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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0381
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BESPRECHUNGEN.

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den Kunst 1921, III/IV, S. 12) ist von einem Rosenzweig die Rede. Wiese (Cicerone
1922, S. 536) spricht mit Beziehung auf die Madonna in der Dorotheenkirche in
Breslau von einem »Bäumchen«, an dem der Gekreuzigte hängt. Das Bäumchen
ist deutlich als solches zu erkennen. Damit stellt Wiese (a. a. O. S. 536 [4]) die Ma-
donna aus dem Karmeliterkloster in Mainz zusammen. Zimmermann-Deißler stellt
richtig: die Madonna aus dem Karmeliterkloster hat Blumen, die der Korbgasse
Trauben in der Umrahmung des Gekreuzigten (Städeljahrbuch 1924, S. 21 [1]).
Escherich spricht in einem Aufsatz über Mainzer Madonnen (1260—1415) von einem
sonderbaren an Filigran erinnernden Gebäu von Wolken und Ästen« (Cicerone
1924, S. 437). Busch erkennt in einer Studie »Gotische Häusermadonnen in Mainz«
(1924) in dem fraglichen Gebilde im einen Fall einen Weinlaubkranz (a. a. O. S. 8):
bei der Korbgassenmadonna Weinlaub mit Trauben, erklärt Busch; bei der Madonna
aus dem Karmeliterkloster dagegen spricht Busch von Eichenlaub mit Eicheln. Bei
beiden Stücken ist der Gekreuzigte an ein stark gedrehtes Rebholz geheftet (a. a. O.
S. 9). Rosen erscheinen im Kronreif. Busch verweist noch auf Pinder, der in Burgers
Handbuch der Kunstwissenschaft von Weinstrauchmadonnen spricht. Auf eine An-
frage erklärte der Verfasser von »Gotische Häusermadonnen in Mainz«, seine Be-
schreibung der in Frage stehenden Werke beruhe auf einer eingehenden Unter-
suchung der Stücke, die er fast täglich vor sich habe: ihr ist also vor den anderen
der Vorzug zu geben.

München. Georg Schwaiger.

Studien der Bibliothek Warburg: Erwin Panofsky, Idea. Ein Beitrag
zur Begriffsgeschichte der älteren Kunsttheorie. Leipzig, B. G. Teubner, 1924.

Die Geschichte der Kunsttheorie ist in den letzten Jahrzehnten in mehreren
Ländern von den verschiedensten Gelehrten behandelt worden, so daß es sich
schon lohnen würde, für die auf diesem Gebiet Weiterstrebenden eine räsonierende
Bibliographie dieser Literaturgattung auszuarbeiten, die eine Ergänzung zu Julius
Schlossers vortrefflichem Handbuch »Die Kunstliteratur« darstellen könnte. Die zahl-
reichen Einzelstudien von Konrad Burdach, Benedetto Croce, Paul Desjardin, Andre
Fontaine, E. Heyfelder, Pierre Marcel, Felix Philippi, Erich Rothacker, Werner Weis-
bach u. a. müssen einmal in irgend einer Form gesammelt werden. Viele wichtige
Beiträge zur Erforschung der Kunsttheorie sind in teilweise verendeten wissenschaft-
lichen Zeitschriften erschienen, die nicht jeder Forscher ohne weiteres im Kopfe
hat. Hans Tietze hat außer in einigen Abschnitten in seiner »Methode der Kunst-
geschichte« in vielen Notizen und Buchbesprechungen, die heute schon schwer auf-
zufinden sind, synthetische Bemerkungen von Wert aufgereiht. Wichtige Forschungs-
ergebnisse und Zusammenfassendes haben in Deutschland letzthin Albert Dresdner
und Wilhelm Waetzoldt gegeben. Dresdners auf drei Bände angelegtes Werk »Die
Kunstkritik, ihre Geschichte und Theorie« ist leider bisher nicht über den ersten
Band hinausgekommen. Der viel versprechende erste Band leidet daran, daß der
Nachdruck zu sehr auf die Kritik gelegt worden ist, während die Begriffsgeschichte
noch keineswegs geklärt ist. Die Vorzüge des ausgezeichneten Buches sind gleich-
zeitig seine Schwächen. Es bietet viel für die Soziologie der Kunst, zu wenig für
die Geschichte der kunsttheoretischen Begriffsbildung. Waetzoldts hervorragende
Arbeit, die sich bescheiden »Deutsche Kunsthistoriker« nennt, ist eine Monographien-
serie deutscher Kunsthistoriker. Wenn auch das Biographische stark hinter dem
Geistesgeschichtlichen zurücktritt, so verzichtet der Verfasser selbstverständlich auf
alles, was dem Entstehen der deutschen Kunstforschung vorausgeht. Seine stillen
Voraussetzungen für das Weiterzurückliegende waren die bisherigen Forschungs-
 
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