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Stiftungen, die sich in der Stadt erhoben, abspiegeln. Bei
der Spärlichkeit und Geringfügigkeit des uns zu Gebote
stehenden Quellenmaterials muss'es leider genügen, an Stelle
dieses reichen Bildes ein paar karge Bemerkungen zu setzen.
Die bedeutendste Thatsache der attischen Geschichte die-
ses Zeitraums ist die freilich in ungleich langsamerer Ent-
wicklung als die Sage es erscheinen lässt erfolgende Einigung
Attikas. Infolge dieser Vorgänge gewann das allmählich als
Kapitale des ganzen attischen Landes constituirte Athen auch
materiell einen gewaltigen Aufschwung1): aber nicht bloss
das. Wie der Gemeindeherd Athens nun als der Staatsherd
von ganz Attika ja als der Mutterherd für alle attisch-
ionischen Colonien galt, die nach Kleinasien gingen '•'), so zog
die Hauptstadt auch die bedeutendsten Gottesdienste des gan-
zen Landes in ihren Kreis. Wenigstens für zwei der ange-
sehensten Kulte Attikas, den Kult der eleusinischen Göttinnen
und den der Brauronischen Artemis, bezeugen es die Namen
der städtischen Heiligthümer, von denen das eine am Nordostab-
hang der Burg, das andere sogar auf ihr selbst gestiftet wurde,
selber unzweideutig, dass sie nichts sind als Filialen der be-
rühmten Kultstätten im Lande; zugleich zeigt auch ihre Lage
schon, welchen Werth man darauf legte, diese Gottesdienste
in Athen selbst heimisch zu machen. Doch die Nachrichten
m(testen ebenso reichlich fliessen, als das Gegentheil der Fall
ist, wenn es möglich sein sollte, über diese Dinge auch nur
mit einigem Detail weiter zu reden3).
Auch die enge Beziehung, in die Athen durch die
Amphiktionie von Kalauria4) u. A. zu Epidäuros und Troizen
trat, scheint die Uebersiedelung des Dienstes wenigstens zweier
gefeierter Gottheiten jener Gemeinden zur Folge gehabt
zu haben, ich meine die am Südabhang des Burghügels
erfolgten Stiftungen des Asklepios, des grossen Heilgottes
1) S. Thukyd. II 15, 2 i\ (t:ö\ic) audv-riuv rjbn; EuvteXoi'jvtujv £c
uüti'iv |UEYaAv] yevouevii.
2) Hcrodot. I 1 IG ot oe aütaiv cnro toö irpuTuvniou toü 'Aüijvcuujv
öpianSevxec Kai vojatfovTec Y£vvalÖTaToi elvai 'Iluvujv, vgl. auch Monnn-
sen, Heortol. S. 305 f.
3) Ganz vage Kombinationen bietet z. B Monnnsen in der llcor-
toloyie an verschiedenen Stellen.
i) S. Strabon VIII S. 374.
Stiftungen, die sich in der Stadt erhoben, abspiegeln. Bei
der Spärlichkeit und Geringfügigkeit des uns zu Gebote
stehenden Quellenmaterials muss'es leider genügen, an Stelle
dieses reichen Bildes ein paar karge Bemerkungen zu setzen.
Die bedeutendste Thatsache der attischen Geschichte die-
ses Zeitraums ist die freilich in ungleich langsamerer Ent-
wicklung als die Sage es erscheinen lässt erfolgende Einigung
Attikas. Infolge dieser Vorgänge gewann das allmählich als
Kapitale des ganzen attischen Landes constituirte Athen auch
materiell einen gewaltigen Aufschwung1): aber nicht bloss
das. Wie der Gemeindeherd Athens nun als der Staatsherd
von ganz Attika ja als der Mutterherd für alle attisch-
ionischen Colonien galt, die nach Kleinasien gingen '•'), so zog
die Hauptstadt auch die bedeutendsten Gottesdienste des gan-
zen Landes in ihren Kreis. Wenigstens für zwei der ange-
sehensten Kulte Attikas, den Kult der eleusinischen Göttinnen
und den der Brauronischen Artemis, bezeugen es die Namen
der städtischen Heiligthümer, von denen das eine am Nordostab-
hang der Burg, das andere sogar auf ihr selbst gestiftet wurde,
selber unzweideutig, dass sie nichts sind als Filialen der be-
rühmten Kultstätten im Lande; zugleich zeigt auch ihre Lage
schon, welchen Werth man darauf legte, diese Gottesdienste
in Athen selbst heimisch zu machen. Doch die Nachrichten
m(testen ebenso reichlich fliessen, als das Gegentheil der Fall
ist, wenn es möglich sein sollte, über diese Dinge auch nur
mit einigem Detail weiter zu reden3).
Auch die enge Beziehung, in die Athen durch die
Amphiktionie von Kalauria4) u. A. zu Epidäuros und Troizen
trat, scheint die Uebersiedelung des Dienstes wenigstens zweier
gefeierter Gottheiten jener Gemeinden zur Folge gehabt
zu haben, ich meine die am Südabhang des Burghügels
erfolgten Stiftungen des Asklepios, des grossen Heilgottes
1) S. Thukyd. II 15, 2 i\ (t:ö\ic) audv-riuv rjbn; EuvteXoi'jvtujv £c
uüti'iv |UEYaAv] yevouevii.
2) Hcrodot. I 1 IG ot oe aütaiv cnro toö irpuTuvniou toü 'Aüijvcuujv
öpianSevxec Kai vojatfovTec Y£vvalÖTaToi elvai 'Iluvujv, vgl. auch Monnn-
sen, Heortol. S. 305 f.
3) Ganz vage Kombinationen bietet z. B Monnnsen in der llcor-
toloyie an verschiedenen Stellen.
i) S. Strabon VIII S. 374.