Abb. 9 Methodisches Modell der archäologischen Demographie
(Methode B) auf der Grundlage der Siedlungsfläche und
die «Bewohnerberechnung» (Methode A) auf der
Grundlage der Anzahl der Häuser (Abb. 9).
Zusätzlich kann mit den Ergebnissen einer Bewoh-
nerberechnung auf der Grundlage der Anzahl der Be-
wohner eines Hauses die durchschnittliche Wohnfläche
errechnet werden, die in einer Siedlung bzw. in einem
Haustyp pro Person zur Verfügung steht (Platzbedarf/
Person).
Die Rekonstruktion der Familienstruktur und der
Zahl der Bewohner beruht darauf, daß im archäologi-
schen Hausplan unterscheidbar ist, welche Räume
Wohnfunktionen erfüllten und welche anderweitig be-
nutzt wurden. Eine soziale Analyse ist folglich nur mög-
lich, wenn durch die funktionale Analyse (s. o.) genaue
Aussagen über die Verwendung der Räume erarbeitet
werden konnten.
Konzept 5: Die diacbronische Analyse
Die vorrangigsten Aufgaben eines Haushaltes sind ge-
meinsames Wohnen, gemeinsames Wirtschaften und die
Sozialisation von Kindern. Ein Haushalt ist also nicht
nur durch Verwandtschaft definiert, sondern auch
durch die gemeinsamen Aktivitäten. Sowohl die soziale
Zusammensetzung als auch die Aktivitäten eines Haus-
haltes sind nicht konstant, sondern ständigen Verände-
rungen unterworfen (Ashmore - Wilk 1988, 2 f.). Dieses
Prinzip wird als «Entwicklungszyklus» eines Haushal-
tes bezeichnet (Goody 1958). Er ist von zwei Kreis-
läufen abhängig, die sich gegenseitig beeinflussen: dem
familiären Zyklus (der biologisch-sozialen Entwick-
lung) und dem wirtschaftlichen Zyklus (der Entwick-
lung der Art und des Umfangs der Aktivitäten eines
Haushaltes).
Die Ursachen für den familiären Zyklus eines Haus-
haltes sind biologische Reproduktion, Heirat, Tod, Ver-
erbung, Generationswechsel etc., die Ursachen für den
wirtschaftlichen Zyklus sind einerseits Veränderungen
im Wirtschaftsvolumen eines Haushaltes, die durch den
familiären Zyklus bestimmt sind, andererseits Verände-
rungen der wirtschaftlichen Grundlage eines Haushal-
tes, die auf äußere Einflüsse zurückzuführen sind, wie
juristische Zwänge, sozio-politische Strukturen, Abhän-
gigkeitsverhältnisse, klimatische Einflüsse, Regenzeiten,
Dürreperioden etc.
Im Entwicklungszyklus eines Haushaltes sind Ver-
änderungen der Familienstruktur die vorrangigste Ur-
sache für Modifikationen der Form und Organisation
der Häuser (Haviland 1988, 121; Tourtellot 1988,
99.116; Castel - Charpin 1997, 249 f.). Dazu gehört in
erster Linie das Entstehen neuer Kernfamilien in einem
Haushalt durch die Heirat eines Sohnes der Familie, die
im Rahmen der patrilokalen Wohnfolge einen eigenen
Wohnraum im oder neben dem Haus beanspruchen
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(Methode B) auf der Grundlage der Siedlungsfläche und
die «Bewohnerberechnung» (Methode A) auf der
Grundlage der Anzahl der Häuser (Abb. 9).
Zusätzlich kann mit den Ergebnissen einer Bewoh-
nerberechnung auf der Grundlage der Anzahl der Be-
wohner eines Hauses die durchschnittliche Wohnfläche
errechnet werden, die in einer Siedlung bzw. in einem
Haustyp pro Person zur Verfügung steht (Platzbedarf/
Person).
Die Rekonstruktion der Familienstruktur und der
Zahl der Bewohner beruht darauf, daß im archäologi-
schen Hausplan unterscheidbar ist, welche Räume
Wohnfunktionen erfüllten und welche anderweitig be-
nutzt wurden. Eine soziale Analyse ist folglich nur mög-
lich, wenn durch die funktionale Analyse (s. o.) genaue
Aussagen über die Verwendung der Räume erarbeitet
werden konnten.
Konzept 5: Die diacbronische Analyse
Die vorrangigsten Aufgaben eines Haushaltes sind ge-
meinsames Wohnen, gemeinsames Wirtschaften und die
Sozialisation von Kindern. Ein Haushalt ist also nicht
nur durch Verwandtschaft definiert, sondern auch
durch die gemeinsamen Aktivitäten. Sowohl die soziale
Zusammensetzung als auch die Aktivitäten eines Haus-
haltes sind nicht konstant, sondern ständigen Verände-
rungen unterworfen (Ashmore - Wilk 1988, 2 f.). Dieses
Prinzip wird als «Entwicklungszyklus» eines Haushal-
tes bezeichnet (Goody 1958). Er ist von zwei Kreis-
läufen abhängig, die sich gegenseitig beeinflussen: dem
familiären Zyklus (der biologisch-sozialen Entwick-
lung) und dem wirtschaftlichen Zyklus (der Entwick-
lung der Art und des Umfangs der Aktivitäten eines
Haushaltes).
Die Ursachen für den familiären Zyklus eines Haus-
haltes sind biologische Reproduktion, Heirat, Tod, Ver-
erbung, Generationswechsel etc., die Ursachen für den
wirtschaftlichen Zyklus sind einerseits Veränderungen
im Wirtschaftsvolumen eines Haushaltes, die durch den
familiären Zyklus bestimmt sind, andererseits Verände-
rungen der wirtschaftlichen Grundlage eines Haushal-
tes, die auf äußere Einflüsse zurückzuführen sind, wie
juristische Zwänge, sozio-politische Strukturen, Abhän-
gigkeitsverhältnisse, klimatische Einflüsse, Regenzeiten,
Dürreperioden etc.
Im Entwicklungszyklus eines Haushaltes sind Ver-
änderungen der Familienstruktur die vorrangigste Ur-
sache für Modifikationen der Form und Organisation
der Häuser (Haviland 1988, 121; Tourtellot 1988,
99.116; Castel - Charpin 1997, 249 f.). Dazu gehört in
erster Linie das Entstehen neuer Kernfamilien in einem
Haushalt durch die Heirat eines Sohnes der Familie, die
im Rahmen der patrilokalen Wohnfolge einen eigenen
Wohnraum im oder neben dem Haus beanspruchen
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