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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0064

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52

Schon gleich nach der Entdeckung- wurde das Relief, wie uns Cardinal
Ricci im Briefe 3 (Anhang) mittheilt, für eine Darstellung der Elemente gehalten,
und die drei vorhandenen Frauen für Luft, Wasser und Erde erklärt. Mit mehr
logischem als künstlerischem Verstände wurde dann vermuthet, dass auch das vierte
Element einst im oberen Theil vorhanden gewesen und durch Abbruch verloren
gegangen sei. Erde, Wasser und Luft aber sind uns in dem Bilde so unver-
kennbar vor Augen gestellt, dass die Erklärung immer wieder darauf zurückkam.
Es war auch im Grunde nur eine andere, nicht bessere Benennung derselben Sache,
wenn Brunn in den drei Gestalten die himmlische, irdische und die im Meere
waltende Aphrodite erkennen wollte. Man übersah eben, dass die Seitenfiguren
der mittleren untergeordnet und unter sich gleichwertig sind; dass das, was sie
unterscheidet, nicht in ihnen selbst liegt, sondern in ihren Trägern, und dass
diese wiederum aus dem Elemente hervorgehen, das unter ihnen dargestellt ist,
und dass dieses endlich beidemal das Wasser ist, nur einmal das süße Wasser der
Quellen, Flüsse, Seen, das anderemal die salzige Meerflut. Also in Wirklichkeit
Erde, Wasser und Luft; nur nicht die Luft zur Linken und das Wasser zur
Rechten, sondern Wasser wie Luft zu beiden Seiten die Erde umgebend, jenes
unten, dieses oben, der wirklichen Vertheilung auf unserer Erde gemäß, wie sie
auch dem schauenden Auge sich darstellt. Aus den Wassern aber, süßen wie
salzigen, erheben sich die Dünste, die Wasser führenden Lüfte und Winde, jene
sanft und lind, diese leicht heftig und gewaltthätig, darum jene weiblichen, diese
männlichen Namens, so im Deutschen wie im Lateinischen und Griechischen:
aöpat aurae, äve\ioi venti.1) Darum lässt Horaz im Carmen saeculare V. 29 ff. beten

Fertilis frugum pecorisqne Tellus
spicea donet Cererem Corona;
nutriant fetus et aquae salubres
et Jovis aurae.

„Tellus möge mit dem Ährenkranze Ceres beschenken, und dem keimenden Leben
mögen heilbringende (nicht zerstörende) Wasser und Jovis Lüfte Gedeihen bringen."
Ernte und Aussaat stehen in den Horazischen Versen nebeneinander, wie die
zwei Feste der Pax am 4. Juli und am 30. Januar, und lassen schon die nahe

*) Vgl. über Aurae M. Mayer in Roschers wie schon bei Homer s 469 aöpTj 8' ix JtoxajJioO i'JXP^

Lexikon II 2147. Treffend ist besonders die aus JIVSSI Yjüiik itpö. Merkwürdig ist die Umkehr des

Aristoteles de mundo 4 (IV 3946, 13 B) ange- Bildes in Horazens (IV 2, 25) multa Dircacum levat

führte Stelle xä ds sv aept Jtviovxa 7tvsö|iaxa xaXoöjisv anra cycnum. Ihm ist die aura unpersönlich sowohl

ävc|iOi)s, cx'jpag 8s xäg eg 5fpoö cpspo|isvaj exnvoocj, an dieser Stelle wie im Saecularlied.
 
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