Sandberger, als er im Raume südöstlich von Mün-
chen das Verhältnis von Flurgliederung und Weg
nutzt, um daraus alte Wege zu ermitteln und jünge-
re, welche nach dem Jahre 1157/8 entstanden sind,
als der Isarübergang von Oberföhring nach Mün-
chen verlegt worden ist17. Auch diese Untersuchung
erbringt ein grundsätzlich richtiges Ergebnis, indem
sie Wege als alt herausstellt, deren Verlauf mit der
Gliederung der Feldflur übereinstimmt, und zum
anderen solche als jünger ermittelt, deren Verlauf
die Flureinheiten schneidet. Im Detail sind die Aus-
sagen jedoch vielfach unzutreffend, weil sie allein
auf Beobachtungen in der heute offenen Feldflur
gründen und die in den Wäldern erhalten gebliebe-
nen Spuren von »Altwegen« unberücksichtigt las-
sen. Zum anderen erfährt die von A. Sandberger
angewandte Nutzungsmöglichkeit der Flurgliede-
rung dadurch Einschränkungen, daß letztere viel-
fach doch nicht aus der Landnahmezeit stammen,
also ursprünglich sind, sondern nur als Ergebnis
einer nachmerowingerzeitlichen Flurzusammenle-
gung verstanden werden können.
Die Altersrelation von Feldflur und Weg bildet ein
wesentliches methodisches Hilfsmittel in der hier
vorzulegenden Untersuchung. Das setzt den auf S.
202 ff. erbrachten Nachweis der Ursprünglichkeit offe-
ner, d. h. unbewaldeter Feldfluren und eine gründli-
che Dokumentation aussagefähiger Wölbäcker-Ein-
heiten voraus. Überdies ist eine unmittelbare Ver-
gleichbarkeit beider erwünscht gewesen, was deren
benachbartes Auftreten erfordert. Die Bedingungen
hierfür sind in der Münchener Schotterebene optimal.
Diese einheitliche Landschaft bietet in topographi-
scher wie in historischer Hinsicht große Vorteile.
Einmal üben das flache, optisch fast unmerklich
bewegte Relief, der gleicherweise tiefe Grundwasser-
stand18, die gleichförmigen Böden — die flach- und
mittelgründigen Braunerden19 —, und die großflächig
gegliederte natürliche Vegetation — die Fingerkraut-
Kiefern-Eichenwälder und die Labkraut-Eichen-
Hainbuchenwälder20 — keine kleinlandschaftlichen
Zwänge auf die Form entstehender Feldfluren aus.
Das alles ist so übereinstimmend gleichartig, daß man
fast von einem »neutralen« Raum sprechen darf, in
welchem sich die Gestaltung von Feldflur und Fern-
wegenetz ganz allein nach übergeordneten Gesichts-
punkten entfalten kann. — Aus historischer Sicht
bietet sich die Schotterebene für eine Untersuchung
an, weil die Erschließung ihrer Westhälfte, des Strei-
fens längs der Isar, im 6. Jahrhundert, die der östli-
chen Hälfte aber erst im frühen 8. Jahrhundert be-
ginnt. Hier besteht die Möglichkeit, Auskünfte über
spätmerowinger-karolingerzeitliche Flurformen zu
erhalten, d. h. über Fluren einer Zeitspanne, als das
Siedlungswesen aus ersten Ansätzen am Ende der
Völkerwanderungszeit mittlerweile zu festen, dauer-
haften Formen gefunden hat (Karte 18; Taf. 2).
Über frühe Fernwege gibt es in diesem Raum bisher
keine weitgespannten Untersuchungen. Von Details
und kurzen Abschnitten ist hingegen mehrfach die
Rede. Davon seien noch einige genannt. So kennt
1863 der Helfendorfer Chirurg Joseph Bock Spuren
solcher Wege: »Wie die vielen Anzeichen genugsam
bezeugen, bog sich in Helfendorf der Salzzug von
der Römerstraße rechts ab gegen Peiß, Siegerts-
brunn und Käferlohe, über Feldkirchen, Aschheim
zur Brücke nach Oberföhring, ehe eine solche in
München bestand«. Der Oberföhringer Pfarrer Karl
Riedl weiß, daß die Volkssage erzählt, »die Spuren
des Wagengeleises seyen bis in später Zeit noch
erkennbar gewesen von Aschheim bis Oberföh-
ring«21. Letztere sind in der heutigen Ackerbauland-
schaft nicht mehr auszumachen, erstere hingegen
noch vielfach in den weiten Wäldern. — Friedrich
Lutz untersucht die Isarübergänge nördlich Mün-
chens22, worunter sich der uns angehende von Ober-
föhring befindet. Walter Heerde stellt die Überliefe-
rung zu den Straßenverhältnissen von Haidhausen
zusammen und bespricht die Einführung der von
Osten nach München gelangenden Fernwege23.
