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Petersen, Eugen; Niemann, George [Editor]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0190

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beider Monumente aber ist die, dass mitten in diese Bilder der römischen wie
der ägyptischen Welt ein wichtiges Ereignis hineingestellt ist. Dort in zwei
Figuren die Rückgabe des Legionsadlers durch den Parther, hier in einer
einzigen die Einführung des Ackerbaues durch Triptolemos, wie verschiedene
Erklärer meinen. Es wäre eine lange Reihe von Denkmälern zu nennen, gälte
es zu zeigen, wie dieser Gedanke, die weiter oder enger gefasste Welt als den
Schauplatz eines bedeutenden Ereignisses darzustellen, sich entwickelte. Obenan
müsste der Schild des Achilleus stehen, wo das menschliche Leben auf der Erde
zwischen Himmel und Ocean hineingestellt, und wie so oft, gleich am Anfang
das Höchste versucht ist. Einen frühesten Vorläufer der Tellus zwischen den
Luftgöttinnen bietet die von Studniczka so glücklich erläuterte Schale von Nau-
kratis: Kyrene, wieder eine locale Tellus, aufrecht, mit Silphion und Granat-
apfelzweig in den Händen, umflattert von männlichen und weiblichen Luftgeistern,
Anemoi und Aurai.1) Hervorragend in dieser Reihe von Weltbildern sind des
Pheidias gro!3e Acte der attischen Religionsgeschichte: die Geburt Athenas
auf dem Olymp, an dessen vom Okeanos bespülten Abhängen gegen Morgen
Dionysos lagert, gegen Abend Aphrodite, jener dem auftauchenden Helios zu-
gekehrt, diese der in die Flut versinkenden Selene;2) als zweiter Act dann der
Streit um Attika auf dem enger umgrenzten Local der Akropolis zwischen den
Flüssen des Landes. Nur dass hier in den Giebeln alle Theile des Ganzen, die
in jenen älteren Bildern schon im Kreise um einen Mittelpunkt angeordnet waren,
auf eine Wagrechte gebracht sind. Die Tazza Farnese und der Augustuspanzer
zeig"en, wie die frühere Compositionsform auch später üblich war.3) Das Paris-
urtheil, Phaethons Sturz vom Sonnenwagen, Prometheus' Menschenbildung sind
Beispiele solcher Vorgänge, die in Sarkophagbildern, sicher nicht römischer Er-
findung, uns die immer reichere Ausgestaltung der persönlich gewordenen Natur
erkennen lassen. Da finden sich nicht nur Tellus, besser Gaia (denn die römischen
Namen versagen), Okeanos, Thalassa, Flussgötter, Nymphen, Uranos, Helios und
Selene mit den Dioskuren, Winde und Aurai, ja sogar der Blitz; und dass neben
dieser ideellen die materielle Natur, Felsen, Bäume u. s. w. nicht vergessen
wurde, zeigen die Bilder des Parisurtheiles, zeigt auch das Original des römischen
und karthagischen Gaiareliefs.

*) Vgl. Kyrene in Roschers Lexikon. Die dort 3) Mehr als die bekannten Vasenbilder mit der

erwähnte Deutung von Crusius ist in dem Bilde selbst Geburt des Erichthonios, selbst das berühmte Peters-

nicht begründet, und fliegende Städte und Phylen burger, Reinach, Repert. Vases I S. I, hat hier ein

sind gewiss ungriechisch. Recht, genannt zu werden das kürzlich von Reinach,

2) Man vergleiche den Giebel des capitolinischen Rev. arch. 1901 I S. 93 erläuterte, mit Darstellung

Juppitertempels, Arch. Zeitung 1872 S. I Taf. 57. der Geburt des Plutos.
 
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