im Altertum und die Ausgrabungen der Ernst von Sieglin-
Expedition“ im Württ. Verein für Handelsgeographie zu
Stuttgart.
Dr. W. Andrae am 5. November über „Das Leben und
Treiben der Ausgräber in Assur“ in der Deutschen Orient-
Gesellschaft zu Berlin.
Geheimrat Prof. Dr. Sachau am 11. Nov. über „Der
gegenwärtige Stand der Kulturbeziehungen zwischen den
abend- und morgenländischen Völkern“ im Orientalischen
Seminar zu Berlin.
Dr. Roeder am 22. Nov. über „Die altägyptische Kultur
in ihren Beziehungen zu den Mittelmeervölkern und der
europäischen Vorgeschichte“ im Schlesischen Altertums-
verein zu Breslau.
Dr. Hugo Grothe am 30. Nov. über „Vom Mittehneer
zum Persischen Golf auf den Spuren der Bagdadbahn“ in
der Deutschen Kolonial-Gesellschaft zu London.
Neuerscheinungen.
Bei Karl W. Hiersemann erscheint Anfang 1913 eine
Übersetzung des wichtigen nachgelassenen Werkes von
E. F. Fenollosa „Epochs of Chinese and Japa-
nese Art“.
Eine Sammlung indischer Kunstwerke in guten
Reproduktionen beginnt eben Ananda K. Coomaraswamy
herauszugeben. Sie trägt den Titel „Visvakarma, examples
of Indian architecture, sculpture, painting, handicraft“. Da
Photographien indischer Kunstwerke schwer in Europa zu
erlangen sind, füllt das Unternehmen entschieden eine
Lücke aus.
„Staat und Gesellschaft des Orients“ nennt
sich ein demnächst erscheinender Band des großen Sammel-
werkes „Die Kultur der Gegenwart“ (Herausgeber
Prof. Hinneberg, Verleger B. G. Teubner), dem man
mit Interesse entgegensehen darf.
Eine „Kunstgeschichte in Bildern“ erscheint in
neuer Bearbeitung bei E. A. Seemann in Leipzig. Sie
bezweckt „systematische Darstellung der Entwicklung der
bildenden Kunst vom klassischen Altertum bis zur neueren
Zeit“. Die vorliegenden Lieferungen der Serie I (Altertum)
behandeln die „Kretisch-mykenische Kunst“ (Prof. Dr.
Winter) und „Babylonisch assyrische Kunst“ (Dr. Carl
Frank). Anschließen wird sich „Ägyptische Kunst“ (Prof.
Dr. H. Schaefer). Jedes der Hefte (Preis Mk. 1.20) bringt
300—400 Abbildungen in guten Reproduktionen und eignet
sich vortrefflich zum Selbststudium wie zum Führer von
Vorlesungen.
Vermischtes.
Ein neuer Versuch zur Entzifferung der het-
titischen Hieroglyphen. In der Novembersitzung der
englischen Society of Antiquaries berichtete R. Campbell
Tompson über seine Versuche, die hettitischen Hieroglyphen
zu entziffern. Zu diesem Zwecke hatten die Trustees des
Kleine Mitteilungen.
British Museum dem Gelehrten erlaubt, neue hettitische
hieroglyphische Texte zu benützen und zu zitieren, welche
Thompson, als bei den Ausgrabungen von Carchemish im
Jahre 1911 beteiligter Archäologe, mit hatte finden helfen.