Mit diesen Orten wird zugleich der politisch-histori-
sche Hintergrund aufgezeigt, welcher die Anlage
dieser Untersuchung wesentlich bestimmt hat. Der
Raum besitzt drei Herzogs- und spätere Königshöfe
mit besonderen Aufgaben: Oberföhring mit dem
offiziellen Isarübergang nach Westen (Karte 2),
17) A. Sandberger, Römisches Straßensystem und baierische Siedlung im Osten von München. Aus Bayerns Frühzeit,
Festschr. Frichrich Wagner (1962) 287.
18) E. Schirm, Die hydrogeologischen Verhältnisse der Münchener Schotterebene östlich der Isar (1968).
19) Bodenkundliche Übersichtskarte von Bayern 1:500000 mit Erläuterungen von F. Vogel (1961) 36ff.
20) P. Seibert, Übersichtskarte der natürlichen Vegetationsgebiete in Bayern 1:500000 mit Erläuterungen (1968).
21) Erzählungen aus dem Leben Heiliger und gottsel. Männer und Frauen, welche dem heutigen Königreiche Bayern
angehörten. 7. Sanct Emmeram. 1. Helfendorf und 4. Die ehemalige Eremitage des heil. Emmeram nächst dem
Pfarrdorfe Oberföhring bei München. Kalender für kath. Christen auf das Jahr 1863 (Sulzbach) 42. 46.
22) F. Lutz, Die Isarübergänge nördlich Münchens. OA 77, 1952, 113 ff.
23) W. Heerde, Haidhausen. OA 98. 1974, 230ff.
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chen das Verhältnis von Flurgliederung und Weg
nutzt, um daraus alte Wege zu ermitteln und jünge-
re, welche nach dem Jahre 1157/8 entstanden sind,
als der Isarübergang von Oberföhring nach Mün-
chen verlegt worden ist17. Auch diese Untersuchung
erbringt ein grundsätzlich richtiges Ergebnis, indem
sie Wege als alt herausstellt, deren Verlauf mit der
Gliederung der Feldflur übereinstimmt, und zum
anderen solche als jünger ermittelt, deren Verlauf
die Flureinheiten schneidet. Im Detail sind die Aus-
sagen jedoch vielfach unzutreffend, weil sie allein
auf Beobachtungen in der heute offenen Feldflur
gründen und die in den Wäldern erhalten gebliebe-
nen Spuren von »Altwegen« unberücksichtigt las-
sen. Zum anderen erfährt die von A. Sandberger
angewandte Nutzungsmöglichkeit der Flurgliede-
rung dadurch Einschränkungen, daß letztere viel-
fach doch nicht aus der Landnahmezeit stammen,
also ursprünglich sind, sondern nur als Ergebnis
einer nachmerowingerzeitlichen Flurzusammenle-
gung verstanden werden können.
Die Altersrelation von Feldflur und Weg bildet ein
wesentliches methodisches Hilfsmittel in der hier
vorzulegenden Untersuchung. Das setzt den auf S.
202 ff. erbrachten Nachweis der Ursprünglichkeit offe-
ner, d. h. unbewaldeter Feldfluren und eine gründli-
che Dokumentation aussagefähiger Wölbäcker-Ein-
heiten voraus. Überdies ist eine unmittelbare Ver-
gleichbarkeit beider erwünscht gewesen, was deren
benachbartes Auftreten erfordert. Die Bedingungen
hierfür sind in der Münchener Schotterebene optimal.
Diese einheitliche Landschaft bietet in topographi-
scher wie in historischer Hinsicht große Vorteile.
