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1895. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
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kräftigen vierseitigen Fufse ein viereckiger
Mittelstab, der bis oben durchgeht und die
Schale für den Leuchter trägt. Seine abge-
schrägten Kanten sind verstärkt durch Rund-
stäbe, welche an und über dem Kreuze in Blatt-
und Rankenwerk auslaufen. Blätter, welche aus
den Stäben herauswachsen, schauen im unteren
Theil des Leuchters zwischen vier den Haupt-
stamm lose umgebenden gewundenen Stäben
heraus, von welch' letzteren zwei sich über
dem die Mitte zusammenhaltenden Ringe zu
Seitenästen für die Nebenfiguren auseinander-
breiten.
Selbstverständlich kann nicht jede Kirche
einen so kostbaren Leuchter anschaffen, immer-
hin hoffen wir durch vorstehende Mittheilung
Veranlassung zu geben, dafs in manchen Kirchen
dem Osterleuchter mehr Beachtung geschenkt
werde.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dafs der
Leuchter vorzüglich ausgeführt worden ist von
dem Kunstschmied P. Weix in Bonn. Die
Figuren sind modellirt von Bildhauer Stein-
bach in Köln, in Bronze gegossen und ver-
goldet von Goldschmied Beumers in Düsseldorf.
Essen. Joseph Prill.
Buch
erschau.
Kür die „Bücherschau" ist seit Jahresfrist so
wenig Raum erübrigt, dafs die Besprechung von
manchen der eingesandten Werke weit über die be-
absichtigte Zeitgrenze hat hinausgeschoben werden
müssen. Eine Ausgleichung ist leider nur dadurch zu
erreichen, dafs die meisten Referate wenigstens einst-
weilen auf ein ganz knappes Maats zurückgeführt
werden. D. H.
Danske Tufsten-Kirker. Kjobenhaun 1891, H.
Ilagerups lioghandel.
Dieses monumentale Werk über die dänischen
Tuffsteinkirchen gereicht zu hoher Ehre dem dänischen
Kultusministerium, welches es besorgt, dem Professor
H. Storck, welcher zu den zahlreichen Textillustra-
tionen und den 71 photo-lithographischen Tafeln,
die den II. Band füllen, die Zeichnungen geliefert,
und dem Dr. Jakob Helms, welcher die 222 Grofs-
folioseiten Text geschrieben hat, die den I. Band bilden.
Von diesen bieten die letzten 25 Seiten in französischer
Sprache einen Auszug, der einem weiten Leserkreise
den reichen Inhalt des umfänglichen dänischen Textes
dem Wesen nach zugänglich macht, indem er zunächst
die allgemeine Aufgabe löst, mit der Entwicklung
des TutTsteinbaues in den Rheinlanden, in Holland,
Ostfriesland, Schleswig bekannt zu machen und dann
dem speziellen und eigentlichen Zwecke sich widmet,
dieLandkirchenJütlands vorzuführen, die als ein-
schiffige Anlagen eine eigenartige Gruppe bilden und
in 19 Exemplaren auf 70 Tafeln mit manchen roma-
nischen Taufsteinen und einigen in Farbendruck wieder-
gegebenen ebenfalls romanischen Wand- und Glas-
malereien übersichtlich dargestellt werden. So wird
diese einfache aber merkwürdige Nachlassenschaft des
XII. und XIII. Jahrh., aus denen bei allen Chor und
Langhaus stammen, während Thurm und Nebenbauten
spätere Ziegelwerke sind, hier in der dankenswerlhesten
Weise als bis dahin fast unbeachtetes Glied der
Kunstgeschichte eingefügt. Was über einige dänische
Granit- und Kalksteinkirchen, sowie (von Dr. John-
strup) über das vulkanische Tuffmaterial des Rhein-
landes angefügt ist, bietet manches Lehrreiche. —
Dem allgemeinen Theile wird sich das Interesse der
deutschen Leser um so lebhafter zuwenden, als er die
hervorragendsten rheinischen Tuffsteinkirchen, nament-
lich die Kölner behandelt, unter näherer Rücksicht-
nahme auf das Material, welches mit dem Beginn der
Gothik fast plötzlich aus dem Gebrauche verschwindet,
um gegen den Schlufs ihrer Herrschaft wiederaufzu-
leben, aber merkwürdigerweise nicht auf Grund neuer
Ausbeutung der Tuffsleinlager, sondern durch Ver-
wendung der durch den Abbruch der alten Kirchen
gewonnenen Bausteine, die in schichtenförmiger Ein-
bindung in die Ziegelmauern eine Art von Charakte-
ristikum für den spätgothischen Backsteinbau des Nie-
derrheins bilden. Die Vertrautheit mit den rheinischen
Tuffsteinbauten hat den Verfasser eine Reihe von sehr
beachtenswerthen Analogien mit den dänischen Kirchen
feststellen lassen und diese wie manche andere der
Kunstwissenschaft zugeführte Ergebnisse sind zugleich
dem Kultusminister zu danken, welcher die Erforschung
der heimischen Kultur- und Kunstgeschichte in jeder
Weise fördert. SchnUtgcn.
