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Zeitschrift für christliche Kunst — 8.1895

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Becker, Ludwig: Die neue Mariä-Empfängniskirche zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.4345#0053

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69

1895.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

70

Bei Wahl der Sechsecksform war ich mir
auch wohl bewirfst, dafs sich der Sechseckthurm,
in Richtung seiner Diagonalachse betrachtet,
weniger vortheilhaft präsentirt als winkelrecht
zu seiner Diagonalachse gesehen. Jedoch macht
sich dieser Umstand bei den Doppelthürmen gar
nicht bemerkbar, indem die Thürme in ihrer Dia-
gonalachse betrach-
tet, entsprechend
näher zusammen-
rücken und eine
mächtige Gruppe
bilden, indem sie
stets beide zusam-
men zur Geltung
kommen werden.

Mit der Anlage
der beiden Sechs-
eckthürme war das
Bildungsprinzip für
die Kirche gegeben;
das Einheitsmaafs
für den Grundrifs
der Kirche bildet
die Thurmseite. Die
Breite der Seiten-
schiffe , in deren
Achsen die beiden

Thürme stehen,
mufste gleich der
Thurmseite werden
und durch die na-
turgemäfse sechs-
eckige Abrundung
des Hochschiffs im
Westen mufste die

Hochschiff breite
gleich der doppel-
ten Thurmseite an-
genommen werden;
ferner war zur Er-
zielung eines schö-
nen Verhältnisses
der Kirche und der Kapellenanlage notwen-
dig, die Jochbreite der Kirchenschiffe ebenfalls
der Thurmseite gleich zu gestalten, und so be-
herrscht das eine Maafs der Thurmseite den
ganzen Grundrifs. Solcher Art enstandene
Grundrisse lassen meist eine malerische Grup-
pirung der Gesammtanlage, wie solche bei un-
symmetrisch entwickelten Grundrifsdispositionen
sich von selbst ergibt, nicht aufkommen; viel-

Abb. 2. Giundrifs.

mehr trägt ein so streng konstruktiv entwickelter
Kirchenbau einen vornehmen ernsten Charakter.
Den Anforderungen der Gemeinde entspricht
er somit mehr als ein unsymmetrischer, male-
rischer Bau, denn er hat einen mehr reprä-
sentativen Charakter und entspricht als solcher
mehr dem Platze, auf dem er errichtet wird,

wie auch seiner Um-
gebung. (Abb. 2.)
Einen wesent-
lichen Schmuck er-
hält die Vorder-
fassade durch die
zwischen den
Thürmen einge-
baute offene Vor-
halle, welche aus
drei Gewölbejochen
gebildet ist. Das
mittlere Gewölbe-
joch von rechtecki-
ger Gestalt über-
deckt das Haupt-
portal, die beiden
seitlich liegenden
vierseitigen Sechs-
eckgewölbe, die
Nebeneingänge zu
den Thurmhallen.
Die offene Vorhalle
gestattet auch far-
bige Dekorationen
in Anwendung zu
bringen. Die Ge-
wölbeflächen der
Vorhalle, die seit-
lichen Schildwände
des Mittelgewölbes
und die Maafswerk-
wände der beiden
seitlichen Gewölbe-
joche erhalten figu-
rale und ornamen-
tale Malerei. Auch sind die Figuren des Portals,
Laubwerk und Kehlen in Einklang mit den ge-
malten Wandflächen in Farbe zu fassen und zu
vergolden.

Das Dach der Vorhalle ist der Gröfse und
Form der Gewölbejoche entsprechend als ein
über dem Mitteljoch herlaufendes Satteldach mit
zwei seitlich einschneidenden im halben Sechseck
abgewalmten Nebendächern ausgebildet.
 
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