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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0175

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i63

Ranken, geht von dem Henkelansatz griechischer Schalen, Amphoren und
Hydrien aus.1) Da überwachsen die Ranken, nach dem alten Princip noch ge-
staltet, doch nun aufwärts zugleich und seitwärts sich entwickelnd, zuletzt den
ganzen, nicht vom figürlichen Schmuck eingenommenen Geläßkörper.2) Das
vollendetste Beispiel in kunstreicherer Technik, bemerkenswert auch wegen der
symmetrisch angeordneten Vögel, die gleich den Schwänen der Ära mit er-
hobenen Flügeln auf den Ranken sitzen, ist
die schöne Silbervase von Tschertomlik.3)
Diese reichen Rankengeschlinge vererben
sich auf die großgriechischen Gefäße. Hier
behalten sie die alte Stilisierung, aber wie
sie immer schematischer und lebloser wer-
den, entsteht neben ihnen eine andere Art
von Ranken- und Blütenschmuck, der für
die Schulter und den Hals der großen Pracht-
gefäße ebenso typisch wird, wie es die alten
Henkelpalmetten an ihrem Platze gewesen
waren, die neben jenen neuen, reicher aus-
gestatteten zu bestehen fortfahren. Die ge-
meinsame Abstammung beider kann man
nicht bezweifeln.4) Es ist jedoch nicht bloß
eine neue Zeit, sondern auch der neue Boden
Italiens, auf welchem sich die alte Ranke _ ..

-l^g- 53 Kehetiragment aus Ceglie.

in reicherem, üppigerem Wachsthum ent-
faltet. Namentlich wird jetzt vorherrschend das Motiv, einen centralen Blütenkelch
mit einem Kopf oder ganzen Figuren zu krönen, diese meist geflügelt, um die
schwanken Stengel nicht zu sehr belastet erscheinen zu lassen.

. Gleicher Zeit und Kunstübung entstammt auch ein Relieffragment aus
Ceglie, vor einigen Jahren in Brindisi in Nervegnas Besitz, dem auch die photo-
graphische Vorlage zu Fig. 53 verdankt wird. Aus weißem Kalkstein gearbeitet,

1) Winter, die Henkelpalmette auf attischen Taf. XXXIII.

Schalen, Jahrbuch 1892 S. 105. 4) Mehr noch die alten Palmettenblüten findet

2) Vgl. z. B. Gerhard, Apul Vasen XIII f. man z. B. Gerhard Apul. Vasen II, IV. Die neue,

3) Petersburger Compte - rendu 1864 Taf. I, natürlichere Blütenform und reicheres Geranke zeigen
Springer-Michaelis 6 S. 291. Man vergleiche damit I, III, V, VI, und den weiteren Fortschritt lassen
den Augusteischen Silberkrater von Hildesheim, jetzt Gerhard, Griech. Mysterienbilder Taf. IV und VIII
bei Pernice und Winter, Hildesheimer Silberfund unschwer erkennen.
 
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