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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0410

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— 398 —

In eben diese Reihe ionischer Kulte mag auch die in
„den Gürten" verehrte; in der Nähe des Delphinion gestiftete
Aphrodite Urania1) deshalb gestellt werden, weil'sie nach
der unten wahrscheinlich gemachten Deutung einer Nach-
richt bei Pausanias5) eben von Aigeus hieher gebracht ist.

So liegen die ältesten Heiligthümer der ionischen. Ge-
schlechter nicht auf oder an der Burg in Athen, nicht einmal
innerhalb der Stadt3), sondern ausserhalb derselben, eben auf
der, Ostseite in der Iiissosgegend. Uebrigens weisen die Kulte
dieser ionischen Bevölkerung in Athen — soweit sie über-
haupt in dieser Beziehung etwas lehren — auf eine Einwan-
derung von der Ostküste hin. Der Kult des Delphinischen

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Endlich würde auch die bei Strabon a. a. 0. S. 385 kurz angegebene,
bei Diodor. XV 49 ausführlich berichtete Erzählung über die gottes-
lästerliche Verschuldung der Helikeier, die den Untergang ihrer Stadt
herbeiführte, falls man zugeben will, dass hier wirklich eine durch den
frommen Glauben herbeigezogene Thatsache zu Grunde liegt, doch
eben nur beweisen können, dass damals (373) auch die Ionier die weit
verbreitete Fabel über den Ursprung des Dienstes des Helikoniers bei
ihnen für richtig hielten. Ein bestimmtes Zeugniss aus späterer Zeit,
etwa durch Pausanias oder Strabon ist freilich durch den frühen Unter-
gang der Stadt, die bekanntlich 373 infolge eines gewaltigen Erdbebens
vom Meere verschlungen wurde, unmöglich gemacht; ja es ist nicht zu
vei-gessen, dass keins unserer Zeugnisse über den Kult des Helikoniers
in Iielike in die Zeit zurückreicht, wo Helike noch stand. Ganz sicher
ist eben nur ein in hohes Alter hinaufreicheuder Dienst des Poseidon
an dieser Stelle (s. II. B 575, 0 203), wie ja auch die Schiffer selbst zur
Zeit des Eratosthenes sich vor der versunkenen aber noch aufrecht
stehenden Bronzestatue des Poseidon fürchteten (s. Strabon a. a. 0.); und
es könnte ja z. B. hier ebenso wie in Troizen auch TTocei&üuv qpuTdX).uoc
verehrt sein. Indessen liegt es doch sehr nahe, dass diese uralte ionische
Kultusstätte des Meergottes, die zusammen mit Aigai erwähnt wird
(II. 0 203), wirklich dem ionischen Helikonier geweiht war, und dass
hier ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Namen des Ortes und dem
von Alters her in demselben verehrten Hauptgott bestand, wie beim
Helikon in Athen, wie bei den verschiedenen Aigai, oder in Eleutherai
(s. oben S. 394 Anm. 7).

1) Paus. I 19, 2.

2) I 14, 5; s. unten S. 410 f.

3) Dass der Apollon Patroos an der Agora erst später gestiftet sein
kann, wird unten dargelegt werden.
 
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