Keine neue bilingue Inschrift ist bis jetzt gefunden worden,
und seine Entzifferung ist auf dem Studium hieroglyphischer
Texte unter Grundlegung derjenigen Resultate basiert, welche
aus den hettitischen Keilschrifttafeln aus Kleinasien erzielt
worden sind. In den Übersetzungen dieser Inschriften,
die bereits publiziert sind, koinzidierenThompsons Versionen
nur in wenigen, hauptsächlich ideographischen Wörtern,
mit den bis jetzt publizierten Resultaten. In ähnlicher
Weise stimmte er auch in der Betrachtung des Silben-
wertes von Zeichen nur in wenigen Fällen überein. Die
letzteren Lesungen sind alle Prof. Sayce zu verdanken,
dessen Identifizierung des Städtenamens von Tyana und
der Nominativendung -s vier befriedigende Äquivalente
schuf. Die Hauptquelle für Thompsons Lesungen war
eine neue lange, hieroglyphische Inschrift von 600 Zeichen,
die im Jahre 1911 gefunden worden war; aber den ersten
Gedanken faßte er doch aus einer vor ungefähr 30 Jahren
gefundenen und herausgegebenen Inschrift, die damals
wieder in der Erde verschwand und bei den neuen Aus-
grabungen wieder ans Licht gekommen ist. In den Zeichen-
gruppen der ersten Inschriftslinie erschien zweimal ein fein
ausgearbeitetes hieroglyphisches Zeichen; ähnliche Gruppen
ließen sich dann in der langen, neugefundenen Inschrift
entdecken. Es schien daher möglich, daß dieses Zeichen
den Wert „gar“ hatte, wie es in Sangar, König von
Gargamis, einem wohlbekannten Fürsten des 9. Jahr-
hunderts, vorkommt. Die Identifizierung war in der langen
Inschrift zweifellos richtig, in der anderen zeigte sich, daß
die Silbe „gar“, welche zuerst als in dem Worte „Gar-
gamis“ vorkommend angesehen wurde, für einen zweiten
San gar zu ergänzen sei, den Großvater des in der langen
Inschrift genannten Sangar, nach dem der Enkel in der
üblichen Weise benannt war. — Ein Städtename in einer
andern Inschrift war, wie die Versuche ergeben, Ka-r-k-mi-s
geschrieben, und diese Silbenwerte halfen in anderen In-
schriften Worte zu entziffern. Mit dem durch die Worte
„Sangar“ und „Gargamis“ gegebenen Schlüssel ließen sich
in den Hamath-Inschriften die Namen „Hamath“ und
„Irkulina“, ein König des 9. Jahrhunderts, der aus Salma-
nassars Inschriften bekannt ist, entziffern. Nach und nach
kam man zu der Einsicht, daß in der langen Inschrift eine
größere Anzahl Königsnamen verhüllt waren, welche durch
Anwendung der Silben werte, die man bei den oben genannten
Namen herausgebracht hatte, eine ganze Reihe von Namen
lesen ließen. Das „Athenaeum“ führt nunmehr folgende
gelesene Namen auf: 1. aus Salmanassars Inschriften
bekannt: „Muttallu“, „Kaki“, „Ninni“, Kate“, „Kirn“,
„Giammu“, „Arame“ und „Khunu“ (wahrscheinlich Akkunu);
2. bekannt aus den Sendschirli-Inschriften: „Panammi“ und
„Karal“ (dessen Vater); 3. bekannt aus den Boghaz-köj-
Texten: „Targasnalli“ (jetzt auf einem hettitischen Siegel
gelesen); 4. bekannt aus griechischer Tradition: „Ariarathes“,
wie verschiedene Kappadokische Könige auch auf Kappa-
dokischen Denkmälern genannt sind; 5. Stammesnamen,
die „Kauai des Kate“ (gemäß Salmanassar ist Kate der
95
Expedition“ im Württ. Verein für Handelsgeographie zu
Stuttgart.
Dr. W. Andrae am 5. November über „Das Leben und
Treiben der Ausgräber in Assur“ in der Deutschen Orient-
Gesellschaft zu Berlin.
Geheimrat Prof. Dr. Sachau am 11. Nov. über „Der
gegenwärtige Stand der Kulturbeziehungen zwischen den
abend- und morgenländischen Völkern“ im Orientalischen
Seminar zu Berlin.
Dr. Roeder am 22. Nov. über „Die altägyptische Kultur
in ihren Beziehungen zu den Mittelmeervölkern und der
europäischen Vorgeschichte“ im Schlesischen Altertums-
verein zu Breslau.
Dr. Hugo Grothe am 30. Nov. über „Vom Mittehneer
zum Persischen Golf auf den Spuren der Bagdadbahn“ in
der Deutschen Kolonial-Gesellschaft zu London.
Neuerscheinungen.
Bei Karl W. Hiersemann erscheint Anfang 1913 eine
Übersetzung des wichtigen nachgelassenen Werkes von
E. F. Fenollosa „Epochs of Chinese and Japa-
nese Art“.
Eine Sammlung indischer Kunstwerke in guten
Reproduktionen beginnt eben Ananda K. Coomaraswamy
herauszugeben. Sie trägt den Titel „Visvakarma, examples
of Indian architecture, sculpture, painting, handicraft“. Da
Photographien indischer Kunstwerke schwer in Europa zu
erlangen sind, füllt das Unternehmen entschieden eine
Lücke aus.
„Staat und Gesellschaft des Orients“ nennt
sich ein demnächst erscheinender Band des großen Sammel-
werkes „Die Kultur der Gegenwart“ (Herausgeber
Prof. Hinneberg, Verleger B. G. Teubner), dem man
mit Interesse entgegensehen darf.
Eine „Kunstgeschichte in Bildern“ erscheint in
neuer Bearbeitung bei E. A. Seemann in Leipzig. Sie
bezweckt „systematische Darstellung der Entwicklung der
bildenden Kunst vom klassischen Altertum bis zur neueren
Zeit“. Die vorliegenden Lieferungen der Serie I (Altertum)
behandeln die „Kretisch-mykenische Kunst“ (Prof. Dr.
