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1895. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 0.
182
Die Predella enthält im Mittelstück sieben
geschnitzte weibliche Heilige als sitzende Voll-
figuren unter Baldachinen und auf den Klappen
zwölf auf Goldgrund gemalte Halb-
figuren. Jene geschnitzten Figuren
sind, von links nach rechts ge-
zählt, die hl. Dorothea mit Rosen-
korb, die hl. Agnes mit Lamm,
die hl. Katharina mit Rad, die
hl. Anna selbdritt, die hl. Barbara
mit Thurm, und zuletzt eine Heilige
mit einem Kirchenmodell (die hl.
Hedwig?). Die gemalten Halbfigu-
ren stellen das Gleichnifs von den
klugen und thörichten Jungfrauen
dar (Matth. XXV, 1 ff.). Die klugen
auf der linken Klappe tragen Kro-
nen auf dem Haupte und halten
brennende Lampen, es sind ihrer
vier. Ihnen voran eine weibliche
Gestalt mit Kelch und Fahne als
Repräsentantin der Kirche und mit
dem Spruch: ©online, Jominc,
apCVt Ufjl'is. Die Antwort darauf
giebt die Bandrolle des ihnen ent-
gegentretenden Herrn mit dem
Spruch: femte, benibictt pntvis
ntci, percipite regmun. Auf dem
Flügel rechts die thörichten Jung-
frauen, denen die Kronen von den
Häuptern fallen, voran die Reprä-
sentantin der jüdischen Synagoge
mit verbundenen Augen, in der
einen Hand einen Bockskopf, in
der anderen einen zerbrochenen
Speer haltend. Sie hat dasselbe
Spruchband wie die Repräsentantin
der Kirche auf der anderen Seite,
aber sie enthält von dem entgegen-
tretenden Herrn die Antwort: Amen
h\C0 DObtS, Itesdo DOS. Sind die
Klappen geschlossen, so sieht man
sechs gemalte Halbfiguren von
Männern mit Spruchbändern. Der
erste mit weifsem Kopfbund und
grauem Barte hält das Spruchband:
Ä)ec porta ctnufa crit et mm
Abb. 3. Tabernakel in der
Kirche z. hl. Kreuz zu Rostock
um den zugespitzten Hut trägt den Spruch:
üevitas be terra orta eft Dauio (Psalm.
LXXX1V, d 12); der vierte mit einem Purpur-
barett hat den Spruch: (Üruilt
fruges ejus in panes Ijis qui fer-
Dtmit cinitati (Ezechiel XLV11I,
c 18); der fünfte mit weifs und
roth gestreiftem Kopfbund: Snillite
be farine ntobio panes (Judic. vi,
d 19); der sechste mit rother
Kappe: 3nferi facevbos que imnc-
tus eft panis (Fev. iv, d 2).
Seitwärts an der Predella findet
man unter Glas und Rahmen ein
Schriftstück mit folgendem Inhalt:
Islud altare est eonsecraium in
honorem summe sanete irinitatis
sancle marie virgiuis malris xpi
beati joliannis apostoli et ewange-
liste beati jacobi majoris et beati
bartolomei apostoli saneti b/asii
martyris et beati benedicti et ber-
nardi abbatum ac sanete barbare
virginis cujus anniversarius habe-
tur dorniniea ante /es/um circum-
eisionis domini.
Der der zweiten Hälfte des
XV. Jahrb. angehörende Altar ver-
dient in Hinsicht auf seine Male-
reien und Schnitzereien ein besseres
Urtheil als das ist, welches im
»Jahrbuch für mecklenb. Geschichte
undAlterthumskunde« Bd. IV, S.81
gefällt worden ist. Er gehört zu den
inhaltreichsten Werken des späte-
ren Mittelalters, welches der hoch-
verdiente verstorbene Münzenberger
in seinem bekannten grofsen Altar-
werk S. 84 ff. als in besonderem
Grade der Beachtung würdig be-
zeichnet und eingehend beschreibt.
Eine sachverständige Wiederher-
stellung wäre ganz am Platz.
Ein zweiter Altar steht jetzt
im Chor auf der Nordseite, befand
sich aber früherauf demNonnenchor,
das noch zu Anfang der sechziger
«pertetur quin bomiltUS(EzechielXLlV,a); der ! Jahre unseres Jahrhunderts im Schiff der Kirche
zweite mit seitlich herabhängendem Kopftuche stand. Vgl. Homeyer »Haus- und Hofmarken«
ist bartlos und hält das Spruchband: (ex te ! S. 392. Es ist ein Flügelaltar mit doppelten
mihi) egrebtetnr qui fit bontimitor in isrnel \ Klappen, also ein Pentaptychon, wie die neuere
(Micha V, a); der dritte mit einem Kronenreif [ Bezeichnung lautet. Die Aufsenseiten des oberen
1895. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 0.
