größe der Häuser von Landlosen ist kleiner als die der
Häuser von Landbesitzenden. Unter den Landbesitzen-
den steigt die Grundstücksgröße tendenziell mit zuneh-
mendem Wohlstand (ebenda 127). Die Korrelation zwi-
schen Umfang des Landbesitzes und Größe sowie
Anzahl der Vorratsräume ist positiv. Das Gleiche gilt
für die Korrelation von Viehbestand und Stallfläche
(ebenda 128). Auch die Küchen der Landbesitzenden
von Aliabad sind im allgemeinen etwas größer (vor
allem länger) als diejenigen von Landlosen, was auf
höhere Investitionen für Bauholz zurückzuführen ist
(ebenda 129).
e 2) Soziale Faktoren
Die Familienform, die Haushaltsgröße und der Fami-
lienzyklus sind die wichtigsten sozialen Faktoren, die
die Form von Häusern beeinflussen.
Die Familienform beeinflußt die Zahl der Räume in
Häusern. Im iranischen Aliabad besitzt in Häusern von
erweiterten Familien jede Kernfamilie im Idealfall einen
eigenen Wohnraum mit einer Herdstelle (Kramer 1982,
117). Wie Beispiele in Yekshawa und Sulaimaniye (Iran)
zeigen, werden Häuser bei der Gründung einer neuen
Kernfamilie innerhalb eines bestehenden Haushaltes
- wenn es der Platz erlaubt - um einen Wohnraum
erweitert (Christensen 1967, 110. 114). In Kufr al-Ma
(Jordanien) konnte festgestellt werden, daß ein Ein-
raumhaus generell von einer Kernfamilie und ein Drei-
raumhaus meist von einer erweiterten Familie bewohnt
wird (Antoun 1972, 58).
Die Haushaltsgröße ist nicht nur von der Familien-
form abhängig, sondern auch von der Anzahl der
Frauen (Monogamie - Polygamie), der Kinder und der
anderen im Haushalt lebenden Personen, die nicht zur
Familie gehören. Wie zum Beispiel der Vergleich von
30 verschiedenen Siedlungsregionen der Ureinwohner
Kaliforniens zeigt, unter denen Gruppen von Regionen
mit durchschnittlich 6 bzw. 7,5 bzw. 15 Bewohnern pro
Haus unterscheidbar sind, führen größere Haushalte
zu proportional größeren Hausflächen (Cook - Heizer
1968, 95).
In Kufr al-Ma (Jordanien) werden Fünf- oder Sechs-
raumhäuser häufig von einer polygamen Familie be-
wohnt (Antoun 1972, 58). Auch die Ausstattung und
die Installationen in Häusern, wie zum Beispiel die An-
zahl von Vorratsbehältnissen, sind unter anderem von
der Haushaltsgröße abhängig (Kramer 1982, 121).
Der Familienzyklus kann mehrmalige Veränderungen
der Form, Größe oder inneren Aufteilung eines Hauses
im Laufe seines Bestehens notwendig machen, bedingt
durch Fortpflanzung, Heirat oder Tod von Haushalts-
mitgliedern. Bei einem von 1840 bis 1973 bewohnten
Landhaus in Qurnet Mar’ei (Ägypten) sind vier Bau-
phasen festzustellen, in denen nicht die Gesamtfläche,
aber die innere Aufteilung des Hauses auf Grund der
sich entwickelnden Familienstruktur während der Kin-
der- und Enkelgeneration des Bauherren grundlegend
verändert wurde (Castel 1984, 131 ff.).
Eine Untersuchung von Wohnhäusern der Kekchi,
einer Maya-Gruppe in Belize, zeigt den Einfluß des
sozialen Status eines Haushaltes auf die Hausform und
die Hausgröße. Die Häuser folgen alle demselben Plan,
variieren aber erheblich in den Größen. Die Unter-
schiede sind in diesem Fall nicht auf unterschiedliche
Haushaltsgrößen zurückzuführen. Stattdessen hängen
sie vom sozialen Status der Familie ab. Bis zu fünf
Familien können sich auf freiwilliger Basis zu Haus-
haltsgruppen zusammenschließen, die unter der Füh-
rung des ältesten Familienoberhauptes stehen. Auf
Grund seiner hervorgehobenen sozialen Stellung kann
das Gruppenoberhaupt die Mitglieder der jüngeren
Familien zum Bau seines Hauses heranziehen und mit
dieser Unterstützung ein größeres Haus als die anderen
Familien bauen (Wilk 1983, 109-111).
