Westheim, Paul: Für und wider: kritische Anmerkungen zur Kunst der Gegenwart (Potsdam: Gustav Kiepenheuer Verlag, 1923)

Paul Goesch: Miniatur


PAUL GOESCH
Paul Goesch. Was ist er, wo steht er für uns? Maler? Architekt?
Künstler? Eigentlich nichts von alledem. Er ist in keiner der Kategorien
unterzubringen, er hat auch vom Künstler etwas und ist doch anders. In
der Botanik würde man sagen eine Varietät.
Eine Spielart des Menschlichen, das nicht weniger Variationsmöglich-
keiten hat als die Kaktee, die Orchidee, das Moos oder die Palme. Ein
eigener, ein eigenartiger Mensch, kind-haft, dem noch immer das Ver-
wundern gegeben. Ein Mensch eben nicht wie wir andern, die wir alles
begreifen, deuten, begründen, aus Ursache und Voraussetzung erklären
können oder — erklären zu können uns einbilden. Vielleicht einer, dem
das alles entweicht als der lemurenhafte Spuk, dem greifbarer ist jenes,
was sich nicht sezieren und nicht entbreiten läßt, der begabt — oder ver-
dammt — ist zu schauen. Seltsame Gesichte, bunte Kaleidoskopspiege-
lungen, magische Fratzen. Kurzsichtigkeit, Hellsicht? Wer wagt den
Träumer zu fragen, warum, wozu, wieso das Nachtgesicht ihn überkam?
Es jubilierte in ihm, es peitschte ihn in Schrecknis. Es war da: ein Spuk

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