde plant
für 1013 das Musee Cernuschi in Paris.
Museen.
Eine wertvolle Schenkung fiel der ostasiatischen
Abteilung der Berliner Museen zu. Es handelt sich um
ein kostbares Album des großen Japanischen Meisters
Korin, das von Prof. Große erworben und durch Prof.
Oeder-Darmstadt der Berliner Sammlung überwiesen wurde.
Wie Dr. Kümmel in den amtlichen Publikationen der
Berliner Museen berichtet, enthält das Album die Bilder
von sechs doppelseitig bemalten Blattfächern, die den
Künstlern der Korinschule oft den Grund für reiche dekorative
Malereien geboten haben. Korin, der bisher in Berlin nur
mit einer Tuschskizze vertreten war, überhaupt die genialste
Begabung der ganzen neueren Kunst Japans, nimmt mit
drei Fächern, von denen zwei auf Papier, einer auf Seide
gemalt ist, also mit sechs Blättern, den breitesten Raum
und den Ehrenplatz ein. Das erste gibt auf schwarz pati-
niertem Silbergrunde, den ein Goldstreifen teilt, ein Blumen-
stück, auf der anderen Seite auf Silbergrund einen blau-
grünen Bachlauf unter der dunklen Tuschmasse des auf-
gehenden Mondes, also für den Japaner ein Bild des
Herbstes. Auch der zweite Fächer preist die Herrlich-
keit des Herbstes. In dem dritten über Goldgrund auf Seide
gemalten Fächer mit einer roten Kamelie und weißen
Glyzine duftet dagegen der Frühling in einer feinen Har-
monie von Gold, Schwarz und Rot. Die Fächer entstammen
dem reiferen Alter des Künstlers, also dem Anfänge des
18. Jahrhunderts. Kenzan, Korins jüngerer Bruder, der
seinen Fälschern einen Weltruhm als Töpfer verdankt,
vertreten zwei Fächer: „Winter“ mit Gruppen von be-
schneiten Bambusbüschen, „Herbst“ mit einer dunkelblätt-
rigen Melone und der Mondscheibe in Silber. Der erste
Fächer stammt nach der Aufschrift aus dem Todesjahr
des Meisters, der damals 81 Jahre alt war, von 1743. Der
dritte Name in dem Album, der in Europa weniger be-
kannte Watanabe Schiko, zeigt zwei närrische Weise in
Korinschem Kleide. Auf der Rückseite des Fächers stürzt
ein silberner Wasserfall zwischen dunkelgrünen Berg-
hängen in die Tiefe. Der 1755 verstorbene Meister hat
in der Gliederung der weniger wuchtigen, farbigen Massen
und der Konzentration der Vorstellung etwas geschaffen,
was keiner der kühnen Landschaften Korins nachsteht.
-t-

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