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Schwarz, Klaus; Ixmeier, Eugen [Ill.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0216

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den werden Wölbäcker-Langfluren ausgewiesen,
welche größenmäßig mit denen der Außenhöfe ver-
gleichbar sind. Es geht mir zunächst nur um das
Prinzip dieser Flurform. Außerdem wird dort be-
gründet, daß nur ein Teil der Wölbäcker-Blöcke zu
einer Wölbäcker-Langflur gehört hat, während der
Rest das Ackerland zugehöriger Hufen gebildet ha-
ben dürfte (vgl. Karte 116,1 mit 120). Der Unter-
schied in der Größe begründet deshalb keinen Zwei-
fel an einer Klassifizierung der Harthausener Flur-
einheiten als geschlossenes Ackerland jeweils eines
Hofes.
Für die Altersbestimmung dieser Hoffluren stehen
drei Kriterien zur Verfügung: 1) Vier der radial
angeordneten Wölbäcker-Langfluren beginnen am
Ort und verlaufen jeweils bis an den Außenrand der
Harthausener Flur. Sie führen zusammen mit der
fünften und sechsten Wölbäcker-Langflur im Süd-
west- und Südostsektor einen planmäßigen Auf- und
Ausbau der Gesamtflur vor Augen. 2) Die am Dorf
beginnenden vier Wölbäcker-Langfluren sind nicht
in einem einzigen Arbeitsvorgang, sondern in Aus-
bauphasen durch schrittweises Verbreitern angelegt
worden. Letzteres wäre nicht möglich gewesen,
wenn es sich dabei um eine sekundäre Flureinteilung
handelte, welche eine ältere Wölbäcker-Flur überla-
gerte. 3) Die vergleichbare westliche Wölbäcker-
Langflur von Hohenbrunn (Karte 116,1) stößt so-
fort mit ihrer ganzen Länge von 950 m so weit vor,
daß ihr Ende von der sonst schalenartig gewachse-
nen Ackerflur des Dorfes erst in deren dritter Aus-
bauphase, der violetten, erreicht wird (Karte 109).
Diese drei Beobachtungen erlauben es, die vom Ort
Harthausen radial ausgehenden vier Wölbäcker-
Langfluren als Teile der ältesten Acker-Flur des
Dorfes zu verstehen. Dazu gehören die in schalenar-
tiger Weise gewachsenen, hier aber auf Streifen
beschränkten Wölbäcker-Blöcke. Insgesamt darf da-
mit die Harthausener Ackerflur strukturell und ent-
wicklungsgeschichtlich der Hohenbrunner an die
Seite gestellt werden, welche, wie gezeigt, ebenfalls
von Anbeginn aus Wölbäckern bestanden hat.
PUTZBRUNN - ZUR STRUKTUR DER
ÄLTESTEN WÖLBÄCKER-FLUR DES
DORFES
Vorstehend sind Wölbäcker-Fluren östlich von Ho-
henbrunn und Harthausen als die vollständigen und
hofweise geschlossenen Acker-Einheiten ehemaliger
Außenhöfe erkannt worden. Sie setzen sich aus
Wölbäcker-Lang- und Wölbäcker-Blockfluren zu-

sammen. Nach dem Ende ihrer Bewirtschaftung
bewalden diese Flächen, und ihr Relief wird konser-
viert. — Struktur und Gliederung dieses Ackerlan-
des wiederholen sich in der offen gebliebenen und
weiter bewirtschafteten Feldflur der beiden im
Landesausbau des 8. Jahrhunderts entstandenen Or-
te. Auch hier hat es von Anfang an Wölbäcker-
Lang- und Wölbäcker-Blockfluren gegeben.
Diese Aussage ist für die Interpretation der Flurglie-
derung anderer Ortschaften so wesentlich, daß sie
zur Absicherung an weiteren Befunden überprüft
werden soll. Speziell geht es dabei zunächst um die
Frage, ob die Wölbäcker-Langflur so wie in Hart-
hausen und Hohenbrunn auch anderswo auftritt, um
ihre Vergesellschaftung mit Wölbäcker-Blöcken und
um ihre Entstehungszeit. Die Urteilsbildung stützt
sich auf die Flurgliederung der Uraufnahmen aus
der Zeit um 1810 und gegebenenfalls auf anschlie-
ßende bewaldete Wölbäcker-Areale. Letztere konn-
ten allerdings nur erkundet und nicht vermessen
werden.
Der Ort Putzbrunn liegt 3 km nordnordöstlich von
Hohenbrunn und 4,5 km westnordwestlich von
Harthausen (Karte 18). Die Dorffluren von Hohen-
brunn und Putzbrunn eignen sich für einen Ver-
gleich besonders, weil sie ehemals aneinanderge-
grenzt haben; heute trennt sie ein 500 bis 700 m
breiter Waldstreifen. Beides wird in Karte 108 dar-
gestellt. Darin ist außerdem versucht worden, die
Entwicklung des Südteiles der Putzbrunner Acker-
flur nachzuzeichnen. Letztere baut sich aus wechsel-
weis gegliederten und miteinander verschachtelten
Blöcken auf und entspricht in dieser Hinsicht der
Hohenbrunner Ackerflur. Die Wegeverläufe geben
dort aber im Gegensatz zu Hohenbrunn nur be-
grenzte Auskünfte zum Entstehen der Ackerflur,
weil deren Einheiten nur selten davon durchfahren
werden und meist auf die Wege bezogen sind.
Es handelt sich dabei um zwei Wege; ein dritter
könnte in neuerer Zeit angelegt worden sein und
sollte deshalb nur mit Vorbehalt herangezogen wer-
den. Die beiden mit Sicherheit alten Wege verlassen
Putzbrunn am Südende. Der östliche, oben bereits
als FW 1 angesprochene (Karte 14), wird zunächst
160 bzw. 175 m weit von einer beiderseits gleichge-
richteten Wölbäcker-Flur begleitet. Ihre stark ver-
setzte Außengrenze zeigt die Unabhängigkeit beider
Blöcke voneinander an. In den anschließenden 90 m
stoßen quer gerichtete Wölbäcker-Blöcke auf den
FW 1. Ich verstehe sie ebenfalls als selbständige
Einheiten, weil sich die östliche darüber hinaus
400 m weit fortsetzt, während im Westen ein mit
dem Weg parallel laufender Block folgt. Im weiteren
Verlauf spricht die Gliederung der Flur für sich

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