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Nach anderen Ländern und Reichsstädten blieb aber das Stapelrecht in der Form
der Fürfahrtsabgabe aufrecht; daraus verzeichnet z. B. die Stadtkammerrechnung von
1662 eine Einnahme von 1448 Fl. 45 Krzr. Damals gingen innaufwärts
14657 Emer öſtreicher Wein, 784 Schaff Getreide nach Tirol und an Glas
79 Schilling Scheiben, 63 Krachſen Trinkgefäße und 4 Zentner ,Ortfingerl“.
Nach Bayern gingen aus Oeſstreich 541 Emer Wein, 110 Emer Bier, 240 Schaff
Getreide, 105 Tonnen Honig, 1970 Zentner „Zwetschgen“ ~ zur Schnapsbereitung -
6 Zentner Senf und aus dem unteren Bayerwald 49 Zentner Hopfen. Nach Oestreich
gingen 389 Emer „Oberländer“ d. i. Neckarwein und 2 Emer spanischer Wein. Am
Transport waren beteiligt 12 Schiffmeiſter aus Laufen, 7 aus Regensburg, dann
noch Schiffmeister und Händler aus Wien, Ybbs, Pechlarn, Linz, Nußdorf, Aschach,
Rohrbach, Waldkirchen, Hauzenberg, Straubing, Augsburg, Ulm, Obernberg,
Salzburg, Hallein, Mühldorf, Wasserburg, Rosenheim, Hall und Innsbruck.
Ueber den eigenen Handel Passaus im gleichen Iahr fehlen leider Anhaltspuntte,
da die Mautregisſter nicht mehr eriſtieren. Die Passauer Hänoler beschränkten
ſich aber nicht lediglich auf den Durchgangshandel, wie ihn das Stapelrecht an
die Hand gab, sondern gingen auf die Ausgangspunkte zurück. Eifrig waren sie
bestrebt in Stein, Krems und anderen öſtreichiſchen Weinorten Weingärten
anzukaufen oder sich damit belehnen zu lasſſen. Den Salzhandel suchten sie ,an
der Wurzen“ in Hallein zu erfaſſen. Für die Südwaren hatten sie im 15. Iahr-
hundert eine Faktorei in Venedig und mit dem westlichen Handel knüpften sie
Beziehungen in Frankfurt a. M. an. Das Getreide kam aus Böhmen durch
die Stumer, aus Bayern zu Schiff oder zu Wagen. Was z. B. 1400/01 in
Passau gehandelt wurde, darüber gibt ein erhaltenes Mautregiſter Aufschluß.

Zu dieser Zeit hatte der Passauer Handel einen Hochstand erreicht, der bis
etwa 1470 anhielt. Um 1400 kann der Wert der Waren, die auf Donau
und Inn an der Stadt vorbeigeführt oder da niedergelegt wurden, auf etwa
Z50 000 Fl. geschätzt werden, also faſt um die Hälfte h6her als der Wert im
gleichzeitigen R h ein h an d e l ''). Der Betrieb lag aber durchaus nicht ausschließlich
in der Hand der Passauer Kaufleute und Schiffmeisſter; im Mautregiſter von
1401 sehen wir vielmehr Händler aus den versſchiedenſten Orten wie: Efferding,
Ottensheim, Enns, Grein, Krems, Kl. Neuburg, Wien, Steyr, Villach, Obern-
berg, Schärding, Braunau, Gars, Mühldorf, N. Oetting, Traunstein, Burghauſen,
Laufen, Salzburg, Landshut, Moosburg, Vilshofen, Deggendorf, Straubing,
Regensburg, Eichstätt, Nürnberg, Würzburg, Augsburg, Ulm, Kempten, Tindau
bis nach Hall i. Tirol, Bozen, Straßburg, St. Gallen. Weitgeſpannt waren
also die Verbindungen. Aber auch die Pasſauer Kaufleute gingen diesen nach;
so finden wir den Bürgermeister Andre Grüner um 1400 auf einem Handelszug
mit seinem Wappen eingetragen im Brudersſchaftsbuch des Hospizes am Arlberg.
Da aber nach alten Recht je d er Passauer Bürger handeln konnte, der nicht ein

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