Winter) und „Babylonisch assyrische Kunst“ (Dr. Carl
Frank). Anschließen wird sich „Ägyptische Kunst“ (Prof.
Dr. H. Schaefer). Jedes der Hefte (Preis Mk. 1.20) bringt
300—400 Abbildungen in guten Reproduktionen und eignet
sich vortrefflich zum Selbststudium wie zum Führer von
Vorlesungen.
Vermischtes.
Ein neuer Versuch zur Entzifferung der het-
titischen Hieroglyphen. In der Novembersitzung der
englischen Society of Antiquaries berichtete R. Campbell
Tompson über seine Versuche, die hettitischen Hieroglyphen
zu entziffern. Zu diesem Zwecke hatten die Trustees des
Kleine Mitteilungen.
British Museum dem Gelehrten erlaubt, neue hettitische
hieroglyphische Texte zu benützen und zu zitieren, welche
Thompson, als bei den Ausgrabungen von Carchemish im
Jahre 1911 beteiligter Archäologe, mit hatte finden helfen.
Keine neue bilingue Inschrift ist bis jetzt gefunden worden,
und seine Entzifferung ist auf dem Studium hieroglyphischer
Texte unter Grundlegung derjenigen Resultate basiert, welche
aus den hettitischen Keilschrifttafeln aus Kleinasien erzielt
worden sind. In den Übersetzungen dieser Inschriften,
die bereits publiziert sind, koinzidierenThompsons Versionen
nur in wenigen, hauptsächlich ideographischen Wörtern,
mit den bis jetzt publizierten Resultaten. In ähnlicher
Weise stimmte er auch in der Betrachtung des Silben-
wertes von Zeichen nur in wenigen Fällen überein. Die
letzteren Lesungen sind alle Prof. Sayce zu verdanken,
dessen Identifizierung des Städtenamens von Tyana und
der Nominativendung -s vier befriedigende Äquivalente
schuf. Die Hauptquelle für Thompsons Lesungen war
eine neue lange, hieroglyphische Inschrift von 600 Zeichen,
die im Jahre 1911 gefunden worden war; aber den ersten
Gedanken faßte er doch aus einer vor ungefähr 30 Jahren
gefundenen und herausgegebenen Inschrift, die damals
wieder in der Erde verschwand und bei den neuen Aus-
grabungen wieder ans Licht gekommen ist. In den Zeichen-
gruppen der ersten Inschriftslinie erschien zweimal ein fein
ausgearbeitetes hieroglyphisches Zeichen; ähnliche Gruppen
ließen sich dann in der langen, neugefundenen Inschrift
entdecken. Es schien daher möglich, daß dieses Zeichen
den Wert „gar“ hatte, wie es in Sangar, König von
Gargamis, einem wohlbekannten Fürsten des 9. Jahr-
hunderts, vorkommt. Die Identifizierung war in der langen
Inschrift zweifellos richtig, in der anderen zeigte sich, daß
die Silbe „gar“, welche zuerst als in dem Worte „Gar-
gamis“ vorkommend angesehen wurde, für einen zweiten
San gar zu ergänzen sei, den Großvater des in der langen
Inschrift genannten Sangar, nach dem der Enkel in der
üblichen Weise benannt war. — Ein Städtename in einer
andern Inschrift war, wie die Versuche ergeben, Ka-r-k-mi-s
geschrieben, und diese Silbenwerte halfen in anderen In-
schriften Worte zu entziffern. Mit dem durch die Worte
„Sangar“ und „Gargamis“ gegebenen Schlüssel ließen sich
in den Hamath-Inschriften die Namen „Hamath“ und
„Irkulina“, ein König des 9. Jahrhunderts, der aus Salma-
nassars Inschriften bekannt ist, entziffern. Nach und nach
kam man zu der Einsicht, daß in der langen Inschrift eine
größere Anzahl Königsnamen verhüllt waren, welche durch
Anwendung der Silben werte, die man bei den oben genannten
Namen herausgebracht hatte, eine ganze Reihe von Namen
lesen ließen. Das „Athenaeum“ führt nunmehr folgende
gelesene Namen auf: 1. aus Salmanassars Inschriften
bekannt: „Muttallu“, „Kaki“, „Ninni“, Kate“, „Kirn“,
„Giammu“, „Arame“ und „Khunu“ (wahrscheinlich Akkunu);
2. bekannt aus den Sendschirli-Inschriften: „Panammi“ und
„Karal“ (dessen Vater); 3. bekannt aus den Boghaz-köj-
Texten: „Targasnalli“ (jetzt auf einem hettitischen Siegel
gelesen); 4. bekannt aus griechischer Tradition: „Ariarathes“,
wie verschiedene Kappadokische Könige auch auf Kappa-
dokischen Denkmälern genannt sind; 5. Stammesnamen,
die „Kauai des Kate“ (gemäß Salmanassar ist Kate der
95