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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0296

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massige Ordnung seiner Wanderungen hier zerrissen, nicht
aus Ungeschick, sondern aus baarstem Muthwillen. Dazu
kommt, dass jene an so unpassender Stelle eingefügte Episode
selbst deutlich das Gepräge trägt, dass sie ursprünglich
nicht vor, sondern nach der Haujittour in die Iiissosgegend
stand. Auch hätte Pausanias, wenn ihm aus irgend einem
Grunde eine derartige nachträgliche Versetzung wünschens-
werth gewesen wäre, wenigstens den Beginn eines ganz neuen
Kurses durch ein Wort angezeigt, wie das sonst ja seine
Gewohnheit ist.

Wie diese Verwirrung entstanden ist, kann leider nicht
mit der wünschenswerthen Wahrscheinlichkeit aufgeklärt wer-
den. Dass die in ungewöhnlicher Umfänglichkeit — sie nehmen
ungefähr ein Drittel der ganzen Stadtbeschreibung ein — ge-
gebenen historischen Exkurse über die hellenistische Periode,
von denen die erste Hauptmasse bei der Erwähnung des Bu-
leuterion Kap. 4, die zweite bei den Eponymen Kap. 6, 1 —
8, 1, die dritte bei Besjjrechung des Odeion au der Ennea-
krunos Kap. 8, 6 — 10, 5 und ebenda 11, 1 ■— 13, 9 einge-
schoben ist, die also jetzt unmittelbar an einander gerückt
erscheinen, hier irgendwie mitgespielt haben, ist sehr möglich ')•
Möglich auch, dass, wie mir Dr. Charles Müller als seine
Ansicht mittheilt, das Ganze sich durch eine Blätterver-
setzung erklärt.

Sicherlich ist der ursprüngliche Plan der Stadtbeschrei-
bung des Pausanias wiedergewonnen, wenn man die bezeich-
nete Umstellung vornimmt'2).

Damit wäre denn die einzige wesentliche Schwierigkeit
in der Stadtbeschreibung des Pausanias beseitigt. Wir haben

1) Leake, Topogr. S. 175 lässt Pausanias selbst diese Episode hier
einfügen, um gleich seine gesammelten historischen Notizen abzulagern.
Ich selbst habe eine Umstellung von Seiten eines eifrigen historisch
teressirten Lesers angenommen (s. N. Rhein. Mus. XXIII S. 35), wie
ja Umstellungen kleinerer Partien in dem Urkodex unserer Pausanias-
handschriften nichts Seltenes sind (ein paar neue Beispiele giebt Krüger
im Jahrb. f. Philol. 1861 S. 482 ff.). Beweisen lässt sich das freilich
nicht, und wenn eine andere Erklärung, z. B. die Müller'sche mehr
Wahrscheinlichkeit in Anspruch nehmen kann, so mag diese Vermuthung
ganz fallen.

2) Kurz besprochen hat obigen Vorschlag Ussing, Jcritiske Bi-
drag in Gmekenlands gamlc Geographie 1868 S. 23 f.; ich vermag aber
 
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