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Zeitschrift für christliche Kunst — 8.1895

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231

1895. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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in reichstem Maafse erworben und dauernd gesichert
hat. Auch der Zeitschrift, die seinen Verdiensten im
Allgemeinen und besonders bezüglich der Vollendung
des Kölner Domes bereits in warmen Worten der
Anerkennung gedacht hat, widmete er ein lebhaftes
Interesse und folgte den Bestrebungen derselben mit
freudiger Zustimmung.

Der Schatzmeister wiederholte in kurzer Uebersicht
die Darlegung der geschäftlichen Verhältnisse und der
finanziellen Lage, an welche sich Besprechungen nach
verschiedenen Richtungen hin knüpften; für seine Be-
mühungen und sorgfältige Geschäftsbehandlung wurde
der freundlichste Dank demselben ausgesprochen.

Nach eingehenden Miltheilungen des Redakteurs
der Zeitschrift, Domkapitular Schnütgen wurde die
Haltung und Richtung der Zeitschrift in Erwägung
gezogen. Wie dies auch im vorigen Jahre geschehen
und in dem VII. Hefte der Zeitschrift eingehender
ausgeführt worden, fanden die Richtung und die Auf-
fassungen, in welchen die Zeitschrift geleitet und ge-
führt und die tüchtige Haltung und Behandlung der-

selben die allgemeinste Zustimmung und Anerkennung;
vornehmlich war man unbedingt dahin einverstanden,
dafs die wissenschaftliche, auf der Höhe der heutigen
Kunstwissenschaft stehende Behandlung aller Fragen
und das strenge Festhalten an manchen Prinzipien
und Grundsätzen, welche die moderne Kunstübung
vielfach gern vergifst oder unbeachtet läfst, gerade
den Zwecken und Aufgaben der Zeitschrift durchaus
entspreche, auch für die Entwicklung der heutigen
Kunstverhältnisse von sehr förderlicher Bedeutung sei.
Dem Herrn Domkapitular wurde für seine grofse Müh-
waltung und für die ganze so tüchtige und sach-
kundige Leitung und Thätigkeit, durch welche der-
selbe der Zeitschrift in den Kreisen der Fachmänner
eine hervorragende Stellung und Werthschätzung zu
geben und zu erhalten gewufst, die vollste Anerken-
nung und der verbindlichste Dank ausgesprochen.

Nach mancherlei Besprechungen, die christliche
Kunst unserer Zeit und verschiedene Bestrebungen auf
diesem Gebiete betreffend, wurde die Generalversamm-
lung geschlossen. Cl. Frhr. von Heererain.

Bücherschau.

Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst.
Jahresausgabe 1895. Mit 11 Foliotafeln in Kupfer-
druck und Phototypie und 9 Abbildungen im Texte,
ausgewählt durch die Juroren Prof. G. Hauber-
risser, Prof. II. v. Schmidt, Prof. S. Eberle,
L. Gamp, AI. Delug, M. Feuerstein, Univ.-
Prof. Dr. Bach und Pfarrer Detze 1. Nebst erläu-
terndem Texte von Lic.-Prof. Dr. Schlecht. Druck
und Verlag von J. B. Obernetter in München.
Die ihre beiden Vorgängerinnen an glänzender
Ausstattung noch überbietende Jahresmappe führt drei
Architekten vor: die bekannten Meister v. Denzinger,
Meckel in Freiburg und Seidl in München; fünf Bild-
hauer: Gamp und v. Miller in München, Ruppe in Salz-
burg, Balthasar Schmitt in München, Heinrich Schmitt
in Buffallo; sieben Maler: Feldmann in Düsseldorf,
von der F'orst in Münster, Glötzle in München, Huber
in Durlach, Locher, Samberger und Zimmermann in
München, so dafs also das Gebiet der metallischen
Kunslzweige, obwohl auf der von derselben Gesell-
schaft veranstalteten Ausstellung nicht unvertreten, in
der Mappe auch diesmal keine Berücksichtigung er-
fahren hat. — Die einzelnen Schöpfungen werden mehr
beschrieben und verherrlicht, als kritisirt. Von Denzinger
wird das erst nach seinem Tode ausgeführte Projekt
der St. Adalberokirche in Würzburg mitgetheilt, ein im
Uebergangsstil mit schweren Strebepfeilern konstruirter
imposanter Bau, dessen Langhaus ein wenig kurz und
dessen Vierungsthurm gegenüber den schlanken West-
thürmen zu mächtig erscheint. — Meckel's meister-
hafte St. Rochuskapelle, in dieser Zeitschrift bereits vor
vier Jahren vom Meister selbst veröffentlicht, stellt
sich bezüglich ihrer Ausstattung in den ausgesprochensten
Gegensatz zu den von der Gesellschaft proklamirten
Grundsätzen. — Des genialen Seidl's Hauptportal und
Hochaltar der St. Annakirche in München zeigen, wie
gefährlich die Vermengung der deutschen und italie-

nischen Stilformen aus der romanischen Periode ist.
— Gamp's Thonmodell des Kruzifixus im Rokokostil
ist edel, aber weich; von Millers Bronzefigur Alberti
Magni eine tüchtige Leistung; das Holzmedaillon der
„Mutter des Herrn" eine in der Gewandung nicht
gerade glückliche, im Ausdruck wenig bedeutsame
Gruppe. — B. Schmitt ist durch drei Arbeiten vertreten,
die grofse Gewandtheit, aber wenig Ursprünglichkeit
verralhen: das italienisch empfundene Relief „Regina
coelorum", welches als Medaillon den Deckel der
Mappe schmückt, die beiden im Dürerschen Geiste
konzipirten, flott behandelten Apostelfiguren Matthias
und Matthäus, die Statue Jakobus M., welche fast
ganz in Draperie sich auflöst. — Die ,,Rosa mystica"
läfst in Bezug auf Bewegung, Gewandbehandhmg, Aus-
druck, Durchführung Manches zu wünschen übrig. —
Von den Wand-, Tafel- und Glasgemälden befremden
einige durch ihre phantastische Richtung, namentlich
die „Sibylle" von Samberger, auch die Kreuzauffindung
von Feldmann, andere, wie die abgeschwächten roma-
nischen Entwürfe, durch ihre kraftlose Behandlung. —
Die sehr durchgearbeiteten Gemälde von Zimmermann:
„Christus und die Fischer" und „Heilige Nacht" sind
wirkungsvolle Darstellungen, welche jedem Salon und
Museum zur Zierde gereichen, und auch das Decken-
gemälde: „Der Pontifikat Leo XIII." entspricht seinem
Zwecke, eine Rokokokirche zu schmücken. — Der
Karton von Huber: „Die Anbetung des Jesuskindes"
ist gut gezeichnet, bleibt aber als Glasgemälde schon
wegen des Mangels der Bleifassungen unverständlich.

Möge die christliche Kunst, wenn es sich um die
Ausstattung profaner Räume handelt, innerhalb der ihr
nun einmal gezogenen Grenzen, auf neuen Wegen ihr
Heil suchen und recht ergiebige Thätigkeit für ihre
Jünger! Für das kirchliche Kunstschaffen mögen die
alten, die einfachen und doch so erhabenen mittel-
alterlichen Meister ihre Zugkraft behaupten! r.
 
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