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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0061

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der rückwärtigen. Darum wird hier nicht erst der eine Zug von vorn bis hinten
oder von hinten nach vorn beschrieben und erläutert werden, sondern beide sollen,
als ein Ganzes anzusehen, zusammen, in gleichmäßigem Fortschritt vom hinteren
Ende, als dem zeitlich früheren, angefangen, betrachtet werden. Allem voran das
centrale Bild der Rückseite, welches den Ausgangspunkt der ganzen im Friese
dargestellten heiligen Begehung bildet, wie das an seiner Rückseite (vgl. den
Grundriss Fig. 22) zu denkende Bild der Fax Ziel und Schluss von allem ist;
zweitens die vorbereitenden Handlungen der beiden Seitenbilder an der Rück-
wand; drittens die eigentlichen Festzüge an den Seitenwänden; viertens endlich
die Seitenbilder vorn, links und rechts von der Thür.

Das Centrairelief X, XI auf Taf. III.1) Auf felsiger Erhebung, die vom alten
Künstler theils wie geschichtetes Gestein, theils mehr in rundlichen Formen gebildet
ist, sitzt breit und bequem ein königliches Weib, in würdiger, doch schlicht natür-
licher Haltung, nach rechts gewandt. (Man vergesse nicht, dass hier, an der von
außen gesehenen Rückseite, ,rechts< das ist, was im allgemeinen an dem von vorn
gesehenen Bauwerk links ist.) Das rechte Bein der Göttin ist mehr gestreckt,
der linke Fuß näher zum Sitz gestellt, so dass der Schoß sich breitet. Auf dem

1) Ergänzt sind der Fußboden, ebenso der obere
Rand mit den Obertheilen der Capitäle, an der
linken Figur: Nase, r. Fuß, Zehen des linken, die
freiesten Theile des Mantelbogens, am Schwan Kopf
und Hals bis zum Ellbogen des Mädchens, Spitzen
der Schwungfedern; an der Hauptfigur: Nase, Flicken
an der r. Achsel, r. Unterarm und Hand sammt
1. Kind (von dem nur r. Hand alt), auch der Fels
darunter und das Vordertheil des Rindes von der
senkrecht von der Achsel der Hauptfigur herab-
laufenden Plattenfuge ab; ferner Theile der dicken
Apfel im Schöße der Hauptfigur, auch am Gewand,
r. Fuss, 1. Hand; am r. Kind: die r. Hand, 1.
Arm, Wange und anderes im Gesicht, das Kind
aber sonst alt; am Schaf Kopf, Beine, Schweif,
das Übrige überarbeitet; am r. Mädchen: Nase,
1. Fuss vorn, Gewandfalten über der Hand; am
Seethier Schnauze und der r. Flossenflügel. Entgegen
Milani bei v. Duhn, Annali 1881 S. 328 muss ich
weitgehende Überarbeitung in Abrede stellen, finde
solche auch am Felsen rechts mehr am Umriss als
auf der rauhen Fläche desselben. In Riccis Cor-
respondenz erwähnt (Brief 3), auch schon mit der
Deutung als drei Elemente. Abgebildet und kurz
in gleichem Sinne erläutert von Gori, Inscriptiones
etruscae I Taf. 14; danach von O. Jahn, Arch.

Petersen, Ära Pacis Augustae.

Zeitung 1858 Taf. 119 S. 181 und mit Angabe der
Ergänzungen ebenda 1864 Taf. 189 S. 177; ebenda
auch die kleinere Replik von Karthago; beide
in Lichtdruck bei Schreiber, Hellenistische Reliefs
Taf. 31 f., wiederholt in Umrissen im Jahrbuch 1896
S. 90 f., letzteres, nach dem Gips, unten III, Ii.

Von Besprechungen sei noch erwähnt Conze,
Götter- und Heroengestalten 156 (mit Abbildung);
Benndorf, Griechische und sicilische Vasenbilder
S. 77; Kalkmann, Jahrbuch 1886 S. 258; Amelung,
Führer durch die Antiken von Florenz S. IOI mit
Nachprüfung der Ergänzungen. Für deren Beurthei-
lung ist das Relief von Karthago wichtig, dessen
Abweichungen sich auf die Seitenfiguren beschränken,
während es die Mittelgruppe wesentlich überein-
stimmend und viel vollständiger gibt. Unvergessen
bleibe endlich, dass, nachdem Garrucci (BullettiftO
d. Instituto 1859 S. 100) das Florentiner Relief,
ohne es im Original gesehen zu haben, für modern
erklärt hatte, auch Stephani (C. R. 1860, S. 49) es
verdammte: „wer das Original gesehen hat, kann nicht
den geringsten Zweifel hieran" (an der Unechtheil)
„haben. . . . Allein selbst diese Abbildung (die
Jahn'sche) lehrt durch die ganze Art der Composi-
tion deutlich genug den modernen Ursprung." Vgl.
auch Milani, Studi c matcriali I 85.

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