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Zeitschrift für christliche Kunst — 8.1895

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Bücherschau
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385

1895.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

386

Bücherschau.

Die bildenden Künste. Kurzgefafste allgemeine
Kunstlehre in ästhetischer, künstlerischer, kunst-
geschichtlicher und technischer Hinsicht. Von Her-
mann Riegel. Vierte, völlig neu bearbeitete Auf-
lage. Mit 77 Abbildungen. Frankfurt a. M., 1895.
Verlag von Heinrich Keller.
Der alte „Grundrifs", der drei ehrenvolle Auflagen
erlebt und während der drei Jahrzehnte seines Bestehens
zur Verbreitung solider Kunstanschauungen sehr er-
heblich beigetragen, hat als „Kunstlehre" im neuem
Verlage eine Art von Wiedergeburt erfahren, eine
wesentliche Durcharbeitung, Ergänzung, Vervollkomm-
nung, aber ohne Veränderung der Grundsätze, mit
denen der Verfasser sich in unwandelbarer Festigkeit
behauptet, nicht selten im Widerspruch mit modernen
Auffassungen und Begriffen. Diese betreffen ja nicht
das Gebiet der Kunstgeschichte und -technik, sondern
vielmehr der ästhetischen und künstlerischen Beur-
theilung, und gerade diese mehr philosophische Grund-
lage ist es, welcher der Verfasser vornehmlich seine
Aufmerksamkeit zuwendet, keiner Schwierigkeit aus-
weichend. Defswegen werden über den Ursprung und
Begriff der Kunst, über ihre Erscheinungsweisen und
Entwickelungsstufen mancherlei Fragen verhandelt, die,
obwohl von grundlegender Wichtigkeit, in den kunst-
geschichtlichen Werken der Gegenwart kaum noch
begegnen. Auch die II. Abtheilung: „Die Kunst und
die Künstler", ist überreich an prinzipiellen Erörte-
rungen, die sich auf die Vorbedingungen der Kunst-
übung, auf die Anordnung, Mittel und Verfahren der
Darstellung, auf das Darstellbare und Wesen wie Stil
des Dargestellten beziehen. In der III. Abtheilung
endlich: „Die Kunst und die Zeit" kommt die Kunst-
geschichte zu ihrem Recht und der Einflufs, den sie
durch ihren Denkmälerschatz auf die Weltgeschichte
ausgeübt hat, des ferneren die Bedeutung der Kunst-
werke für die Gegenwart, zuletzt die Pflege der Kunst
wie all' der Lehr- und Förderungsmittel, welche ihr
zu dienen geeignet sind, mit Einschlufs der nachbilden-
den Künste. — Diese kurze Uebersicht des Inhalts
kann dessen Reichthum kaum andeuten, wie ihn nur
eine ernste philosophische, historische, technische
Schulung, die Erfahrung eines langen, im stetigen un-
mittelbaren Verkehr mit den Kunstdenkmälern ver-
brachten Lebens zu erreichen vermocht hat. k.

Bau- und KunstdenkmälerThüringens. Von
Dr. P. Lehfeldt. Heft XIX. Fürstentum
Schwärzburg-Rudolstadt: Amtsgerichtsbezirke
Rudolstadt und Stadtilm. Mit 7 Lichtdruckbildern
und 60 Abbildungen im Texte. — Heft XX. Amts-
gerichtsbezirke Königsee, Oberweifsbach und Lauter-
berg. Mit 5 Lichtdruckbildern und 22 Abbildungen
im Texte. — Heft XXI. Herzogthum Sachsen-
Altenburg: Amtsgerichtsbezirk Altenburg. Mit
8 Lichtdruckbildern und 73 Abbildungen im Texte.
Jena 1894 und 1895. Verlag von Gustav Fischer.
Diese seil unserem letzten Berichte (Bd. VII, Sp. 64)

erschienenen drei Hefte liefern wiederum einen glän-

zenden Beweis von der Rührigkeit und Gründlichkeit,
mit welcher der Verfasser arbeitet. Nur wenige der
von ihm beschriebenen und abgebildeten Denkmäler
und auch fast nur die der älteren Periode angehörigen
Bauten wie Klosterruine Paulinzelle und Pfarrkirche
Stadtilm waren in die Kunstgeschichte eingeführt, die
meisten anderen, namentlich manche hervorragende
Schlösser wie Rudolstadt, Schwarzburg, Könitz, Frie-
densburg, Altenburg, Windischleuba u. s. w. wenig
bekannt, und wie viel des Interessanten bieten sie aus
der gothischen Periode bis in die letzten Ausläufer des
Kokoko sowohl in ihrer äufseren Erscheinung, als in
ihrer inneren Einrichtung und Ausstattung! Zahlreiche
Figuren und Gemälde, Möbel und Geräthe, Waffen
und Schmuckstücke, Tafelgefäfse in Metall, Thon,
Glas u. s. w. tauchen auf als Bereicherung der ein-
zelnen Kunstzweige und als beachtenswerthe Vorbilder
für Neuschöpfungen. Mannigfaltig und eigenartig ist
daher die Ausbeute für den Geschichls- und Kultur-
forscher, für den Kunsthistoriker und Archäologen, für
den Künstler und Kunsthandwerker, und jeder wird
befriedigt sein von den sach- und fachgemäfsen Be-
schreibungen und Erklärungen des Verfassers, derauf
dem Gebiete der Denkmälerstatistik durch seine lang,
jährige unermüdliche Thätigkeit allmählich in die Vor-
zugsstellung des Veteranen hineingewachsen ist. S.

Die Bau- und K u n std e n kmä 1 er in deuHohen.
zoll ern sehen Landen. Im Auftrage des Hohen-
zollernschen Landes-Ausschusses bearbeitet von
Dr. Karl Theodor Zingeler, Fürstlich Hohen-
zollernscher Hofrath und Wilhelm Friedrich
Laut, Architekt. Mit 22 Lichtdrucken, 168 Ab-
bildungen im Text und einer archäologischen Ueber-
sichtskarte von Hohenzollern. Stuttgart 1896, Ver-
lag von Paul Neff. (Preis 15 Mk.)
Nicht überreich, weder an Zahl, noch an Bedeu-
tung, sind die in den Hohenzollernschen Landen er-
haltenen Kunstdenkmäler, abgesehen von dem Privat-
besitz des Fürstenhauses, der in dem Schlofs und
namentlich in der Kunsthalle aufgestellt ist, ein über-
aus reiches, aus allen Gegenden Deutschlands wie aus
fremden Ländern, besonders Italien, zusammengebrach-
tes Museum, welches längst in umfänglichen Katalogen
beschrieben, daher in vorliegendem Werke nur ganz
knapp geschildert ist. Aber aus jeder Kunstperiode,
von der romanischen bis in die jüngste hinein, fehlt
es im Lande nicht an beachtenswerthen Erzeugnissen
der Architektur, Plastik und auch der Klein-Künste
auf dem kirchlichen, zumal auf dem Profangebiet,
und alle diese Denkmäler sind mit unverdrossenem
Fleisse aufgesucht, mit grofser Pietät geprüft, mit un-
verkennbarer Sachkenntnifs erläutert, die bedeutenderen
an der Hand gut gezeichneter oder photographirter
Aufnahmen. Besonderes Interesse nehmen verschiedene
mittelalterliche Burgen in Anspruch, sowie Bauten aus
der Renaissance, die bis in das XVII. Jahrh. hinein
von der Gothik nicht nur das konstruktive Gerüst be-
wahrt haben, auch Fachwerkhäuser von einfacher aber
 
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