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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0126

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dem andern, der diesem gegenüber kniete, sind ganz nahe beieinander die
rechte Hand, darüber ein Knie und über diesem der linke Unterarm bis zum
Handgelenk sichtbar.1) Die Rechte hält das namentlich von Tempelfriesen her
wohlbekannte Schlächtermesser, culter, von dessen Schneide die untere Ecke ab-
gebrochen ist, mit der Rechten gegen den Hals des Stieres, und die Linke muss
die Spitze noch fester gegen die Haut des Thieres gedrückt haben, damit dieses
den Kopf nicht seitwärts bewegen könne. In dem kleinen Relieftheil unter dem
Stierkopf treffen so vielerlei Theile von verschiedenen Figuren zusammen, dass
es jetzt, wo das Obere fehlt, nicht leicht ist, jeden sogleich richtig zu verstehen.
Zur Aufklärung dient daher die umstehende Skizze (Fig. 36), deren beigeschriebene
Buchstaben kaum nöthig waren, um die Reste des linken Opferknechtes zu finden.
Zwischen dem rechten Bein des Stieres und dessen linkem Fuß wird ein be-
schuhter Fuß in Draufsicht und ein Stück des Beines f in sehr ausgesprochener
Bewegung sichtbar, leicht kenntlich als das des Schlächters, der, wie in ähnlichen
Darstellungen, hinter dem Kopfe des Stieres, ihm zugewandt stehend, zurücktritt,
um das Beil zum Schlage zu erheben. Von ihm ist sonst nichts erhalten; nur
die Falten, die über dem rechten Horn sichtbar sind, müssen dem um die Hüften
geschürzten Gewand des Schlächters gehören.

Es besteht ein starker Contrast zwischen diesem Bilde, soweit wir es bis
jetzt betrachtet haben, und den Zügen der Seitenfriese. Die in der Hauptsache
durch die ganze Länge des rechten Frieses gleichmäßig fortgehende Bewegung
ist hier zum Stillstand gekommen. Dass es sich darum handelt, ein Opfer zu bringen,
war in dem Festzuge selbst kaum deutlich geworden, außer an den zwei Camillen
des linken, dem Beilträger des rechten Zuges. Hier im Kopfstück erst findet sich
das Opferthier, und der Stier bildet den Mittelpunkt, den alle Dargestellten, die wir
gesehen, umgeben, alle ihm zugekehrt und die meisten mit Blick und Thun auf
ihn gerichtet. Das Opfer kann nicht außerhalb, sondern muss drinnen im Heilig-
thum gebracht werden, das ist selbstverständlich. Also muss zwischen dieser
Scene hier und dem vordersten Theile des rechten Zuges die Grenze zwischen
draußen und drinnen liegen, mag sie nun bloß gedacht oder auch bildlich darge-
stellt oder angedeutet gewesen sein. In dem Bilde der Opferung ist da, wo sich
diese Andeutung finden müsste, nämlich rechts, kein Platz dafür: bis zur Schulter
hat der Pfeifer dicht am Plattenrand gestanden. Neben seinem Nacken, rechts,
über seinem Kopf und zwischen den Köpfen der Lictoren ist glatter Grund,
keine Spur irgendeines Bauwerkes.

l) Vgl. d, g und c in Fig. 36. Das sichtbare Knie ist natürlich das linke.
 
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