Holzschnitt. Es sind besonders zwei Serien
davon bekannt geworden, Nitakara-gura-kabe
no mudagaki „Unnütze Malereien an den Wän-
den eines Magazins für Warenschätze“ und
Hakumen-shökabe no mudagaki „Unnütze
Malereien auf einer weißgesichtigen Lachwand.“
Eine Probe dieser Karikaturen (ponchiye, englisch)
aus der erstgenannten Reihe geben wir nach dem
Kono-hana (Heft 16) wieder (Taf. XXVI, Abb. 5). Sie
zeigt die jämmerlichen Fratzen von sechs bekann-
ten Schauspielern Yedos, darunter zwei in Frauen-
rollen. Ungeheuerlich ist besonders die Komik
des nasenlosen Samurai unten links. Man emp-
findet etwas von Sharakus Satire, aber die Gut-
mütigkeit ist größer als der Spott Daß in der
Mitte des sonderbaren Buketts eine mit Rötel
gezeichnete Katze hüpft, deren Schwanz sogar
einen Ableger hat, darf bei dem japanischen „Katzen-
rafael“ nicht Wunder nehmen.
Eine besondere Gruppe in seiner Kunst bilden
die Shungwa (erotische Werke). Er hat darin
vielleicht das Phantastischste geleistet, was seine
Zeit überhaupt hervorgebracht hat, trotz Hokusai.
Die Romane seiner Tage, die Geschichte der
treuen Rönin,alles stimmt er teils humoristisch, teils
satirisch auf diesen Ton. Schon C. H. Stratz1
bildet aus einem grandios gemalten Makimono
des Meisters, dem er den Titel: „Die Räuber“
gibt, vier Gruppen ab und bemerkt dazu: „Die
feine Individualisierung der weiblichen Figuren
ist so verschieden, so scharf durchgeführt, daß
es kaum denkbar ist, daß der Künstler ohne
lebende Modelle gearbeitet hat. Die jugendliche
1 Die Körperformen in Kunst und Leben der Japaner,
Stuttgart 1902, S. 185 ff.
Damaszener Arbeiten in Japan.
Fülle im Körper der Mädchen, die verschiedenen
Grade des Welkens bei den Frauen sind am
Gesicht wie an jedem einzelnen Teile des Kör-
pers sichtbar gemacht; jede einzelne Figur lebt
ein besonderes Leben.“ Ich habe nicht nur diese
Rolle wegen der außerordentlichen Feinheit der
Malerei angestaunt, sondern auch andere Pro-
dukte dieser Art in großer Zahl studieren können.
Allerdings darf ich die Empfindung nicht ver-
schweigen, daß, wie Moronobu, Harunobu
und Utamaro objektiv über diesem Stoffe stehen
und in ihrer Art klassisch sind, mir Kuniyoshi
unter ihm zu stehen scheint. Man merkt ihm
das glühende Behagen an, mit dem er sich in
diese Phantasien stürzt. Er möchte am liebsten
alle Tollheiten mitmachen, selbst wenn sie in
Grausamkeiten ausarten. Hier zeigt sich der
dekadente Künstler am deutlichsten! Koloristisch
brachte er ein neues Element in die Technik der
Shungwa hinein: Seine wertvolleren Bücher dieser
Art sind mit einer Farbenpracht und -feinheit
ausgeführt, die an die Art der Surimono erinnert.
Gold, Silber, Bronze, Lackdruck, Reliefpressung,
irisierende Töne, Metallpulver müssen dabei mit-
wirken. Daß gerade auf seinen erotischen Zeich-
nungen die Katzen eine hervorragende Rolle
spielen, braucht kaum bemerkt zu werden.
Was ich geben konnte, will nur eine Studie
sein. Ein abschließendes Urteil läßt sich bei der
großen Masse der Stoffe, da fast täglich neue
Kuniyoshi-Drucke auftauchen, noch nicht geben.
Aber es lohnte sich wohl, diesem Meister spezielle
Sammlungen, namentlich seiner Handskizzen, zu
widmen. Wenn meine Fingerzeige dazu eine
Anregung geben, so ist der Zweck dieser Zeilen
erfüllt.
Damaszener Arbeiten in Japan.
