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Pfälzer Bote für Stadt und Land (29) — 1894

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Nr. 131 - Nr. 140 (13. Juni - 23. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44153#0545

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rſcheint t äglidh it — 4* der Sonn⸗ u. Feiertage
8 tag3 mit Unterhaltungsbeilage. Kreis 2—

1.20 ohne Trägerlohn u. Boltanffchlag. Beftellungen

n Poftanftalten u. bei der Erpedition ‚Zwingerfiraße 7.


— 2

für Stadt

Anzeige- Blatt für die Umtsbezirke Heid

— Weinheim, Schwegingen, Rhilippsbı *
- Wiesloch, Bruchjal, Bretten, äfl?&uggemä[ä —

Cberbach, Buchen, Walldürn, Z.-Biichofh., Wertheimze.



— —





Verontwortlicher Redalteur:
Julius Zecker in Heidelberg.





Druck, Verlag u. Expedition von —







‚ 1. Tag. Eortſetzung)

*4 Karlsruhe, 14 Juni.
Cach dem „Bad. Beobachter?)
Staatgminiſter Kokt betont, die Regierung ſei
* der Richtigkeit der Anträge 1 und 3 nicht, über-
2 könne deßhalb nicht verſuchen, ihnen zum
4 zu verhelfen. Ueber frühere Dinge wolle er
* veden, denn auch das ſtärlſte Parlament kann

* Geſchichte nicht zurückrevidiren. Der Zerichter-
* ter habe geſagt ein Fürſt aus dem Hauſe Zäh-
rib*?tsen habe jein Berfprechen nicht gehalten. Davon

ille er nichts, er müſſe Dagegen proteftiren; ein


dern nur nach dem Verhältniß ſeiner Macht dabei
Maumirfen und auch in dem Make nur könne er
M Verſprechen halten. Der Antrag 1 wolle die
— und unbedingte Freiheit der Orden, darauf
He die Regierung micht eingehen. Rechtlich iſt bei
* kein Orden ausgeſchloſſen fie können aber müffen
en

Der Regierung. Das Nicht zulaſſen ſei alſo au
Recht der Regierung. Zhatjächlich auch *
gierung von dem 8 11 des Geſetzes vom Jahre
60 Sebrauch gemacht durch Gewaͤhrung von weib-
en Orden. Die Regierung hatte ſich auch im
hre 1888 beſttebt, auswaͤrtige männliche Ordens-
te im Lande wirken zu laffen; wer 3. B. aus
inem Orden austrete, lönne auch in Baden ein


echt keine Kbneigung g-gen die Orden vorwerfen;

äre Abneigung vorhanden, ſo würde die Regierung


Die klöſterliichen Vereine ſeien thatſächlich etwas an-


ie Ordensniederlaſſungen alsbald mit dem Vereins-
ejeß in Widerfpruch kommen. Eine unbedingte Frei-
bung der Orden könne ſchlechterdings nicht erfolgen,

wollen wır uus zunächſt von . einem anderen
— deutichen Staat vormachen laſſen. Den Studien der
Leitlichen in Rom und Innshruck ſtehe, gar
_ Nicht3 entgegen, wenn die Herren die vorgeſchriebenen
Etudien bei uns durchgenlacht haben. Ausnahmen
Lien übrigens8 durchaus möglich und es ſei auch eine
_ ganze Reihe von Dispenzen ertheilt, ja noch lein

ziges Geſuch um Disbenz ahgeſchlagen worden.

e Mijfionen ſollen in teiner Weiſe beſchräutt we


Vuber in Geidelberg, dwingerßraße? 29. Saht




hat, müſſe ſich unter Umſtänden auch der Miſſionar


vilegiren. Vorübergehend und in dringenden Fällen


ung aller geſetzlichen Beftimmungen moͤglich. Wenn
nichts Unrechtes geſchieht, exiſtirt kein Hinderniß für
die Aushilfe in der Seelſorge.
bezüglich der Beſetzung einzelner Kirchenämter

von keiner großen Wichtigkeit. Er betone, Ddaß
die männlichen Ordensmitglieder, wenn ſie Geiſtliche
ſind nicht ganz ausſchließen wolle von einer Thätig-
keit in Baden. Die Zulaſſung von Ordensmiſſionen

ſind


im Lande verhalten, Die Konfejfionelen Gegenſatze
haben in unſerer Zeit an Schärfe wieder zugenoͤmmen,


ſichtig ſein. Nach Wegfall des 1872er Geſetzes ſolle


den machen. Im Uebrigen ſei auch er dafür, daß
4 alle ſtaatserhaltenden Elemente zuſammen-
ehen.. * 5 ; ;
Abg Fief
ſtimmen, wenn die vom Abg Wacker angeführten
Vorausſetzungen zutreffen würden. Ex begreife es
gut, daß ſich Wacker als katholiſcher Geiſtlicher
dieſe Dinge begeiſtere. Nach ſeiner Weltanſchauung



verlangen. In Sachen der Tolerauz genügen ihm
die Auseinanderſetzungen der Abg. Waͤcker und v.