Ein in seinen Auswirkungen ähnlicher sozialer
Aspekt, der die Form von Häusern beeinflussen kann,
ist die soziale Kooperation. Der Grad der kollektiven
oder verwandtschaftlichen Arbeitsteilung innerhalb
einer Gruppe ist für die Investition an Arbeit und Mate-
rial in ein Haus entscheidend. Im nord-yemenitischen
Bergland hat sich trotz einheitlicher Wirtschaftsweise
und Sozialstruktur und einheitlicher natürlicher Um-
gebung am Munabbih- und am Razih-Berg jeweils ein
eigener Wohnhaustyp herausgebildet, der sich in Bau-
material, Höhe und zur Schau gestellter Wehrhaftigkeit
unterscheidet. Der Grund für die Abweichungen liegt in
einer unterschiedlich organisierten sozialen Koopera-
tion beim Hausbau. Während die Leute am Munabbih-
Berg ihre Häuser hauptsächlich mit Hilfe verwandt-
schaftlicher Arbeitsteilung errichten, greifen die Razih
auf eine Arbeitsteilung zwischen entlohnten Spezialisten
außerhalb der Familiengemeinschaft zurück (Nippa
1991, 71 f.). Auf verwandtschaftlicher Basis organi-
sierte Solidargruppen für den Hausbau finden sich auch
am Beispiel der Lehmarchitektur Nordsyriens und der
Schilfarchitektur des Südirak (Nippa 1991, 33 ff. 52 ff.).
e 3) Politische Faktoren
Einen bedeutenden Einfluß auf Hausformen hat die
sozio-politische Gliederung einer Gesellschaft. In einem
kulturübergreifenden Vergleich von 73 Gesellschaften
konnte Kent (1990) herausstellen, daß mit steigender
sozio-politischer Komplexität einer Gesellschaft die
Komplexität der räumlichen Organisation von Wohn-
häusern zunimmt. Obwohl diese Analyse stark vergrö-
bernd ist und gesellschaftsinterne Unterschiede igno-
riert, ist dennoch erkennbar, daß die definierten fünf
Kategorien von gesellschaftlicher Stratifizierung und
Hierarchisierung mit jeweils unterschiedlich organisier-
ten Wohnformen verbunden sind. Beispielsweise gehö-
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Häuser von Landbesitzenden. Unter den Landbesitzen-
den steigt die Grundstücksgröße tendenziell mit zuneh-
mendem Wohlstand (ebenda 127). Die Korrelation zwi-
schen Umfang des Landbesitzes und Größe sowie
Anzahl der Vorratsräume ist positiv. Das Gleiche gilt
für die Korrelation von Viehbestand und Stallfläche
(ebenda 128). Auch die Küchen der Landbesitzenden
von Aliabad sind im allgemeinen etwas größer (vor
allem länger) als diejenigen von Landlosen, was auf
höhere Investitionen für Bauholz zurückzuführen ist
(ebenda 129).
e 2) Soziale Faktoren
Die Familienform, die Haushaltsgröße und der Fami-
lienzyklus sind die wichtigsten sozialen Faktoren, die
die Form von Häusern beeinflussen.
Die Familienform beeinflußt die Zahl der Räume in
Häusern. Im iranischen Aliabad besitzt in Häusern von
erweiterten Familien jede Kernfamilie im Idealfall einen
eigenen Wohnraum mit einer Herdstelle (Kramer 1982,
117). Wie Beispiele in Yekshawa und Sulaimaniye (Iran)
zeigen, werden Häuser bei der Gründung einer neuen
Kernfamilie innerhalb eines bestehenden Haushaltes
- wenn es der Platz erlaubt - um einen Wohnraum
erweitert (Christensen 1967, 110. 114). In Kufr al-Ma
(Jordanien) konnte festgestellt werden, daß ein Ein-
raumhaus generell von einer Kernfamilie und ein Drei-
raumhaus meist von einer erweiterten Familie bewohnt
wird (Antoun 1972, 58).
Die Haushaltsgröße ist nicht nur von der Familien-
form abhängig, sondern auch von der Anzahl der
Frauen (Monogamie - Polygamie), der Kinder und der
anderen im Haushalt lebenden Personen, die nicht zur
Familie gehören. Wie zum Beispiel der Vergleich von
30 verschiedenen Siedlungsregionen der Ureinwohner
Kaliforniens zeigt, unter denen Gruppen von Regionen
mit durchschnittlich 6 bzw. 7,5 bzw. 15 Bewohnern pro
Haus unterscheidbar sind, führen größere Haushalte
zu proportional größeren Hausflächen (Cook - Heizer
1968, 95).
