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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0141

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manche selten begangenen Pfade eingeschlagen und somit
für die fachwissenschaftliche Forschung reiche Materialien
beigebracht, was insbesondere auch durch die Teilnahme
eines Geologen (Dr. Leuchs) und eines Präparators für
die vielfältige Jagdbeute ermöglicht wurde. An den vor-
züglichen Aufnahmen, die gut reproduziert sind, wird der
Geograph und Ethnolog manche Belehrung finden. Ich
nenne, um nur einiges herauszugreifen, z. B. die charak-
teristischen Typen der Karakirgisen in Kutem Aldy (S. 57),
Kalmakinnen am Südfuß des Ischilik-Tau’s (S. 108), Kir-
gisenjurten am Kokterek (S. 110), die große Seewanne
des Issyk-Kul (S. 60), die Fichtenvegetation am Ufer des
großen Dschirgalanes (S. 121), Erosionen im oberen Kok-
Ssu-Gebiet (S. 133). Grothe.
Jobst, Fritz: In und außer Dienst in der Mongolei. Mit
88 Illustrationen und zwei Karten. Jena 1910, Herrn.
Costenoble. XII und 188 Seiten. 6,50 Mk.
Der Verfasser, ein ehemaliger Dolmetscheroffizier der
Gesandschafts-Schutzwache in Peking, hat jährlich mehrere
Monate, dienstlich, teils auf Urlaub, in der Mongolei zu-
gebracht und beachtenswerte Einblicke getan in mongolische
und chinesische Landschaften und Städte, lamaistische
Klöster und in Jurten der Steppe. In seiner Eigenschaft
als Dolmetscher ist der Verfasser in enge Berührung mit
allen Klassen und Berufen gekommen. Seine Skizzen der
Charaktere von Beamten und Händlern, Viehtreibern und
Dienern sowie von mongolischen Bauern und Nomaden
zeigen daher eine Vielseitigkeit und Intimität, wie man sie
vielen Reisenden nicht nachrühmen kann. Insbesondere
erfahren wir an zahlreichen Beispielen die interessante
Tatsache, mit welchem Terrorismus der Chinese in der
Mongolei schaltete und waltete, begreifen also die Motive,
die zur Loslösung der Mongolenstämme vom himmlischen
Reich der Mitte geführt haben. Das Beobachtete stellt
uns Jobst nicht in Form der Reiseerzählung dar, sondern
in Gestalt einer landeskundigen Monographie, bei der die
wesentlichen geographischen, volkskundlichen und wirt-
schaftlichen Elemente berücksichtigt sind. Über eine ge-
wisse Nüchternheit in der Schilderung und eine stilistische
Ungelenkheit wird man bei der fleißig zusammengetragenen
Materialsammlung hinwegsehen müssen.
Lebhafter fließt die Darstellung, da mit vielen amü-
santen persönlichen Erinnerungen gewürzt, in den fünf
den zweiten Teil des Buches bildenden Kapiteln „Das
mongolische Pony“. Behandelt wird Abstammung und
Heimat, Zucht, Äußeres und Charakter, Ankauf, Fütterung
und Stallpflege, Leistungsfähigkeit, sein Wert als Paßgänger
und Truppenpferd und das Pony, wie es in der chinesi-
schen Kunst dargestellt wird. Der Verfasser meint,
daß es sich wegen seiner hervorragenden Eigenschaften (ge-
nügsam, hart, ausdauernd, gewandt im Springen und Klettern,
gut transportierbar und billig) für etwaige zukünftige be-
rittene Infanterie oder die Reiter der Maschinengewehr-
kompagnien mit Nutzen verwenden läßt, namentlich in den
Kolonien. Ein Buch wie das Jobstsche beweist deutlich,
welche Vorteile die deutsche Chinaexpedition auch insofern
uns gebracht hat, daß sie tüchtige Offiziere zum Fernblick
für kolonialpolitische, wirtschaftliche und erdkundlich-

