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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Kahle, Paul: Das islamische Schattentheater in Ägypten
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0156

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Das islamische Schattentheater in Ägypten.
suchend. Hinter dem Steuermannshäuschen wird
der Wasserbehälter aus porösem gebranntem Ton
(Zir) und dahinter die Fahne sichtbar. Der
Wasserbehälter steht außerhalb des eigentlichen
Schiffes, damit der Wind, der dort freien Zutritt
hat, das Wasser abkühlt, und das abtropfende
Wasser nicht ins Schiff läuft Was unter Zir
und Fahne außer dem oberen Teil des Steuer-
ruders noch sichtbar wird, wurde in Menzäle als
bezeichnet. Es ist also eine Art
Umgang um das Steuerruder, der über den eigent-
lichen Schiffskörper hinausragt, und vielleicht
einen durchbrochenen Boden hat, so daß das aus
dem Zir darauf tropfende Wasser ablaufen kann.
Buntes durchscheinendes Leder ist nur an
zwei Stellen des eben erwähnten Umgangs (braun)
und beim Sockel des Ibrik (bläulich grün) erhalten.
Ergänzt sind zwei Stellen am Schiffskörper, sowie
die Segel an drei Stellen, bei denen ein Zweifel
kaum möglich war.
3. Tafel XIX. Noch nicht veröffentlicht. Länge
des Originals: 67 cm, Höhe: 52 cm.
Aufgezäumtes Pferd, von einem Diener ge-
führt. Auf die im „Blauen Reiter“ veröffentlichte
Parallele zu diesem Stück wies ich schon hin;
zwei andere ähnliche Stücke befinden sich noch
in meiner Sammlung. Außerdem gehört zu der-
selben Gruppe der als Fig. 13—15 in „Der Islam“ I,
S. 280 ff. veröffentlichte und beschriebene „Große
Reiter mit dem Falken“1, wobei zu beachten ist, daß
der Führer des Pferdes vorn abgebrochen ist —
bei den andern vier Stücken ist er vorhanden. Da-
gegen ist das in Berlin befindliche Stück das ein-
zige, bei der der Oberkörper des Reiters — frei-
lich ohne den dazugehörigen Kopf2 3 erhalten ist.
Besonders prächtig ist bei allen diesen Stücken
die wohl den Schild des Reiters darstellende
große Rosette, unterhalb deren gewöhnlich ein
Stück der Schwertscheide sichtbar wird. In dem
vorliegenden Falle deutet das Kreuzmuster, das
sich — etwas anders — noch in einem anderen
Stücke findet, darauf hin, daß dies Pferd einem
Christen gehörte. Die anderen beiden Rosetten
am Halse und Kopfe des Pferdes sind wohl nur
zur Verzierung da.
1 Das Stück ist jetzt Eigentum des Kaiser-Friedrich-
Museums in Berlin.
2 Der Kopf mit dem Arm und Falken gehört nicht
ursprünglich dazu.
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Die vom Sattel herabhängende Quaste ist bei
allen diesen Tieren aus technischen Gründen
ziemlich groß ausgestaltet: sie soll die Verbindung
zwischen den Vorder- und Hinterfüßen des Tieres
darstellen. Der nach hinten stehende Hinterfuß
des Pferdes ist ergänzt, ebenso die Nase, der
eine Arm und das eine Bein des Führers, und
ein paar Kleinigkeiten beim Sattel und Kopf des
Pferdes. Das bunte durchscheinende Leder ist
bei diesem Stücke verhältnismäßig gut erhalten.
Für weitere Einzelheiten verweise ich auf eine
Arbeit, die im „Islam“ erscheinen und die Ab-
bildung und Beschreibung der in meinem Besitze
befindlichen noch nicht veröffentlichten Stücke
enthalten soll.
Was das Alter dieser Schattenspielfiguren an-
betrifft, so habe ich ein paar Anhaltspunkte dafür
in meinen mehrfach erwähnten Aufsätzen ange-
geben. Wenn Georg Jacob als mutmaßlichen Durch-
schnitt für das Alter dieser Figuren das 16. Jahr-
hundert angibt1, so wird er damit im Wesent-
lichen das Richtige treffen. Es sind sicher
ältere Stücke dabei, insbesondere gehören dazu
die Stücke, die das von mir im „Islam“ II, S. 189ff.
behandelte Mamlukenwappen aufweisen. Sie
selber — oder zum mindesten die Vorlagen, nach
denen sie gefertigt sind2 — gehen wohl in das
14. bis 15. Jahrhundert zurück. Andere Stücke
stammen gewiß erst aus dem 17. Jahrhundert8.
Für die wichtigste Aufgabe bei diesen Figuren
hält Jacob4 die Bestimmung der Stoffe, zu denen
sie gehört haben. Das ist gewiß richtig, nur
glaube ich, daß das ohne sorgfältige Berücksich-
tigung der in Menzäle noch vorhandenen Tra-
dition nur schwer möglich sein wird. Diese
Tradition mag oft falsch sein. Immerhin ge-
währt sie einen Anhalt, der nicht unbeachtet
bleiben darf, und sicher ist, daß diese Tradition
fast alle Stücke in Beziehung setzt zu den
volkstümlichen ägyptischen Schattenspielen, die
1 Vgl. „Die Erwähnungen des Schattentheaters und der
Zauberlaternen bis zum Jahre 1700. Erweiterter biblio-
graphischer Nachweis von öeorgjacob“. (Berlinl912.) S. 15.
2 Ich weiß nicht, ob es ein Mittel gibt, das Alter
solchen Leders einigermaßen genau zu bestimmen.
3 Die genauere Kenntnis der Silhouettenkunst wird viel-
leicht auch für diese Lederausschneidearbeiten manches Re-
sultat ergeben. Vgl. G. Jacob: Die Herkunft der Silhouetten-
kunst (ojmadschylyk) aus Persien. Berlin 1913, S. 10.
4 A. a. O., S. 15 Anm.
 
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