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Zeitschrift für christliche Kunst — 8.1895

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Schlie, Friedrich: Kirchliche Alterthümer aus der St. Nikolaikirche in Rostock
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https://doi.org/10.11588/diglit.4345#0015

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1895. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 1.

stellten und bei der Restauration der Kirche
leider vernichtet sind.s) Von den drei Unter-

8) Der Spielmann links ist ergänzt, Reste von der
alten Figur desselben waren weiter nach der Orgel zu
zum Vorschein gekommen. Sie durfte nicht fehlen,
weil sie die nothwendige Voraussetzung für die Szene
rechts im Bilde ist.

Die vier predellenartigen Bildchen, welche sich
unter dem Kruzifixbilde von Lucca befanden, waren

Schriften können wir die erste auf sich beruhen
lassen, weil zu ihrer Ergänzung zu viel ver-

Die Erzählung ist folgende: In der Stadt Corduba im
Lande Sicilien (sie) wohnten Juden und Christen, von
denen die letzteren meistentheils arm waren und ersteren
um Lohn dienten. Das kümmerte den Heiland, und er
kehrte, die Macht des heiligen Kreuzes beweisend, das
Verhältnifs einfach um, die Juden wurden arm, die
Christen wurden reich, und erstere fingen an, den letz-

Sunte Hiitpe (?) oder H Küimnernifs (?)

in zwei Streifen mit je zwei Szenen übereinandergestellt
und mit niederdeutschen Unterschriften versehen. Diese
Darstellungen enthielten die Geschichte der Entstehung
des Kreuzes von Lucca in Uebereinslimnumg mit der
Erzählung in dem zu Lübeck in erster Auflage 1491
und in späterer Auflage IT)IT gedruckten Passionale:
• Dat levent der hylgen effte dat Passionale« (Sommer.
theil, S.248). Auszunehmen von dieser Uebereinstim-
mung ist nur das dritte Bild (s. u.), welches auf die
in anderen Versionen der Legende vorkommenden
Auseinandersetzungen der beiden Städte Pisa und Lucca
über das heilige Kreuzesbild Bezug nimmt, wovon aber
im genannten niederdeutschen Passionale keine Rede ist.

teren zu dienen. Da beschlofs ein Jude in der Stadt,
der ein guter Goldschmied war, sich selber ein Kreuz
zu machen, viel schöner als das, welches die Christen
anbeteten, mit Krone, Kleidern und Edelsteinen. Auch
hatte er ernstlich im Sinne, nachher selber den Ver-
such zu machen, das Kreuz anzubeten. So dachte er
und ging eine Zeit lang auf Reisen. Und als er wieder
kam, da war ein Wunder geschehen; er fand in seinem
Hause ein Kreuz, ganz so schön, wie er es sich ge-
dacht halte. Er war voll Staunens, sah das Bild mit
Freuden an, stellte es mit grofser Ehrerbietung an
einen geheimen Ort, zündete Lampen davor an, die
Tag und Nacht brannten, fing an zu beten und an
 
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