‚irche, das müfje auch Wacker heftätigen, es ſei die
Uuverföhnlichfeit der katholiſchen Kirche gegen alle
Deutſchland ſei in der That
ein Feld der tömiſchen Propaganda und Baden war

werden, nämlich die Unterwerfung des Staates
unter die kalholiſche Kirche. Er glaube wohl, daß
die aufrichtigen Katholiken keinen Hintergedanten bei
Vorſicht
fönne er fich jede Freiheit und Gerechtigkeit nur auf
dem Boden des Staates denken. Die
Kirche ſtellt aber ihre Rechte zum Staat ſelbſtſtandig
auf, ſie verlangt mit den Orden das Recht. alle die







*
Biedergefunden.

Erzählung von Alerand er Stern
* (Nachdruk verboten)
Madame de Vierre war aufgeſtanden und ſchien hinaus-

gehen M wollen. — ;

— „Wohin willft Du?“ fragte der Baron fie. .

—— „SOH möchte Cäcilie die }röhlidhe Nachricht mittheilen.

* „E3 wird nicht angehen, biS wir etwas Gewifje3 über
— ihres Vaters wikjen; jonit mwürde ir das

eben bis dayın {Mhreclich werden. Uebrigen3 verjOlägt

7 8 nichts, wenn ſie noch einige Zeit in der Ungewißheit

blei
— .8 erlaube mir, ganz der Meinung des verrn Barons
3 fein,“ jagte der — — —
einen Borichlag madhen vder Sie vielmehr um eine Gnade
— Bitten ! ch bingiung und ftark und reije gern. Nun muß
Urhaus eine Bertrauensperjon nad) Warſchau gehen, M
— Crfundiaungen über den Grafen einzusiehen und ihm
_ höthigenfalls nocdh mitzutheilen, da noch eines jeiner Kin-
y am Seben ift, Wollten Sie mich mit dieſem Aufirage
— beehren, jo mürde ih noch Heute nach Luzemburg reijen,

57)


ochen,

Drte fein

Der Baron war
verfianden, Der

— ‚ Um GCäcilie ſeine plötzliche Abreije zu \
er ihr mitgetheilt, baß eine Angelegenheit von GrDBer
Aichtigfeit ihn nach Paris rufe und er ſich gendthigt ſehe,
Cinige Zeit dort zu verweilen. - *

_ Andererfeitz Hatten Herr und Zvau de Bierre verab-
Yedet,. his zu jeiner Rückehr über ales Verdangene Still-
imeigen zu beobachten.. — * *

p boffe ich, würde ich an meinem Beſtimmungs-

mit dem Vorſchlage des Chevaliers
dann auch nach einigen Stunden das

Der Wınter war bereits mit ziemliher Strenge auf
getreten und Heftige Schneegeftöber, von fharfem, eifigem

Y



Winde begleitet, ſießen ( r
_ Reije eine langwierige, wenigfiens eine jehr unangenehme
jein werde. Wber der Gedaufe an Cäcilie, an den Dienit,
welchen er ihr bewie, an das Band welches fich hierdurch
noch feiter Inüpfen Jollte, wenn er das Glück haben jolte,
ibren Vater yoͤch unter den Lebenden zu freifen, — _ Diefjer
{tählte jeinen MuthH und liek ihn alle Gefahren
vergefjen. . — *
Unaufhaltjanı ſetzte er alſo ſeine Reiſe fort, ohne ſich
mebr al3 eıne furze Kaſt zu gönnen, und langte denn auch
Dank jeiner Energie und dem Eintritt einer ctwas beſſeren


hHatte, ;

Das Duell zwiſchen dem Grafen de Tavanes und dem
Marquis d’Spieux hatte in der ganzen Stadt großes UAuf«
jehen erregt, und der Berwundete hatte in den Kreiſen der
polnifchen Urtitofratie, welche für Den Kaiſer Napoleon
ebenio jehr {hwärmten, wie ſie Nußland haßte, ſchon aleich
die lebhafteſte Theilnahme gefunden.

Rauf de Maine brauchte deshalb nur den Namen des
@fufen zu nennen, um jogleih alle noͤthige Auskunft zu
erlangen. . *

Wie jehr freute er ſich, als er erfuhr, daß der Graf
ſeineſ Wunden nicht blo3 nicht erlegen let, jondern NO 10-
gar auf dem Wege der Befferung befinde,
mehr als er ging zu dem VBater Cäciliens. . 8

Trob des Druces der Zahre troß der granfanıen
Qeiden, welche ihın der Verluſt feiner Frau und Kinder
- verurfacht Hakte, war der Graf de Tavanes feit und unge-
beuat wie jein Degen geblieben, obwohl diejer Berluft
für ihü um jo fOmerzlidher jein mußte, alS eS ihm
Lotz aller Benrühungen nicht hHatte gelingen wollen, daz
‚Dunfel aufzuhellen, in welches dieſe ganze Sache eingehüllt