Die alte Peterskirche zu Rom und ihre
frühesten Ansichten. Mit zwei Tafeln in Licht-
druck. Von H, Grisar S. J. Dieser als Sonder-
abzug aus dem laufenden Jahrgänge der »Römischen
Quartalschriftc erschienene überaus interessante Auf-
satz beschäftigt sich mit den beiden ältesten, bislang
fast unbeachtet gebliebenen bildlichen Darstellungen
von der Frontseite der alten St. Peterskirche, die in
der Farfenser Handschrift des Eton College bei Windsor
aus dem XI. Jahrh. und Grimaldi's Album als Zeich-
nung von Dominikus Tasselius aus dem Anfange des
XVII. Jahrh. enthalten sind. Sie werden auf ihre Zu-
verlässigkeit sehr sorgsam geprüft und an deren Nach.
weis höchst wichtige Schlüsse geknüpft. Die ältere
Zeichnung stellt im Wesentlichen die ursprüngliche
Form der Constantinischen Basilika dar mit dem ihr
vom Papst Leo I. verliehenen, von Papst Sergius 1.
etwas veränderten grofsartigen Mosaik. Die zweite
Zeichnung gibt die viel reichere Anlage und Ver-
zierung wieder, welche der Umbau Gregors IX. herbei-
1895. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
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kräftigen vierseitigen Fufse ein viereckiger
Mittelstab, der bis oben durchgeht und die
Schale für den Leuchter trägt. Seine abge-
schrägten Kanten sind verstärkt durch Rund-
stäbe, welche an und über dem Kreuze in Blatt-
und Rankenwerk auslaufen. Blätter, welche aus
den Stäben herauswachsen, schauen im unteren
Theil des Leuchters zwischen vier den Haupt-
stamm lose umgebenden gewundenen Stäben
heraus, von welch' letzteren zwei sich über
dem die Mitte zusammenhaltenden Ringe zu
Seitenästen für die Nebenfiguren auseinander-
breiten.
Selbstverständlich kann nicht jede Kirche
einen so kostbaren Leuchter anschaffen, immer-
hin hoffen wir durch vorstehende Mittheilung
Veranlassung zu geben, dafs in manchen Kirchen
dem Osterleuchter mehr Beachtung geschenkt
werde.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dafs der
Leuchter vorzüglich ausgeführt worden ist von
dem Kunstschmied P. Weix in Bonn. Die
Figuren sind modellirt von Bildhauer Stein-
bach in Köln, in Bronze gegossen und ver-
goldet von Goldschmied Beumers in Düsseldorf.
Essen. Joseph Prill.
Buch
erschau.
Kür die „Bücherschau" ist seit Jahresfrist so
wenig Raum erübrigt, dafs die Besprechung von
manchen der eingesandten Werke weit über die be-
absichtigte Zeitgrenze hat hinausgeschoben werden
müssen. Eine Ausgleichung ist leider nur dadurch zu
erreichen, dafs die meisten Referate wenigstens einst-
weilen auf ein ganz knappes Maats zurückgeführt
werden. D. H.
Danske Tufsten-Kirker. Kjobenhaun 1891, H.
Ilagerups lioghandel.
Dieses monumentale Werk über die dänischen
Tuffsteinkirchen gereicht zu hoher Ehre dem dänischen
Kultusministerium, welches es besorgt, dem Professor
H. Storck, welcher zu den zahlreichen Textillustra-
tionen und den 71 photo-lithographischen Tafeln,
die den II. Band füllen, die Zeichnungen geliefert,
und dem Dr. Jakob Helms, welcher die 222 Grofs-
folioseiten Text geschrieben hat, die den I. Band bilden.
