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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Bork, Ferdinand: Weitere Verbindungslinien zwischen der Alten und der Neuen Welt
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0215

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Orientalisches Archiv
III. Jahrgang, vavavavavavavavavavavavavavav Heft 4.

Weitere Verbindungslinien zwischen der Alten
und der Neuen Welt.

Von Ferdinand Bork, Königsberg i. Pr.
(Mit 7 Abbildungen im Text.)

I. Zum Tierkreise der Maja.
1s ich im Orientalischen Archiv (Bd. III, 1)
Studien über Kulturzusammenhänge zwi-
Stfclßschen Altamerika und Westasien veröffent-
lichte, war ich von vornherein überzeugt, daß ich
auf die schroffste Ablehnung gefaßt sein müßte,
da die heute übliche Einkapselung der Forschung
in Einzelgebiete den Ausblick auf das Ganze
hindert. Es war mir daher eine große Über-
raschung, als ich von dem Assyriologen E. F.
Weidner, der sich namentlich durch Arbeiten
über die babylonische Astronomie und Meteoro-
logie einen Namen gemacht hat, rückhaltlose
Zustimmung erfuhr (Orientalist. Lit. Ztg. 1913,
Sp. 21 f.). Dagegen versuchte F. Boll gegen meine
Ausführungen den Zufall ins Feld zu führen
(T‘oung Pao 1912, XIII, S. 716f.). Nach seiner
Meinung ist der Tierzyklus mit allem, was dazu
gehört, Elementen, Himmelsrichtungen, Mond-
stationen u. dgl., als Ganzes erst in der hellenisti-
schen Zeit, etwa im zweiten vorchristlichen Jahr-
hundert entstanden und hat von Ägypten aus
seinen Siegeszug über die ganze Welt hin an-
getreten. Ich halte es für verfrüht, derartige
Schlüsse zu ziehen, ehe man den gesamten Stoff,
der in aller Welt zerstreut ist, gesammelt und
verarbeitet hat, und ehe man die Bedingungen
kennt, die die Entstehung von Tierkreisen,
Elementensystemen u. dergl. verursacht haben.
Alles, was wir heute tun können, ist, in diesem
Sinne für die Erweiterung unseres Wissen zu
sorgen und durch die Aufstellung von brauch-
baren Arbeitshypothesen neue Bahnen zu weisen.

Als solche kann ich Bolls Datierungsversuch
nicht gelten lassen, da er allzu sehr auf dem
argumentum e silentio beruht, das für die an Ur-
kunden arme Zeit des Altertums keinen Wert hat.
Zunächst möchte ich untersuchen, ob wirk-
lich nur ein Zufall die weitgehende Überein-
stimmung des majischen Tierkreises, den ich
aus den 20 Tagesnamen der Maja, Mexikaner
u. a. nach einem bestimmten Gesetze heraus-
gehoben habe, hervorgerufen hat, oder ob eine
Übertragung vorliegt. Daß ich mich wieder
für die zweite Möglichkeit entscheiden kann,
verdanke ich z. T. gerade dem Tatsachenstoffe,
den Boll aus seiner umfassenden Kenntnis der
klassischen Astronomie heraus in den Anmer-
kungen seines Aufsatzes niedergelegt hat.
Die Untersuchung des Zusammenhanges der
verschiedenenen Tierkreise muß, wie ich seiner-
zeit nachgewiesen zu haben glaube, von der
Frage ausgehen, welche Zyklusinstrumente
im Altertume in Gebrauch gewesen sind. Das
am häufigsten überlieferte und darum jüngste
ist der Kreis. Auf den chinesischen Spiegeln,
die Chavannes abbildet (T‘oung Pao 1906), sind
außer den 12 Tieren u. dergl. die vier Gott-
heiten der Himmelsrichtungen dargestellt. Auch
diese sind vier Tiere: eine schwarze Schild-
kröte (Nord), ein weißer Tiger (West), ein
grüner Drache (Ost) und ein roter Vogel (Süd).
Da, wie wir sehen werden, in aller Welt
Tiere zu den Himmelsrichtungen in Be-
ziehung gesetzt werden, so darf man wohl
annehmen, daß eine oder die andere Gruppe

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