War. V E 3
Der Chevalier verftand es, ſeine heikle Aufgabe mit
iloſen _ und dem uns

\ zu erſchüttern, ale

_ feine Anzeichen mitzutheilen, die dafür {prachen, daß er
binnen Kurzem vielleicht feine beiden Kinder wiederfjehen












nicht ihrer Anſchauungen ſind, zu —

erinnere nur an die gemiſchten Chen, an Nach-


die Eivilehe, man fehe ja wie es in Ungarn herg


ſo lange darüber reden, als ihn der Präfident daran
nicht hindere. Gegen die 44
DOrben habe er nichts, der kathol. Geift lebe thatı
guͤch lebe insbejondere.
noc bei den barmherzigen Schweſtern, * große
Opfer der Charitas ie, hringen. Wenn die Möänners
orden ſich cusſchließlich mit der Krankenpflege a
geben würden, hätte er auch nichts gegen die Maͤn⸗
nerorden. Das ſeien aber nichts aͤnderes al8 die
Soldaten der Kirche. Die Miſſtonen ſeien di
Vorläufer der Orden. Die naturwidrigen Gelübde


aber doch zu, daß es in dieſer Hinficht‘ jetzt ander.
beſſer ift, mie früher. Reduer — —
Etholiſcher Broſchüren, die beweiſen ſollen, daß die


ſchlechter (liberaler) Zeitungen und die Befehrung der
Proteſtanten. In der Schweiz habe man * 8


Gemeinde gebetet, an einem andern Ort um Befre
ung vom Militärdienſt Redner kommt auf die
Stapulive x. Ein Aberglaube, wie man ibn
ſchlimmer nicht züchten könne, werde da gelehrt. Red.
ner kommt auf die Gürtel verſchiedener Heiligen zu
ſprechen. Meit den Benediktusmedaillen wolls man
alle möglichen Krankheiten heilen, Ungläubige de-
khſſeh ohobdeſeheiliccn Wafleru ſei das Ianatius-
ſei das Waſſer von Laurdes das berühmteſte. Red-
ner kommt auf die Madonnenerſcheinungen zu ſpr
chen, denen die deutſche Polizei ein raſches Eude b
Der Schwindel ſchlimmſter Art ſei d
Stigmatiſation; der hl. Autonius von Padua beſa


verſchiedenen Orten zu ſein. Was den Leuten vom
da ſpreche man von Feuer, von
es wundere ihn nur, woher man
das Alles wiſſe. Aehnliche Dinge kämen allerdings
auch in gewiffen proteſtantiſchen Miſſionen vor. Der
Index und die Inquiſition ſind die Werkzeuge, wo-
mit die katholiſche Kirche ihre Toleranz ausgeübl hat
und ſie würde es heute thun, wenn ſie die Macht
hHätte. Er will nicht haben daß ein Orden von

bei Cäcilie gefunden und das der Chevalier mitgeonmmen
Hatte, die Gräfin exkannttt ——
Die beiden Reijenden lanaten ohne Unfall wieder
Luxemburg an, wo der Baron, den man vorher bena
richtiat Hakte, ſie exwartete. *
Noch am ſelben Abend langte dex Graf auf dem
Schlofje des Barons an — und hier entwickelte i eine
Scene, die wir unmöglich beſchreiben koönnen, und die
* * recht zu Dbegreifen und zu würdigen im
ande iſt. *

weiter erwähnen,

13

Defrene war, als er na Hauje zurüdgelehrt war,
nicht wenig verwundert, als ihm Albert von der Möglich-
keil eine8 nächtlichen Neberfalles {prad), wie wenigſtens der
alte Zoris in Ausficht geſtellt hHatte. —

„Ciebes Rind,“ Hatte er darauf erwidert, „eS iſt aller-
ding2 leicht möglich, daß ung hHeute Nacht ein Neberfall
bevorfteht; aber die Schurken werden jedenfallS dabei den
Rürzeren ziehen. Zunächit wiſen wir um ihren Blan,
dann aber fönnen fie von außen WenigjtenS nicht durch
* Thür eindringen, ſondern müſſen die Mauern er

eigen.“ ; R j ; ' *
„Dies wird auch wohl gefhehen,“ meinte Albert,

— „ Wix werden uns aljo im Gofe auf die Lauer legen
und jedenm niederjchieBen, der jich blicken 1LBL“ —

Ich wüßte ein Bertheidigungsmittel, vi
beſſer wäre,“ meinte Albert, „Soeben hHabe ich
fünfzig Rugeln gegoffen. Die Wachthäuschen, weldhe f
an den vier ESden des Gebändes befinden, konnen
ſehr wobl als Boften Ddienen. Bon dert aus werde
wir die Bande heranrucken ſehen und dann auf


WachthHäuschen find offenbar auch zu dieſem Secke gebaür *

worden. *
AIII


 
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