Lovis Corinth: Liegender weiblicher Akt. Lithographie
LOVIS
O R
I N T H
Chinesische Weisheit definierte Kunst als die „Inkarnation mensch-
licher Fröhlichkeit“. Fröhlichkeit lacht heraus aus dem Lebenswerk Louis
Corinths. Er hat viel, sehr viel gemalt; aber wohl niemals einen Pinsel-
strich gemacht, der ihm nicht von Herzen gekommen wäre. Die Malerei,
die er an sich hat, ist nicht nur im Technischen flüssig. Mit dem Pinsel
in der Hand sprudelt er sich aus. Ei- kann gar nicht anders, als alles, was
er sieht und was ihm einfällt, auf die Leinwand niederschreiben. Wie
unsereiner plaudert, so malt er. Es ist auch tatsächlich so, daß Corinth
lieber einem ein Bild dahermalt, als daß er ein Gespräch begänne. Der
Pinsel ist ihm Mund und Schreibzeug. Auf der Fläche teilt er sich mit.
Alles, was ihn erregt und bewegt, was auf ihn Eindruck macht und was
ihm durchs Gehirn fährt, wird Bild. Ist das Kunstwerk in den außer-
ordentlichen Fällen als Vision zu nehmen, so tut man gut daran, schon
um dem Künstler gerecht zu werden, in vielen Leinwänden von Corinth,
auch in ganz großen, Tagebuchnotizen zu sehen, die spontan, aus dem
ersten Impuls heraus hingeschrieben sind. Was machte es, wenn er sich
auch einmal im Ton vergriff, es kam ein neues, ein lustigeres, ein besseres
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Chinesische Weisheit definierte Kunst als die „Inkarnation mensch-
licher Fröhlichkeit“. Fröhlichkeit lacht heraus aus dem Lebenswerk Louis
Corinths. Er hat viel, sehr viel gemalt; aber wohl niemals einen Pinsel-
strich gemacht, der ihm nicht von Herzen gekommen wäre. Die Malerei,
die er an sich hat, ist nicht nur im Technischen flüssig. Mit dem Pinsel
in der Hand sprudelt er sich aus. Ei- kann gar nicht anders, als alles, was
er sieht und was ihm einfällt, auf die Leinwand niederschreiben. Wie
unsereiner plaudert, so malt er. Es ist auch tatsächlich so, daß Corinth
lieber einem ein Bild dahermalt, als daß er ein Gespräch begänne. Der
Pinsel ist ihm Mund und Schreibzeug. Auf der Fläche teilt er sich mit.
Alles, was ihn erregt und bewegt, was auf ihn Eindruck macht und was
ihm durchs Gehirn fährt, wird Bild. Ist das Kunstwerk in den außer-
ordentlichen Fällen als Vision zu nehmen, so tut man gut daran, schon
um dem Künstler gerecht zu werden, in vielen Leinwänden von Corinth,
auch in ganz großen, Tagebuchnotizen zu sehen, die spontan, aus dem
ersten Impuls heraus hingeschrieben sind. Was machte es, wenn er sich
auch einmal im Ton vergriff, es kam ein neues, ein lustigeres, ein besseres
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