Von diesen bieten die letzten 25 Seiten in französischer
Sprache einen Auszug, der einem weiten Leserkreise
den reichen Inhalt des umfänglichen dänischen Textes
dem Wesen nach zugänglich macht, indem er zunächst
die allgemeine Aufgabe löst, mit der Entwicklung
des TutTsteinbaues in den Rheinlanden, in Holland,
Ostfriesland, Schleswig bekannt zu machen und dann
dem speziellen und eigentlichen Zwecke sich widmet,
dieLandkirchenJütlands vorzuführen, die als ein-
schiffige Anlagen eine eigenartige Gruppe bilden und
in 19 Exemplaren auf 70 Tafeln mit manchen roma-
nischen Taufsteinen und einigen in Farbendruck wieder-
gegebenen ebenfalls romanischen Wand- und Glas-
malereien übersichtlich dargestellt werden. So wird
diese einfache aber merkwürdige Nachlassenschaft des
XII. und XIII. Jahrh., aus denen bei allen Chor und
Langhaus stammen, während Thurm und Nebenbauten
spätere Ziegelwerke sind, hier in der dankenswerlhesten
Weise als bis dahin fast unbeachtetes Glied der
Kunstgeschichte eingefügt. Was über einige dänische
Granit- und Kalksteinkirchen, sowie (von Dr. John-
strup) über das vulkanische Tuffmaterial des Rhein-
landes angefügt ist, bietet manches Lehrreiche. —
Dem allgemeinen Theile wird sich das Interesse der
deutschen Leser um so lebhafter zuwenden, als er die
hervorragendsten rheinischen Tuffsteinkirchen, nament-
lich die Kölner behandelt, unter näherer Rücksicht-
nahme auf das Material, welches mit dem Beginn der
Gothik fast plötzlich aus dem Gebrauche verschwindet,
um gegen den Schlufs ihrer Herrschaft wiederaufzu-
leben, aber merkwürdigerweise nicht auf Grund neuer
Ausbeutung der Tuffsleinlager, sondern durch Ver-
wendung der durch den Abbruch der alten Kirchen
gewonnenen Bausteine, die in schichtenförmiger Ein-
bindung in die Ziegelmauern eine Art von Charakte-
ristikum für den spätgothischen Backsteinbau des Nie-
derrheins bilden. Die Vertrautheit mit den rheinischen
Tuffsteinbauten hat den Verfasser eine Reihe von sehr
beachtenswerthen Analogien mit den dänischen Kirchen
feststellen lassen und diese wie manche andere der
Kunstwissenschaft zugeführte Ergebnisse sind zugleich
dem Kultusminister zu danken, welcher die Erforschung
der heimischen Kultur- und Kunstgeschichte in jeder
Weise fördert. SchnUtgcn.
Die alte Peterskirche zu Rom und ihre
frühesten Ansichten. Mit zwei Tafeln in Licht-
druck. Von H, Grisar S. J. Dieser als Sonder-
abzug aus dem laufenden Jahrgänge der »Römischen
Quartalschriftc erschienene überaus interessante Auf-
satz beschäftigt sich mit den beiden ältesten, bislang
fast unbeachtet gebliebenen bildlichen Darstellungen
von der Frontseite der alten St. Peterskirche, die in
der Farfenser Handschrift des Eton College bei Windsor
aus dem XI. Jahrh. und Grimaldi's Album als Zeich-
nung von Dominikus Tasselius aus dem Anfange des
XVII. Jahrh. enthalten sind. Sie werden auf ihre Zu-
verlässigkeit sehr sorgsam geprüft und an deren Nach.
weis höchst wichtige Schlüsse geknüpft. Die ältere
Zeichnung stellt im Wesentlichen die ursprüngliche
Form der Constantinischen Basilika dar mit dem ihr
vom Papst Leo I. verliehenen, von Papst Sergius 1.
etwas veränderten grofsartigen Mosaik. Die zweite
Zeichnung gibt die viel reichere Anlage und Ver-
zierung wieder, welche der Umbau Gregors IX. herbei-