Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
195

Sitzfiguren, Roma und Securitas (nicht Pax, wie Kubitschek zeigt), das untere
mit palmettenähnlichem Pflanzenornament gefüllt; endlich über dem wagrechten
Abschluss vom Gebälk, an welchem viermal Zahnschnitt kenntlich ist, freier oder
geschlossener gehaltene Eckakroterien. Gebälk und Sims haben meist eine der
Basis analoge Form.

Die letztere wäre viel zu hoch, wenn sie nur die Basis vorstellen sollte. Sie
soll aber sicher den Sockel miteinbegreifen, der aus den gleichzeitigen Architektur-
gemälden stadtrömischer und pompeianischer Häuser für das Bauwerk erschlossen
wurde (S. 148 ff.). Denn die im Jahre 86 geprägte Domitianische Münze 5, die
ich früher nur nach der flüchtigen Beschreibung Cohens, nicht nach einem Ab-
drucke kannte, bestätigt nun jenen kunstgeschichtlichen Schluss, da auf ihr wirklich
ein Sockel erscheint und von ihm gesondert, in richtigem Verhältnisse, die Basis,
diese deutlicher unter den Pilastern als unter den Wandstücken. Verdient also
diese Nachbildung hinsichtlich des Sockels vollen Glauben, so wird man ihr auch
die Treppe glauben müssen. Dann lag aber, worüber aus den bisher entdeckten
Resten nichts zu entnehmen ist, der Fußboden innerhalb der Einfriedung in der
Höhe des Sockels, etwa einen Meter höher als die Area, auf der sich das Ganze
erhob; denn genauer wird man aus der Münze den Höhenunterschied nicht
ermessen wollen, der Opferthiere wegen werden die Stufen gewiss niedrig
gewesen sein. Jedesfalls ist hiernach ausgeschlossen, dass die Thür den Sockel
durchschnitt, wie in Fig. 2, 20 und 59 angenommen ist. Ob auch der Fußboden
der umgebenden Säulenhalle über der Area des Hofes lag, bleibt natürlich ganz
ungewiss.

In einem andern Punkte aber ist die Domitianische Prägung wieder ungenauer:
sie füllt auch die untere Hälfte der Seitenfelder rechts und links von der Thür
mit menschlichen Figuren statt mit Pflanzengebilden. Sie bringt ferner, abweichend
von dem Neronischen Typus, in allen vier Feldern je zwei Figuren an. Infolge
dieser Häufung, die nur auf Kosten der feineren Ausführung möglich war, auch
wohl infolge der nicht hinlänglichen Erhaltung sind die Details dieser Darstellungen
nicht mehr sicher zu erkennen, doch ist in den oberen Feldern je eine der Thüre
zugewandte sitzende Figur, entsprechend dem Neronischen Typus, deutlich, neben
ihr eine stehende. Neu sind auch die beiden außerhalb des Gebäudes stehenden
Figuren, in denen Kubitschek eher kaiserliche Pontificalstatuen als mit Cohen
,opfernde Priester' erkennen möchte. Man ersieht aus allem, wie die Stempel-
schneider hier wie in andern Fällen das Einzelne frei nach den Forderungen

der eigenen Kunst gestalteten, und wie es daher nicht minder verkehrt wäre,

25*
 
Annotationen