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Schwarz, Klaus; Ixmeier, Eugen [Ill.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0062

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reste der RS I spitzwinklig (Karte 28,4) und sind
dann in deren Gefolge bis an den Fuß des Berges vor
Bruckmühl immer wieder feststellbar. In diesem
unteren Abschnitt treten sie u. a. als Hohlweg auf,
der sich durch seine Tiefe von 1,3 m von den höher
gelegenen Spuren unterscheidet. Die besondere Tei-
fe dieser Einfahrung dürfte durch den zusätzlichen
Verkehr auf dem FW 112 zustande gekommen sein.
Dieser FW 112 und sein Vorgänger, der FW 111,
haben auf der Berghamer Leite im Zusammenhang
mit zwei Erdwerken überwiegend eigene, z. T. be-
sonders ausgeprägte Fahrspuren hinterlassen (Karte
58,1; Taf. 16,1). Sie führen in die Trasse der RS I/II
(Karte 28,4). In deren Zug am Gebirgsrand müssen
sie Falkenstein und dort die Inntal-Straße erreicht
haben. In dieser Kleinlandschaft werden während
des 12. Jahrhunderts die Herren von Falkenstein
ansässig. Sie erbauen dort Burgen und erweitern
ihre Herrschaft in kurzer Zeit bis zur Mangfall im
Westen und vor den Chiemsee im Osten, wodurch
ihnen ein wesentlicher Teil der Überwachung des
gebirgsüberschreitenden Fernverkehrs zwischen
Achenpaß und Inntal zufällt. Bei Hartmannsberg
sitzen sie mit einem anderen Zentrum ihrer Herr-
schaft am FW 22/23, und zwar an einer Seenenge,
wo vom frühen bis zum hohen Mittelalter ein fern-
wegbezogener Burgenbau erfolgt (vgl. dazu unten S.
HOff. mit Karte 57—59; Taf. 18,1; 19). Zu diesen
Falkensteiner Burgen des 12. Jahrhunderts gibt es
eine ungewöhnlich gute Überlieferung, so daß es
reizvoll ist, den Komplex dieser Burgen in Verbin-
dung mit den Geländebefunden insgesamt zu be-
sprechen und dabei die beiden Erdwerke am FW
111/112 auf der Berghamer Leite einzubeziehen.
Das geschieht im Anschluß an die Beschreibung des
FW 22 (vgl. S. 97ff.).
Zum FW 11 a ist nur noch zu sagen, daß seine
Fortsetzung auf der nördlichen Terrasse des Mang-
falltales keine Geländespuren hinterlassen hat, aber
nichts dagegen spricht, daß dieser Verkehr auf dem
gesamten Abschnitt der RS I bis zum Glonn-Über-
gang bei Aibling erfolgt ist (Karte 7).
Der FW 11 b hat keinen Vorläufer und muß erst im
frühen Mittelalter entstanden sein. Er löst sich vom
FW 11 a am West-Rand der Berghamer Feldflur,
welche flurkonkordant durchfahren wird (Karte
28,2). Im Forst setzen — hinter einer Kiesgrube -
seine Geländespuren mit einem doppelten, z. T.
hohlwegartigen Geleise ein (Karte 28,3). Sie errei-
chen den Südrand einer Wölbäcker-Einheit und pas-
sieren deren Osthälfte so dicht, daß die Enden eini-
ger Äcker geringfügig abgefahren werden. Nach

450 m legen sich drei kurze Wölbäcker-Beete über
die Wegetrasse, wobei ihre Spuren hier wie auf einer
anschließenden, heute aufgeforsteten Waldwiese
ausfallen. Unmittelbar an ihrem ehemaligen Ost-
rand beginnen die Fahrspuren wieder. In dem nun
nach Osten leicht abfallenden Gelände nimmt die
Intensität der Einfahrungen zu (Karte 28,3), und in
dem stärker geböschten Hang des Hasch-Berges fä-
chern sie zudem 50 m breit auseinander (Taf. 9,2).
— Die Befunde in diesem 1800 m breiten Waldstrei-
fen sind für die Urteilsbildung über den FW 11b
mehrfach bemerkenswert. Im Westen wird erkenn-
bar, daß die Trassierung in einer ausgebauten Wölb-
äcker-Feldflur erfolgt und daß man an dieser rand-
lich vorbeifährt, um sie zu schonen. Im Mittelteil
legt sich eine später angelegte Wölbäcker-Flur über
die Wegetrasse, was nur nach dem Auflassen des
Fernweges möglich gewesen ist. Und endlich weist
der breite und kräftig ausgebildete Fahrspurenfä-
cher im Ostteil einen intensiven Fährverkehr aus.
Vor dem Waldrand ziehen sich die im Hang auf
50 m Breite gefächerten Fahrgeleise des FW 11 b
wieder zusammen, um mit einer einzigen Spur in die
offene Flur von Kirchdorf am Haunpold einzutre-
ten. Diese nun z. T. nur noch andeutungsweise er-
kennbare Spur begleitet eine an ihrer Nordseite
gelegene Wölbäcker-Flur, während an der Südseite
auch ursprünglich mit Grünland gerechnet werden
darf, so wie beides in der ältesten Flurkarte ausge-
wiesen wird (Karte 29). Die Spur des Altweges
endet im Mittelteil einer Hangmulde, jedoch ist ihre
Richtung so klar, daß an dem weiteren Verlauf des
FW 11b im Zuge des heutigen Wirtschaftsweges
kein Zweifel besteht (Karte 28,3; 29). Dieser er-
reicht mit ostnordöstlicher Orientierung den Fuß des
Moränenrückens. Er dürfte an diesem im Zuge der
einzigen nach Norden gerichteten Parzelle 120 m
weiter geführt und dann in die Trasse des spät im
18. Jahrhundert zur Chaussee ausgebauten Vorgän-
gerweges nach Ostsüdosten umgebogen sein (Karte
29). Zugleich wäre von hier das nahe Kirchdorf am
Haunpold erreichbar. Hinter dieser Absicht mag der
eine Grund für die etwas konstruiert wirkende
Wegeführung stecken. Der andere dürfte in dem
Bestreben zu sehen sein, die Feldflur auf der Terras-
se des Mangfalltales so weit als möglich zu schonen,
ein Bemühen, welches bereits am wiederbewaldeten
Hasch-Berg sichtbar geworden war (Karte 28,3).
Die Trasse der späteren Chaussee gewährt in diesem
Sinne innerhalb der nach Osten folgenden, zusam-
menhängenden Feldfluren mehrerer Wohnplätze
die einzige Möglichkeit, Aibling und den dortigen
Glonn-Übergang zu erreichen. Dabei wird im östli-

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