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(Phot. Galerie Simon, Paris)

Andre Derain: Stilleben. 1921

(Gen. v. A. Flechtheim, Berlin)

Von der Kurve aus, in der die gegenwärtige Kunstjugend in Frank-
reich steht, sieht man — wenn es nochmals erlaubt ist, solcher Kon-
struktion sich zu bedienen (unnötig, hinzuzufügen, daß das immer nur
Behelfskonstruktion sein kann) — den Idealtyp gewissermaßen im
Ingenieur, dem Menschen, der auf der Höhe der heutigen Zivilisation
steht, ihre Erungenschaften bewußt und intelligent nutzt, ihre Möglich-
keiten kühn und großartig verwirklicht. Jenes unnennbare X, das man
andeutet, wenn man Imagination sagt, ist als Schaffenstrieb, als der
schöpferische Trieb auch in dem Ingenieur; aber es gehört zu seiner Art,
seine Träume in die Wirklichkeit hineinzuträumen, Romantik zu greif-
barer Tatsächlichkeit zu machen. Traum und Sehnsucht der Menschen,
über Länder und Kontingente zu fliegen, haben diesen Ingenieurgeist in-
spiriert, den Apparat zu konstruieren, mit dem man tatsächlich zu fliegen
vermag. So Utopie zu verwirklichen, ist Ziel des bewußt schaffenden,
bewußt organisierenden Menschen; wenn man will, mag man das als Bei-
spiel dafür nehmen, wie der schöpferisch gewordene Geist sich mani-
festiert.
Man ist — auch als Künstler — Mensch dieser Zeit; es ist, sagt man,
vergeblicher Versuch, ihre Tatsächlichkeit hinwegzudenken, hinwegzu-
träumen. Was Chaos, was Flachheit, was Frevel in ihr ist, muß man über-
winden durch Gestaltung. Was an vitalen Kräften und Energien in ihr

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