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Zeitschrift für christliche Kunst — 8.1895

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Effmann, Wilhelm: Die St. Luciuskirche zu Chur, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4345#0240

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369

1895.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

370

den Ecken angeordneten halbrunden Wand-
dienste — von der Ostkrypta aus — zum Theil
sichtbar geblieben. Die in Fig. L2 davon ge-
gebene Abbildung zeigt, übereinstimmend mit
den Angaben von Rahn, die einfache Würfel-
form der Kapitale und ebenso das Fehlen der
Deckplatte.

Bei dieser Spärlichkeit des Details ist es
auch hinsichtlich der Westkrypta nicht mög-
lich, sich Mangels eines sicheren urkundlichen
Materials für eine bestimmte Datirung zu ent-
scheiden. Man wird aber annehmen dürfen,

anläge nach Osten über den alten Bau heraus-
geführt ist. Man wird an der sich hiernach
ergebenden Datirung der Westkrypta um so
eher festhalten dürfen, als jedenfalls kein Grund
vorliegt, die Erbauung der Westkrypta in eine
beträchtlich ältere Zeit hinaufzurücken.

Wohl ist das der Fall mit der alle übrigen
Bautheile der Kirche an archäologischer Be-
deutung weitaus übertreffenden Ostkrypta. Den
ersten Hinweis auf dieselbe verdanken wir Rahn.
Aber obgleich derselbe schon im Jahre 1872
eine Beschreibung von ihr gegeben hat,8) ist sie

Fig. 4. Längenschnitt.

Fig 5 Querschnitt durch die Ostkrypta und
den östlichen Querraum.

dafs die um 1140 erfolgte Uebemahme des

'Klosters durch den Prämonstratenserorden zu
der Errichtung dieses Bautheils den Anlafs
gegeben hat. Ein solcher dürfte darin zu er-
blicken sein, dafs die Choranlage in ihrer bis-
herigen räumlichen Ausdehnung, wie solche
im wesentlichen durch die Ostkrypta fest-
gelegt ist, den Anforderungen des Ordens, in
dessen Besitz die Kirche gekommen war, nicht
genügte und deshalb nach Westen hin eine
Erweiterung vorgenommen wurde. Dafs auch
diese den neuen Bedürfnissen noch nicht voll-
ständig entsprach, zeigt sich in der beträcht-
lichen Verlängerung, mit der dabei die Chor-

Fig. 6. Querschnitt durch den Untcrvatim der
Ostkrypta, Altarhaus und Thurmuntergeschofs

in weiteren Kreisen bislang so gut wie unbe-

s) »Anzeiger für Schweizerische Alterthumskunde«,
5. Jahrgang, S. 39(5, Zürich 1872: ,,Die ursprüngliche
Anlage", so lautet die Beschreibung der Gesammt-
krypta, „bestand aus einer dreischiffigen, gewölbten
Halle, im Osten mit halbrundem oder polygonem Ab-
schlüsse, um den sich die Seitenschiffe in Form eines
gegenwartig 1,30 m breiten und 2,20 m hohen tonnen-
gewölbten Umganges fortsetzten. Leider ist diese öst-
liche Hälfte bis auf den Umgang verschüttet und
gegen Westen abgesperrt, so dafs man gegenwärtig
von dem südlich anstofsenden Seminargebäude in die-
selbe hinuntersteigt. Man gelangt zunächst in einen
dem Umgänge vorliegenden und in der Richtung von
Nord nach Süd langgestreckten Vorraum, der mit
einem rundbogigen 4 v/ hohen Tonnengewölbe be-
 
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