Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwarz, Klaus; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0051

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
neigte Geländeoberfläche wirkt flach. Sie wird nur
gelegentlich von niedrigen Stufen und leichten An-
hebungen unterbrochen. Für die Trassierung des
FW 1 bestehen demzufolge keine orographischen
Zwangspunkte.
Verlauf des FW 1 nach Norden
(Karte 18; 20; Beil. 1)
Ein unmittelbarer Ansatz des Weges an die RS I ist
z. Z. nicht feststellbar. Drei 100 bis 200 m östlich
von Pkt. 617,6 in der Nordböschung des forstwirt-
schaftlich gründlich veränderten Dammes der RS I
in nordwestlicher Richtung herabführende rampen-
artige Stellen können nicht als Spuren des hier abge-
zweigten Verkehrs verstanden werden. Ein unmit-
telbar anschließender Niederwald macht noch für
wenigstens 20 Jahre flächige Beobachtungen von
Geländespuren unmöglich. Nach etwa 600 m sind
sie dann zu fassen. Durch drei bis fünf Fahrspuren
belegt, zieht der FW 1 durch die Waldflur »Föhrert«
genau nach Norden, zunächst beiderseits eines ein-
fachen Waldweges und danach von diesem völlig
gelöst mitten durch den Wald bis zum Schnitt mit
der Straße Aying — Faistenhaar. Im schräg trassier-
ten Anstieg auf eine flache Erhöhung haben sich
hohlwegartige Rinnen eingefahren, die einen inten-
siven Verkehr bezeugen. Die mehrfachen Fahrspu-
ren enden an der Feldflur von Dürrnhaar und setzen
an deren Nordrand in der alten Richtung wieder ein
(Karte 13). In dem 1100 m breiten Waldgebiet bis
zum Südrand der Siegertsbrunner Feldflur können
sie lückenlos verfolgt werden. Der Verlauf ihres
oberen Endes ist in der Plankarte 12 dargestellt. Bis
zu fünf Fahrspuren lassen einen leicht pendelnden
Fährverkehr erkennen.
Hier treffen wir zum ersten Male auf den Kontakt
eines Fernweges mit Wölbäckern. Sie reichen, von
Westen kommend, bis an den Weg heran und über-
schreiten ihn an keiner Stelle. Lediglich am Wald-
rand treten drei Wölbäckerbeete östlich des Weges
auf (Karte 12), allerdings anders als jene orientiert
und in einem 30 m breiten Abstande davon. Diese
Wölbäckerbeete sind als äußerste Ausläufer einer
entsprechenden ehemaligen Flur im heutigen Acker-
lande zu verstehen.
Der vom Waldrand nach Norden weiterführende
Feldweg (Karte 13) wird in der Tradition des Altwe-
ges stehen und dessen bestimmbare Richtung beibe-
halten. Er erreicht Siegertsbrunn an der Wallfahrts-
kirche St. Leonhard, wo zugleich der von Südosten
kommende FW 2 in diesen mündet (Karte 13; Taf.
7,1).

Für die Fortsetzung des Fernweges FW 1 bis zum
Nordrand der Siegertsbrunner Ackerflur gibt es
theoretisch zwei Möglichkeiten: eine Ortsdurchfahrt
mit kräftiger Richtungsänderung bei St. Leonhard
und ein geradliniges Vorbeiführen 200 m östlich des
Ortes in der bisherigen Richtung. Letztere Trasse
entspricht der historischen Wirklichkeit (vgl. dazu
S. 49. 204f. 253).
Danach folgt eine 1000 m breite, modern veränder-
te Zone ohne Beobachtungsmöglichkeiten. Dieser
Abschnitt kann durch Interpolieren überbrückt wer-
den, denn dahinter setzen im Forst die Spuren eines
intensiv befahrenen Weges sofort wieder ein. Der
FW 1 zieht mit leichter Abwinklung aus der Nord-
richtung gegen Westen etwa 2 200 m fast geradlinig
bis zum Südrand der Putzbrunner Ackerflur im
Wald entlang und läßt die heutige Feldflur von
Hohenbrunn seitlich liegen (Karte 18). Er ist auf
eine Entfernung von 1530 m vermessen worden
(Karte 100) und nimmt bei maximal acht nebenein-
ander liegenden Gleisen eine 35 bis 50 m breite
Zone ein. Das belegt einen beträchtlichen Fährver-
kehr auf dieser Trasse.
Die Plankarte 100 dokumentiert im übrigen beispiel-
haft, welch wechselseitige Beziehungen zwischen al-
ten, durch Fahrspuren bezeichneten Wegen und
Wölbäcker-Fluren bestehen können. Bei einer Ana-
lyse des Befundes werden eine mehrfache Verände-
rung des Wegesystems und ein allmähliches Wachs-
tum der Wölbäcker-Einheiten sichtbar. Dieser Wan-
del läßt sich als wenigstens vierphasige Entwicklung
verstehen. Sie ist in Karte 101 dargestellt und sei
hier bereits soweit erklärt, wie es das Verständnis
des FW 1 erfordert. Beim Besprechen der Feldflu-
ren in Kap. IX, S. 202ff. wird nochmals darauf
zurückzukommen sein.
Der Erklärung bedarf einmal das Durchfahren einer
Wölbäcker-Einheit durch eine dem FW 1 zugespro-
chene Spur im Norden. Zum anderen gibt es in der
oberen Planhälfte westlich des FW 1 Fahrrinnen,
die, von Süden kommend, an Wölbäcker-Beeten
enden und 300 m nördlich wieder auftreten, um
dann ebenfalls eine Wölbäcker-Einheit zu durchlau-
fen (Karte 100).
Letztere müssen ursprünglich als Teile eines Stran-
ges miteinander verbunden gewesen sein (Karte
101,2). Später sind sie dort, wo sie ausfallen, durch
einen Wölbäcker-Komplex überdeckt und unterbro-
chen worden, wie aus der Plankarte erkennbar. Nur
für das nördlichste Viertel dieses Abschnittes ist
weder zu den Fahrspuren noch zu den Wölbäckern
eine verbindliche Aussage möglich, weil hier z. Z.
eine Dickung jede Beobachtung vereitelt. - Wir
haben in dem grau dargestellten Teil also einen

47
 
Annotationen