182
Die Predella enthält im Mittelstück sieben
geschnitzte weibliche Heilige als sitzende Voll-
figuren unter Baldachinen und auf den Klappen
zwölf auf Goldgrund gemalte Halb-
figuren. Jene geschnitzten Figuren
sind, von links nach rechts ge-
zählt, die hl. Dorothea mit Rosen-
korb, die hl. Agnes mit Lamm,
die hl. Katharina mit Rad, die
hl. Anna selbdritt, die hl. Barbara
mit Thurm, und zuletzt eine Heilige
mit einem Kirchenmodell (die hl.
Hedwig?). Die gemalten Halbfigu-
ren stellen das Gleichnifs von den
klugen und thörichten Jungfrauen
dar (Matth. XXV, 1 ff.). Die klugen
auf der linken Klappe tragen Kro-
nen auf dem Haupte und halten
brennende Lampen, es sind ihrer
vier. Ihnen voran eine weibliche
Gestalt mit Kelch und Fahne als
Repräsentantin der Kirche und mit
dem Spruch: ©online, Jominc,
apCVt Ufjl'is. Die Antwort darauf
giebt die Bandrolle des ihnen ent-
gegentretenden Herrn mit dem
Spruch: femte, benibictt pntvis
ntci, percipite regmun. Auf dem
Flügel rechts die thörichten Jung-
frauen, denen die Kronen von den
Häuptern fallen, voran die Reprä-
sentantin der jüdischen Synagoge
mit verbundenen Augen, in der
einen Hand einen Bockskopf, in
der anderen einen zerbrochenen
Speer haltend. Sie hat dasselbe
Spruchband wie die Repräsentantin
der Kirche auf der anderen Seite,
aber sie enthält von dem entgegen-
tretenden Herrn die Antwort: Amen
h\C0 DObtS, Itesdo DOS. Sind die
Klappen geschlossen, so sieht man
sechs gemalte Halbfiguren von
Männern mit Spruchbändern. Der
erste mit weifsem Kopfbund und
grauem Barte hält das Spruchband:
Ä)ec porta ctnufa crit et mm
Abb. 3. Tabernakel in der
Kirche z. hl. Kreuz zu Rostock
um den zugespitzten Hut trägt den Spruch:
üevitas be terra orta eft Dauio (Psalm.
LXXX1V, d 12); der vierte mit einem Purpur-
barett hat den Spruch: (Üruilt
fruges ejus in panes Ijis qui fer-
Dtmit cinitati (Ezechiel XLV11I,
c 18); der fünfte mit weifs und
roth gestreiftem Kopfbund: Snillite
be farine ntobio panes (Judic. vi,
d 19); der sechste mit rother
Kappe: 3nferi facevbos que imnc-
tus eft panis (Fev. iv, d 2).
Seitwärts an der Predella findet
man unter Glas und Rahmen ein
Schriftstück mit folgendem Inhalt:
Islud altare est eonsecraium in
honorem summe sanete irinitatis
sancle marie virgiuis malris xpi
beati joliannis apostoli et ewange-
liste beati jacobi majoris et beati
bartolomei apostoli saneti b/asii
martyris et beati benedicti et ber-
nardi abbatum ac sanete barbare
virginis cujus anniversarius habe-
tur dorniniea ante /es/um circum-
eisionis domini.
Der der zweiten Hälfte des
XV. Jahrb. angehörende Altar ver-
dient in Hinsicht auf seine Male-
reien und Schnitzereien ein besseres
Urtheil als das ist, welches im
»Jahrbuch für mecklenb. Geschichte
undAlterthumskunde« Bd. IV, S.81
gefällt worden ist. Er gehört zu den
inhaltreichsten Werken des späte-
ren Mittelalters, welches der hoch-
verdiente verstorbene Münzenberger
in seinem bekannten grofsen Altar-
werk S. 84 ff. als in besonderem
Grade der Beachtung würdig be-
zeichnet und eingehend beschreibt.
Eine sachverständige Wiederher-
stellung wäre ganz am Platz.
Ein zweiter Altar steht jetzt
im Chor auf der Nordseite, befand
sich aber früherauf demNonnenchor,
das noch zu Anfang der sechziger
«pertetur quin bomiltUS(EzechielXLlV,a); der ! Jahre unseres Jahrhunderts im Schiff der Kirche
zweite mit seitlich herabhängendem Kopftuche stand. Vgl. Homeyer »Haus- und Hofmarken«
ist bartlos und hält das Spruchband: (ex te ! S. 392. Es ist ein Flügelaltar mit doppelten
mihi) egrebtetnr qui fit bontimitor in isrnel \ Klappen, also ein Pentaptychon, wie die neuere
(Micha V, a); der dritte mit einem Kronenreif [ Bezeichnung lautet. Die Aufsenseiten des oberen