Einmal üben das flache, optisch fast unmerklich
bewegte Relief, der gleicherweise tiefe Grundwasser-
stand18, die gleichförmigen Böden — die flach- und
mittelgründigen Braunerden19 —, und die großflächig
gegliederte natürliche Vegetation — die Fingerkraut-
Kiefern-Eichenwälder und die Labkraut-Eichen-
Hainbuchenwälder20 — keine kleinlandschaftlichen
Zwänge auf die Form entstehender Feldfluren aus.
Das alles ist so übereinstimmend gleichartig, daß man
fast von einem »neutralen« Raum sprechen darf, in
welchem sich die Gestaltung von Feldflur und Fern-
wegenetz ganz allein nach übergeordneten Gesichts-
punkten entfalten kann. — Aus historischer Sicht
bietet sich die Schotterebene für eine Untersuchung
an, weil die Erschließung ihrer Westhälfte, des Strei-
fens längs der Isar, im 6. Jahrhundert, die der östli-
chen Hälfte aber erst im frühen 8. Jahrhundert be-
ginnt. Hier besteht die Möglichkeit, Auskünfte über
spätmerowinger-karolingerzeitliche Flurformen zu
erhalten, d. h. über Fluren einer Zeitspanne, als das
Siedlungswesen aus ersten Ansätzen am Ende der
Völkerwanderungszeit mittlerweile zu festen, dauer-
haften Formen gefunden hat (Karte 18; Taf. 2).
Über frühe Fernwege gibt es in diesem Raum bisher
keine weitgespannten Untersuchungen. Von Details
und kurzen Abschnitten ist hingegen mehrfach die
Rede. Davon seien noch einige genannt. So kennt
1863 der Helfendorfer Chirurg Joseph Bock Spuren
solcher Wege: »Wie die vielen Anzeichen genugsam
bezeugen, bog sich in Helfendorf der Salzzug von
der Römerstraße rechts ab gegen Peiß, Siegerts-
brunn und Käferlohe, über Feldkirchen, Aschheim
zur Brücke nach Oberföhring, ehe eine solche in
München bestand«. Der Oberföhringer Pfarrer Karl
Riedl weiß, daß die Volkssage erzählt, »die Spuren
des Wagengeleises seyen bis in später Zeit noch
erkennbar gewesen von Aschheim bis Oberföh-
ring«21. Letztere sind in der heutigen Ackerbauland-
schaft nicht mehr auszumachen, erstere hingegen
noch vielfach in den weiten Wäldern. — Friedrich
Lutz untersucht die Isarübergänge nördlich Mün-
chens22, worunter sich der uns angehende von Ober-
föhring befindet. Walter Heerde stellt die Überliefe-
rung zu den Straßenverhältnissen von Haidhausen
zusammen und bespricht die Einführung der von
Osten nach München gelangenden Fernwege23.
Mit diesen Orten wird zugleich der politisch-histori-
sche Hintergrund aufgezeigt, welcher die Anlage
dieser Untersuchung wesentlich bestimmt hat. Der
Raum besitzt drei Herzogs- und spätere Königshöfe
mit besonderen Aufgaben: Oberföhring mit dem
offiziellen Isarübergang nach Westen (Karte 2),
17) A. Sandberger, Römisches Straßensystem und baierische Siedlung im Osten von München. Aus Bayerns Frühzeit,
Festschr. Frichrich Wagner (1962) 287.
18) E. Schirm, Die hydrogeologischen Verhältnisse der Münchener Schotterebene östlich der Isar (1968).
19) Bodenkundliche Übersichtskarte von Bayern 1:500000 mit Erläuterungen von F. Vogel (1961) 36ff.
20) P. Seibert, Übersichtskarte der natürlichen Vegetationsgebiete in Bayern 1:500000 mit Erläuterungen (1968).
21) Erzählungen aus dem Leben Heiliger und gottsel. Männer und Frauen, welche dem heutigen Königreiche Bayern
angehörten. 7. Sanct Emmeram. 1. Helfendorf und 4. Die ehemalige Eremitage des heil. Emmeram nächst dem
Pfarrdorfe Oberföhring bei München. Kalender für kath. Christen auf das Jahr 1863 (Sulzbach) 42. 46.
22) F. Lutz, Die Isarübergänge nördlich Münchens. OA 77, 1952, 113 ff.
23) W. Heerde, Haidhausen. OA 98. 1974, 230ff.
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