Von Heinrich Pudor-Leipzig.
ie Schwerter von Damaskus waren von
alters her berühmt und die Eisenschmiede
von Damaskus angesehen. WennNebukad-
nezar sich rühmt, daß er die Schmiede der Aramäer
mit sich fortgeführt habe, so hat er darunter ins-
besondere die Schmiede von Damaskus ge-
meint1. Später legte Kaiser Diocletian große Waffen-
fabriken in Damaskus an. Infolge der Kreuzzüge
wurden dann die Damaszenerklingen auch in Europa
berühmt. Beck verbreitet sich im o. W. folgender-
1 Vgl. Beck, Geschichte des Eisens I, S. 142.
18*
137
davon bekannt geworden, Nitakara-gura-kabe
no mudagaki „Unnütze Malereien an den Wän-
den eines Magazins für Warenschätze“ und
Hakumen-shökabe no mudagaki „Unnütze
Malereien auf einer weißgesichtigen Lachwand.“
Eine Probe dieser Karikaturen (ponchiye, englisch)
aus der erstgenannten Reihe geben wir nach dem
Kono-hana (Heft 16) wieder (Taf. XXVI, Abb. 5). Sie
zeigt die jämmerlichen Fratzen von sechs bekann-
ten Schauspielern Yedos, darunter zwei in Frauen-
rollen. Ungeheuerlich ist besonders die Komik
des nasenlosen Samurai unten links. Man emp-
findet etwas von Sharakus Satire, aber die Gut-
mütigkeit ist größer als der Spott Daß in der
Mitte des sonderbaren Buketts eine mit Rötel
gezeichnete Katze hüpft, deren Schwanz sogar
einen Ableger hat, darf bei dem japanischen „Katzen-
rafael“ nicht Wunder nehmen.
Eine besondere Gruppe in seiner Kunst bilden
die Shungwa (erotische Werke). Er hat darin
vielleicht das Phantastischste geleistet, was seine
Zeit überhaupt hervorgebracht hat, trotz Hokusai.
Die Romane seiner Tage, die Geschichte der
treuen Rönin,alles stimmt er teils humoristisch, teils
satirisch auf diesen Ton. Schon C. H. Stratz1
bildet aus einem grandios gemalten Makimono
des Meisters, dem er den Titel: „Die Räuber“
gibt, vier Gruppen ab und bemerkt dazu: „Die
feine Individualisierung der weiblichen Figuren
ist so verschieden, so scharf durchgeführt, daß
es kaum denkbar ist, daß der Künstler ohne
lebende Modelle gearbeitet hat. Die jugendliche
1 Die Körperformen in Kunst und Leben der Japaner,
Stuttgart 1902, S. 185 ff.
Damaszener Arbeiten in Japan.
Fülle im Körper der Mädchen, die verschiedenen
Grade des Welkens bei den Frauen sind am
Gesicht wie an jedem einzelnen Teile des Kör-
pers sichtbar gemacht; jede einzelne Figur lebt
ein besonderes Leben.“ Ich habe nicht nur diese
Rolle wegen der außerordentlichen Feinheit der
Malerei angestaunt, sondern auch andere Pro-
dukte dieser Art in großer Zahl studieren können.
Allerdings darf ich die Empfindung nicht ver-
schweigen, daß, wie Moronobu, Harunobu
und Utamaro objektiv über diesem Stoffe stehen
und in ihrer Art klassisch sind, mir Kuniyoshi
unter ihm zu stehen scheint. Man merkt ihm
das glühende Behagen an, mit dem er sich in
diese Phantasien stürzt. Er möchte am liebsten
alle Tollheiten mitmachen, selbst wenn sie in
Grausamkeiten ausarten. Hier zeigt sich der
dekadente Künstler am deutlichsten! Koloristisch
brachte er ein neues Element in die Technik der
Shungwa hinein: Seine wertvolleren Bücher dieser
Art sind mit einer Farbenpracht und -feinheit
ausgeführt, die an die Art der Surimono erinnert.
Gold, Silber, Bronze, Lackdruck, Reliefpressung,
irisierende Töne, Metallpulver müssen dabei mit-
wirken. Daß gerade auf seinen erotischen Zeich-
nungen die Katzen eine hervorragende Rolle
spielen, braucht kaum bemerkt zu werden.
Was ich geben konnte, will nur eine Studie
sein. Ein abschließendes Urteil läßt sich bei der
großen Masse der Stoffe, da fast täglich neue
Kuniyoshi-Drucke auftauchen, noch nicht geben.
Aber es lohnte sich wohl, diesem Meister spezielle
Sammlungen, namentlich seiner Handskizzen, zu
widmen. Wenn meine Fingerzeige dazu eine
Anregung geben, so ist der Zweck dieser Zeilen
erfüllt.
Damaszener Arbeiten in Japan.
Von Heinrich Pudor-Leipzig.
ie Schwerter von Damaskus waren von
alters her berühmt und die Eisenschmiede
von Damaskus angesehen. WennNebukad-
nezar sich rühmt, daß er die Schmiede der Aramäer
mit sich fortgeführt habe, so hat er darunter ins-
besondere die Schmiede von Damaskus ge-
meint1. Später legte Kaiser Diocletian große Waffen-
fabriken in Damaskus an. Infolge der Kreuzzüge
wurden dann die Damaszenerklingen auch in Europa
berühmt. Beck verbreitet sich im o. W. folgender-
1 Vgl. Beck, Geschichte des Eisens I, S. 142.
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