In Kufr al-Ma (Jordanien) werden Fünf- oder Sechs-
raumhäuser häufig von einer polygamen Familie be-
wohnt (Antoun 1972, 58). Auch die Ausstattung und
die Installationen in Häusern, wie zum Beispiel die An-
zahl von Vorratsbehältnissen, sind unter anderem von
der Haushaltsgröße abhängig (Kramer 1982, 121).
Der Familienzyklus kann mehrmalige Veränderungen
der Form, Größe oder inneren Aufteilung eines Hauses
im Laufe seines Bestehens notwendig machen, bedingt
durch Fortpflanzung, Heirat oder Tod von Haushalts-
mitgliedern. Bei einem von 1840 bis 1973 bewohnten
Landhaus in Qurnet Mar’ei (Ägypten) sind vier Bau-
phasen festzustellen, in denen nicht die Gesamtfläche,
aber die innere Aufteilung des Hauses auf Grund der
sich entwickelnden Familienstruktur während der Kin-
der- und Enkelgeneration des Bauherren grundlegend
verändert wurde (Castel 1984, 131 ff.).
Eine Untersuchung von Wohnhäusern der Kekchi,
einer Maya-Gruppe in Belize, zeigt den Einfluß des
sozialen Status eines Haushaltes auf die Hausform und
die Hausgröße. Die Häuser folgen alle demselben Plan,
variieren aber erheblich in den Größen. Die Unter-
schiede sind in diesem Fall nicht auf unterschiedliche
Haushaltsgrößen zurückzuführen. Stattdessen hängen
sie vom sozialen Status der Familie ab. Bis zu fünf
Familien können sich auf freiwilliger Basis zu Haus-
haltsgruppen zusammenschließen, die unter der Füh-
rung des ältesten Familienoberhauptes stehen. Auf
Grund seiner hervorgehobenen sozialen Stellung kann
das Gruppenoberhaupt die Mitglieder der jüngeren
Familien zum Bau seines Hauses heranziehen und mit
dieser Unterstützung ein größeres Haus als die anderen
Familien bauen (Wilk 1983, 109-111).
Ein in seinen Auswirkungen ähnlicher sozialer
Aspekt, der die Form von Häusern beeinflussen kann,
ist die soziale Kooperation. Der Grad der kollektiven
oder verwandtschaftlichen Arbeitsteilung innerhalb
einer Gruppe ist für die Investition an Arbeit und Mate-
rial in ein Haus entscheidend. Im nord-yemenitischen
Bergland hat sich trotz einheitlicher Wirtschaftsweise
und Sozialstruktur und einheitlicher natürlicher Um-
gebung am Munabbih- und am Razih-Berg jeweils ein
eigener Wohnhaustyp herausgebildet, der sich in Bau-
material, Höhe und zur Schau gestellter Wehrhaftigkeit
unterscheidet. Der Grund für die Abweichungen liegt in
einer unterschiedlich organisierten sozialen Koopera-
tion beim Hausbau. Während die Leute am Munabbih-
Berg ihre Häuser hauptsächlich mit Hilfe verwandt-
schaftlicher Arbeitsteilung errichten, greifen die Razih
auf eine Arbeitsteilung zwischen entlohnten Spezialisten
außerhalb der Familiengemeinschaft zurück (Nippa
1991, 71 f.). Auf verwandtschaftlicher Basis organi-
sierte Solidargruppen für den Hausbau finden sich auch
am Beispiel der Lehmarchitektur Nordsyriens und der
Schilfarchitektur des Südirak (Nippa 1991, 33 ff. 52 ff.).
e 3) Politische Faktoren
Einen bedeutenden Einfluß auf Hausformen hat die
sozio-politische Gliederung einer Gesellschaft. In einem
kulturübergreifenden Vergleich von 73 Gesellschaften
konnte Kent (1990) herausstellen, daß mit steigender
sozio-politischer Komplexität einer Gesellschaft die
Komplexität der räumlichen Organisation von Wohn-
häusern zunimmt. Obwohl diese Analyse stark vergrö-
bernd ist und gesellschaftsinterne Unterschiede igno-
riert, ist dennoch erkennbar, daß die definierten fünf
Kategorien von gesellschaftlicher Stratifizierung und
Hierarchisierung mit jeweils unterschiedlich organisier-
ten Wohnformen verbunden sind. Beispielsweise gehö-
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