Kleine Mitteilungen.
wissenschaftliche Arbeiten und Aufgaben erzog. Wahre,
über den Bannkreis des engeren Vaterlandes hinausgehende
Weltkultur ist ohne eine die übrigen Länder und nament-
lich den näheren und fernen Osten umspannende geogra-
phische und kulturgeschichtliche Durchbildung nicht durch-
führbar. Und nach dieser Richtung haben wir noch manche
Lücke auszufüllen. —t—.
Die Momochidori des Kitagawa Utamaro nach den
besten Originalen von japanischen Künstlern nachge-
schnitten auf Veranlassung der Firma Rex & Co., Berlin.
Eingeleitet, verdeutscht und erklärt von Dr. Julius
Kurth. Berlin 1912.
Japan und seine Bildkunst ist uns Modernen wohl
ein gut Stück durch den Einfluß näher gerückt, welchen
es auf die Entwickelung unserer Künstler schon seit langer
Zeit gewonnen hat und noch immer mehr gewinnt. Aber es
gehört doch schon ein künstlerisch geschultes Auge dazu,
um bei japanischen, den Menschen darstellenden Holz-
schnitten über alles Fremdartige hinwegsehen und die
ästhetischen Werte derselben ganz genießen zu können.
Daran liegt es, wenn auch Gebildete dem japanischen
Farbenholzschnitt nicht immer das Interesse entgegen-
bringen, welches er eben wegen seines schwerwiegenden
Einflusses auf die moderne Malerei erregen muß. Erst
derjenige, welcher mit japanischen Augen zu sehen gelernt
hat, vermag die Fülle der Kraft in Zeichnung und Farbe
ganz zu werten. Nur auf einem Gebiet vermag auch der
Laie ohne weiteres die Kunst japanischer Malerei auf sich
wirken zu lassen, auf dem des Tierbildes wie der Blumen-
darstellung. Auch hier hat Japan im Farbenholzschnitt
Bewundernswertes geleistet. Obenan stehen die drei Bücher
Utamaros: „Gastgeschenke der Ebbe“ (das bekannte
Muschelbuch), „Ausgewählte Insekten“ und die „Hundert-
tausendvögel“ (die hundert Schreier). Gerade diese Werke
vermögen eine Brücke zu schlagen zwischen der japani-
schen und unserer Auffassung. Aber gerade diese Werke
gehören ebenso zu denen, welche in einem guten Exemplar
auch nur zu sehen, geschweige denn zu besitzen, nur
wenigen Sterblichen gewährt ist.
Um so lebhafter ist es zu begrüßen, daß die Berliner
Firma Rex & Co. unter ihrem Leiter, Herrn Vorwald,
in Gemeinschaft mit dem Utamaro-Kenner, Herrn Dr. J.
Kurth, es unternommen hat, die sogenannten „Hundert
Schreier“ Utamaros in einem Faksimiledruck weiteren
Kreisen zugänglich zu machen. Wer, wie ich, die besten
Ausgaben des alten Werkes kennt, wird von der Treue
der Nachahmung verblüfft sein. Es ist eine gewaltige
Arbeit, die in diesem Nachdruck steckt. Die Kopien sind
in Japan angefertigt, und ehe die einzelnen zarten Töne
von den dortigen Druckern getroffen wurden, war ein
stetes Korrigieren und Hin- und Hersenden nötig. Dafür
ist das Werk aber auch in hervorragender Weise gelungen.
Mit welcher Feinheit, und man möchte fast sagen, ver-
schwenderischen Liebe die Bilder ausgeführt sind, zeigt
schon, daß über 300 Platten angewandt wurden. Sie dürften
deshalb in der modernen Reproduktionskunst wohl einzig
dastehen. Der Eindruck der Bilder ist aber auch hervor-
ragend schön. Wunderbar ist das Schillern der Federn

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