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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0292

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kultus'). Ebenso ist für das Odeion in Patrai die Lage in
der Nähe des Apollontempels am Markte wahrscheinlich, weil
Pausamas (VII 20, 3) seine Beschreibung der am Rande des
Marktes gelegenen Stiftungen abschliesst mit der Erwähnung
des Apollonheiligthums und nach einer flüchtigen Notiz über
das VTTOttöpov tfjc ciYopctc (a. a, ü. 5) sofort das Odeion er-
wähnt (a. a. 0. 6), das e'xeiai t^c örfopäc.

Wie nun in Athen das Perikleisehe Odeion die Vitruvische
Regel bestätigend in der Nähe des Dionysosheiligthumes lag
(Tr\r)dov toö iepoü toö Atovucou Paus. I 20, 3), so scheint
mir die Vermuthung einleuchtend, das andere Odeion, dessen
Beziehung zu dem Apollonkultus feststeht, finde sich in der
Nähe des Apollonheiligthums, so dass hier der zweite Fall der
Vitruvischen Regel eintrifft. Nun ist bekanntlich das älteste
Apollonheiligthum Athens das Pythion, in dessen Hain zugleich
auch die thargelischen Dreifüsse aufgestellt waren, sodass
der lyrische Agon höchst wahrscheinlich „am Pythion be-
gangen" wurde2). Dieses fanden wir oben östlich hinter dem
Olympieion nicht weit vom Iiissos. Auf dem andern Ufer
des Flusses in der Nähe — gerade hier bietet sich für ein
theaterförmig aufsteigendes Gebäude schönster Platz dar —
lag demnach das Odeion, also oberhalb der Kallirrhoe.

Für die Mysterienheiligthümer ist folglich die Lage auf
dem Hügel unmittelbar bei der Enneakrunos anzunehmen;
und es darf wenigstens als sehr wahrscheinlich gelten, dass
für den Tempel der Demeter der noch zu Stuart's Zeiten er-
1 haltene kleine ionische Amphiprostylos auf demselben zu
halten ist3). Der Tempel der Eukleia wird endlich ein Stück
unterhalb der Enneakrunos zu suchen sein. Dass er hier bei
der Hagia Marina, die an der Stelle eines alten Heiligthums
zu liegen scheint, mit der gewöhnlichen Meinung anzusetzen
ist'1), bleibt freilich möglich, aber unbeweisbar.

1) S. aucli Curtius, Peloponnesos II S. 232.

2) S. Mommsen, Ileortologie S. 423.

3) S. Stuart II S. 72 ff. deutsch. Ueb.; Mommsen, Athenae Christ.
S. 57. Bereits Spon und Wlieler nahmen das an (während Stuart ihn
für ein Heiligthum des Parnops erklärte).

4) Forchhammer, Topogr. S. 48 (320) nimmt in Widerspruch mit
seiner eignen Karte an, dass der oben genannte ionische Tempel der
Eukleia gehöre. — Sonst vgl. Wheler S. 379, Leake S. 183.
 
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