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Schön, Theodor von
Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön (Band 4): Anlagen zum 2. Theil, Scharnhorst — Berlin, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.24268#0548

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daß die Völker Jdeen wollen, und daß die Gouvernements
sich ans Verstandesbegriffe beschranken. Daraus entsteht bei
den Ersten ein maßloses Treiben, denn Jdeen sind unendlich,
und bei den Letzten eine Hinneigung zum Vergangenen in
dem Grade, daß dabei mehr vom Gebiete der Chronik, als
von tzhilosophischer Anfnahme der Geschichte die Nede ist.
Dies muß die grellsten Widersprnche geben und wie Jdeen
nur Nothwendigkeit mit sich fnhren, Geschichte an sich aber,
ohne Philosophie, niemals Prinzipe geben kann, so müssen
Wirren entstehen, deren Folgen unberechenbar sind. Die Art
dieser Wirren bestimmt die Natur der Völker. Was in
Frankreich branst und tobt und verschwört, und in England
gesetzlich und ungesetzlich debattirt, steht bei dem deutschen
Verstande (Hannover!) loyal da. Thiers stellt in seiner Ge-
schichte der sranzösischen Revolution das Nesultat der ersten
Nationalversammlung auf, nnd mit Erstauncn und hoher
Freude sieht der Preuße da, daß diese Nesultate mit nnsern
gesetzlichen Bestimmnngen in den Jahren —15 nberein-

stimmen, nur — mit dem Unterschiede, daß in Frankreich
Empörung und Anfruhr nnd Verbrechen aller Art die Ent-
wickelung begleiteten, weil man dem Verstande dabei nicht
sein Recht zugestanden hatte, bei nns aber die Jdee un-
mittelbar und allein durch ihre Macht und Herrlichkeit ins
Leben treten konnte, weil dabei dem Verstande die ihm ge-
bnhrende Ehre gegeben war.

Wie die Sache heute steht, so ist den Völkern mehr
Verstand und den Gouvernements mehr Achtnng gegen die
Vernnnft zu wnnschen. Schön.

6.
 
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