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sprechen, dass die Hoffnung sich nicht erfüllt hat und nicht
erfüllen Konnte.
Da es durch eine hinlängliche Anzahl sicherer Beispiele
leststeht, dass christliche Kultstätten an Stelle der heidnischen
traten, kann ja an sich allerdings der Standort einer moder-
nen Kapelle oder Kirche mit ein Argument abgeben zur topo-
graphischen Fixirung antiker Heiligthümer. Und im Allge-
meinen ist es auch sicher nicht zu kühn, wenn anderweit fest-
steht, dass ungefähr an dem fraglichen Platze ein altes Heilig-
thum gelegen hat (wie z. B.1) die an der Nordseite der Kirche
Hagia Marina in den Fels gehauenen Votivnischen die all-
gemeine Annahme einer sakralen Stätte im Alterthum be-
gründen), den Standort der modernen Anlage zur genaueren
Lokalisirung desselben zu benutzen (also z. B. zu sagen, die
Kirche Hagia Marina stehe auf der Stelle irgend eines alt-
hellenischen Heiligthums).
Aber über dieses ganz allgemeine Verhältniss hinaus ver-
sagt thatsächlich die Hülfe, die hier erwartet wurde.
Hinderlich wirkt hier an erster Stelle der Umstand, dass
im Laufe der Jahrhunderte oft auf der Stätte eines verfallenen
oder verlassenen christlichen Heiligthums ein neues mit neuem
Inhaber gegründet ist, so dass schon dadurch ein Rückschluss
auf heidnische Zeiten höchst misslich wird. Ferner ist es
ohne weiteren Anhaltspunkt (in Legenden, Riten u. dgl.) und
selbst mit diesem ein sehr gewagtes Unternehmen, den heid-
nischen Besitzer auf Grund seiner Verwandtschaft mit dem
christlichen zu errathen, zumal nirgends die Nothwendig-
keit derselben vorliegt. Jedenfalls müsste aber endlich, um
einige Sicherheit zu gewinnen, schon durch anderweitige
Thatsachen oder Zeugnisse die Vermuthung begründet sein,
dass eben an der betreffenden Stelle oder in ihrer Nähe ein
bestimmtes altes Heiligthum stand. Nun kennen wir aber
im alten Athen annähernd genau nur die Lage der Heilig-
thümer auf und unmittelbar unter der Burg und ausserdem
im Allgemeinen allenfalls auf der Ostseite der Stadt und auf
der Agora. Nur hier würde also eine topographische Ver-
wendbarkeit der christlichen Kultstätten praktisch werden
1) S. Schmidt, VulMcb. d. Ncugr. S. 81 Anm. 4.
sprechen, dass die Hoffnung sich nicht erfüllt hat und nicht
erfüllen Konnte.
Da es durch eine hinlängliche Anzahl sicherer Beispiele
leststeht, dass christliche Kultstätten an Stelle der heidnischen
traten, kann ja an sich allerdings der Standort einer moder-
nen Kapelle oder Kirche mit ein Argument abgeben zur topo-
graphischen Fixirung antiker Heiligthümer. Und im Allge-
meinen ist es auch sicher nicht zu kühn, wenn anderweit fest-
steht, dass ungefähr an dem fraglichen Platze ein altes Heilig-
thum gelegen hat (wie z. B.1) die an der Nordseite der Kirche
Hagia Marina in den Fels gehauenen Votivnischen die all-
gemeine Annahme einer sakralen Stätte im Alterthum be-
gründen), den Standort der modernen Anlage zur genaueren
Lokalisirung desselben zu benutzen (also z. B. zu sagen, die
Kirche Hagia Marina stehe auf der Stelle irgend eines alt-
hellenischen Heiligthums).
Aber über dieses ganz allgemeine Verhältniss hinaus ver-
sagt thatsächlich die Hülfe, die hier erwartet wurde.
Hinderlich wirkt hier an erster Stelle der Umstand, dass
im Laufe der Jahrhunderte oft auf der Stätte eines verfallenen
oder verlassenen christlichen Heiligthums ein neues mit neuem
Inhaber gegründet ist, so dass schon dadurch ein Rückschluss
auf heidnische Zeiten höchst misslich wird. Ferner ist es
ohne weiteren Anhaltspunkt (in Legenden, Riten u. dgl.) und
selbst mit diesem ein sehr gewagtes Unternehmen, den heid-
nischen Besitzer auf Grund seiner Verwandtschaft mit dem
christlichen zu errathen, zumal nirgends die Nothwendig-
keit derselben vorliegt. Jedenfalls müsste aber endlich, um
einige Sicherheit zu gewinnen, schon durch anderweitige
Thatsachen oder Zeugnisse die Vermuthung begründet sein,
dass eben an der betreffenden Stelle oder in ihrer Nähe ein
bestimmtes altes Heiligthum stand. Nun kennen wir aber
im alten Athen annähernd genau nur die Lage der Heilig-
thümer auf und unmittelbar unter der Burg und ausserdem
im Allgemeinen allenfalls auf der Ostseite der Stadt und auf
der Agora. Nur hier würde also eine topographische Ver-
wendbarkeit der christlichen Kultstätten praktisch werden
1) S. Schmidt, VulMcb. d. Ncugr. S. 81 Anm. 4.