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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0171

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i59

von gemalten Pilastern. Diese Pilaster bilden mit dem Gemälde und gewiss auch
mit der unteren Wand (über die man leider nichts weiß) einen Rahmen, durch
welchen man — wiederum, sagen wir, trotz der hohen Lage — in die freie Natur
hinauszublicken glauben soll. Durch zwei Kunstmittel hat der Maler diese seine
Absicht klargestellt. Erstens nämlich sind die Pilaster als doppelte gemalt, wie
sie es an der Ära Pacis ja wirklich sind, einer an der Innen-, einer an der
perspectivisch für die Vorstellung angedeuteten Außenseite der Wand, geradeso
wie es bei den nicht von einem Bogen überwölbten Durchblicken Augusteischer
Wanddecorationena) der Fall ist. Und ebenso wie in diesen Beispielen ist auch
bei den Odysseebildern der innere Pilaster in hellem, der äußere in dunklem Ton
gemalt, der letztere so des stärkeren Contrastes halber, in welchem dazu die lichte
Landschaft draußen steht. Zweitens sind die Linien und Farbentöne rechts und
links von jedem Pilaster wie zusammengehörig, so dass sie als durchschnittene Theile
eines weitausgebreiteten einheitlichen Ganzen erscheinen; man soll sie als con-
tinuierlich und nur für das Auge durch die Pilaster durchbrochen verstehen. Nun
ist wohl klar, dass diese Durchblicke durch den oberen, gleichsam offenen Wandtheil
durchaus der älteren Weise des zweiten Stiles, die S. 150 an den Wänden von
Boscoreale nachgewiesen wurde, gemäß sind. Was z. B. in Fig. 48 die Durchblicke
auf die Säulenhallen über dem Triglyphenfries, oder in Fig. 49 die architektoni-
schen Prospecte rechts und in der Mitte sind, das waren in dem Hause am
Esquilin die Odysseelandschaften. Eben weil man aber schon bald an dem hohen
Augenpunkt dieser Durchblicke Anstoß nahm, verlegte man sie dann von oben
nach unten und führte statt einer in der Höhe durchgehenden Wandöffnung eine
oder mehrere verticale ein, die in richtige Augenhöhe herabreichen.2)

Mit den Odysseebildern hatte schon Mau3) eine Wand aus einem kleinen
Gemach in der Villa des Diomedes zusammengestellt (Fig. 52). Hier ist das Ver-
hältnis der Wandtheile, das bei den Odysseebildern erst erschlossen werden musste,
größtentheils gegeben: unten Wandschluss zwischen den Pilastern, nicht hoch,
mehr Sockel als Scherwand, aber da mindestens die Basen der Pilaster fehlen,
auch nicht in ganzer Höhe erhalten (und in Fig. 52 unten noch mehr beschnitten).

*) Mon. ined. XII 23 und Fig. 49 f.

2) Das war sehr nahegelegt schon durch solche
Ausblicke, die wie Fig. 49, 52 (vgl. S. 149, 4) bis
zum Sockel herabreichten.

3) Geschichte Taf. VII oben, Text S. 163. Übri-
gens ist auch an den römischen Wänden noch manches
über dem Ornamentband, also an Stelle des Frieses

der Ära Pacis gemalt, was den Odysseelandschaften
näher steht, wie z. B. die mit Maskengruppen wech-
selnden Landschaften M. I. XII 5, dazu XI 44 und
die monochromen Friese über den palatinischen
Festons (Moscioni Photogr. 4283 f.). Ferner die kleinen
eingerahmten Bilder XII 5 a, 17, 19, hier besonders
die rechts im Bettraum gemalten, 23 und 24.
 
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