28 Hans Holbein d.Ä., Sebastians-Altar, München, Alte Pinakothek
»Freiheitsbrief« hindeuten, der 1545 im Nachlaß der Witwe Hans Hol-
beins d. J. in Basel erwähnt wird, und der sich, da Maximilian bereits im
Jahre 1519 starb, nur auf Hans Holbein d.Ä. bezogen haben kann);30
möglicherweise ging er aber auch weiterhin auswärtigen Aufträgen nach.
Zeitweilige Abwesenheiten von Augsburg könnten auch die sich seit 1515
häufenden Klagen wegen meist geringfügiger Schulden erklären,31 die
indes keinesfalls den Schluß zulassen, der Künstler habe etwa wegen
finanziell zerrütteter Verhältnisse mit seiner Familie die Stadt dauerhaft
verlassen müssen.32
Im Winter 1516/17 erhob Sigmund Holbein gegen seinen Bruder
Klage vor dem Augsburger Gericht. Es ging zum einen um Schuldsachen,
zum andern darum, daß Hans nicht mit ihm nach »Eysznen« gezogen sei,
wobei unIdar bleibt, wer mit wem dorthin ziehen wollte.33 Auch die
Frage, welcher Ort mit »Eysznen« gemeint ist, ist mit letzter Sicherheit
nicht zu klären. Da Hans Holbein d. J. im Jahre 1526 versuchte, Malgerät
und -material seines Vaters von den Antonitern in Isenheim zurückzuer-
halten, das dieser dort zurückgelassen hatte,34 könnte es sich bei »Eysz-
nen« um diesen Ort gehandelt haben, doch ist nicht auszuschließen, daß
statt dessen Isny im Allgäu gemeint war.35 Seit 1517 wurde Holbein in
den Augsburger Steuerlisten unter den auswärts weilenden Bürgern
geführt, seit demselben Jahr war auch das Haus der Familie am Vorderen
Lech vermietet. Doch zumindest im Steuerjahr 1517/18 ließ Holbein die
Kopfsteuer durch die Herren von St. Martin entrichten, und 1524 wurde
sein Tod ausdrücklich im Augsburger Malerbuch vermerkt."6
Wie immer man diese spärlichen und einander zum Teil widersprechen-
den urkundlichen Zeugnisse zu Tätigkeit und Aufenthaltsort des älteren
Holbein nach 1514 auch interpretieren will, die wenigen in diesen Jahren
geschaffenen Arbeiten, die urkundlich oder durch Signatur und Datie-
rung unzweifelhaft mit ihm in Verbindung zu bringen sind, bieten nur
wenige zusätzliche Anhaltspunkte. Das jüngste dieser Werke, der soge-
nannte »Lebensbrunnen« im Museu Nacional de Arte Antiga zu Lissabon
{Abb. 34), stammt bereits aus dem Jahre 1519. Aus dem letzten Lebens-
jahrfünft des älteren Hans Holbein sind somit keine Arbeiten erhalten
geblieben, die ihm anders als auf stilkritischem Wege zuzuschreiben
wären.3/
Der alte - ursprüngliche? - Rahmen des Sebastians-Altars, der sich
heute in der Alten Pinakothek zu München befindet (Abb. 28), trug bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts angeblich die Bezeichnung »hans hol-
bein 1516«.38 An der Zuschreibung des Triptychons an den älteren Hans
Holbein kann kein Zweifel bestehen, hat er doch zahlreiche Köpfe, Hal-
tungsmotive und weitere Details in gleichfalls erhaltenen Einzelzeich-
nungen vorbereitet, darunter auch sein Selbstbildnis als Bettler zu Füßen
der Heiligen Elisabeth auf der Innenseite des rechten Flügels (Abb.29).39
66 »Holbein-Bilder«. Entstehung und Kritik
»Freiheitsbrief« hindeuten, der 1545 im Nachlaß der Witwe Hans Hol-
beins d. J. in Basel erwähnt wird, und der sich, da Maximilian bereits im
Jahre 1519 starb, nur auf Hans Holbein d.Ä. bezogen haben kann);30
möglicherweise ging er aber auch weiterhin auswärtigen Aufträgen nach.
Zeitweilige Abwesenheiten von Augsburg könnten auch die sich seit 1515
häufenden Klagen wegen meist geringfügiger Schulden erklären,31 die
indes keinesfalls den Schluß zulassen, der Künstler habe etwa wegen
finanziell zerrütteter Verhältnisse mit seiner Familie die Stadt dauerhaft
verlassen müssen.32
Im Winter 1516/17 erhob Sigmund Holbein gegen seinen Bruder
Klage vor dem Augsburger Gericht. Es ging zum einen um Schuldsachen,
zum andern darum, daß Hans nicht mit ihm nach »Eysznen« gezogen sei,
wobei unIdar bleibt, wer mit wem dorthin ziehen wollte.33 Auch die
Frage, welcher Ort mit »Eysznen« gemeint ist, ist mit letzter Sicherheit
nicht zu klären. Da Hans Holbein d. J. im Jahre 1526 versuchte, Malgerät
und -material seines Vaters von den Antonitern in Isenheim zurückzuer-
halten, das dieser dort zurückgelassen hatte,34 könnte es sich bei »Eysz-
nen« um diesen Ort gehandelt haben, doch ist nicht auszuschließen, daß
statt dessen Isny im Allgäu gemeint war.35 Seit 1517 wurde Holbein in
den Augsburger Steuerlisten unter den auswärts weilenden Bürgern
geführt, seit demselben Jahr war auch das Haus der Familie am Vorderen
Lech vermietet. Doch zumindest im Steuerjahr 1517/18 ließ Holbein die
Kopfsteuer durch die Herren von St. Martin entrichten, und 1524 wurde
sein Tod ausdrücklich im Augsburger Malerbuch vermerkt."6
Wie immer man diese spärlichen und einander zum Teil widersprechen-
den urkundlichen Zeugnisse zu Tätigkeit und Aufenthaltsort des älteren
Holbein nach 1514 auch interpretieren will, die wenigen in diesen Jahren
geschaffenen Arbeiten, die urkundlich oder durch Signatur und Datie-
rung unzweifelhaft mit ihm in Verbindung zu bringen sind, bieten nur
wenige zusätzliche Anhaltspunkte. Das jüngste dieser Werke, der soge-
nannte »Lebensbrunnen« im Museu Nacional de Arte Antiga zu Lissabon
{Abb. 34), stammt bereits aus dem Jahre 1519. Aus dem letzten Lebens-
jahrfünft des älteren Hans Holbein sind somit keine Arbeiten erhalten
geblieben, die ihm anders als auf stilkritischem Wege zuzuschreiben
wären.3/
Der alte - ursprüngliche? - Rahmen des Sebastians-Altars, der sich
heute in der Alten Pinakothek zu München befindet (Abb. 28), trug bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts angeblich die Bezeichnung »hans hol-
bein 1516«.38 An der Zuschreibung des Triptychons an den älteren Hans
Holbein kann kein Zweifel bestehen, hat er doch zahlreiche Köpfe, Hal-
tungsmotive und weitere Details in gleichfalls erhaltenen Einzelzeich-
nungen vorbereitet, darunter auch sein Selbstbildnis als Bettler zu Füßen
der Heiligen Elisabeth auf der Innenseite des rechten Flügels (Abb.29).39
66 »Holbein-Bilder«. Entstehung und Kritik