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Zeitschrift für christliche Kunst — 8.1895

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Effmann, Wilhelm: Die St. Luciuskirche zu Chur, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4345#0242

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373

1895.

ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

374

krypta zu Werden.13) Zum Vergleiche bringe
ich hier in Fig. 1 1 die Krypta von St. Apolli-
nare in Classe zu Ravenna und in den Fig. 15
und 1 6 die Krypten von SS. Quatro Coronati
und Sta. Prassede in Rom zur Darstellung.

rissen und Durchschnitt. Die Untersuchungen von
Endres haben ergeben, dafs der Steinsarkophag, den
Endres für den des hl. Emmeram in Anspruch nimmt,
seit der um 740 vorgenommenen Uebertragung seinen
Platz in der Apsis der frühesten Kirche, unmittelbar
unter dem Kufsboden hatte und derart angeordnet
war, dafs die Küfse des darin Bestatteten nach der
Apsidenwand gerichtet waren. Unter Bischof Sindbert
(7(>8 bis 71)1) fand ein Umbau der Kirche statt; die
alle Apsis wurde mit einem Umgange unigeben, der

Der Vergleich dieser Grundrisse mit dem
von St. Lucius zeigt die Uebereinstimmung
in der Anlage; auch hier in Chur der Um-
gang und in Verbindung damit in der Mittel-
achse die Grabkammer; beide in der Halb-
tonne überdeckt. Die letztere ist in ihrem
Bestände durch die eingebaute Altarapside
der Westkrypta jetzt verstümmelt. Es läfst
sich deshalb nicht mehr bestimmen, ob von
Westen her, also von der Kirche aus, eine
Verbindung mit der Krypta bestanden hat.
An einen direkten Zugang zu der Confessio
wird freilich nicht wohl zu denken sein.
Die Breitenabmessung der Krypta macht es

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10

£

Fig. 7. Aufrifs.

Fig. 8. Grundrifs

der Eckvorlagen des

Altarhauses.

Fig. 9. Sockel der
Wandpfeiler.

Fig. 9 und 10. Sockel der
westlichenVierungspfriler.

Fig. 12. Schnitt durch den Uni-
gang der Luciuskrypta; Süd-
seite; nach Westen gesehen.
Fig. 13. Grundrifs.

etwa mit seiner halben Höhe unter den alten Apsis-
boden gesenkt, mit der anderen darüber herausgehoben
wurde. Die neue Apside wurde dementsprechend ge-
hoben und, indem sie die Aufsenmauer des Umgangs
als Abschlufsmauer erhielt, in gleicher Weise räum-
lich vergröfsert. In der Achse des Umganges wurde
dabei in die alte Apsismauer eine Nische eingetieft,
und so erreicht, dafs das Kufsende des in der Ober-
kirche stehendenSarkophages dem Kryptenaltare gleich-
sam als Retabel diente.

Dafs der Umgang bereits vor Sindbert „in irgend
einer Korm vorhanden war", was Endres nicht zu
entscheiden wagt (S. 7), halte ich Mangels bestimmter
Anhaltspunkte für wenig wahrscheinlich.

1:l) Grundrifs der Werdener Kryptenanlage u. a.
bei Stüler-Lohde, .Die Abteikirche zu Werden
a. d. Rühre, Bl. II. Berlin 1857, und Clemen, »Die
Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Essen«,
S. 85. Kig. 38. Düsseldorf 1893.

wahrscheinlich, dafs die ursprüngliche Kirche,
deren Seitenmauern in denen der jetzigen
Kirche in ihren Grundzügen noch erhalten sein
werden,14) dreischiffig gestaltet gewesen ist
und die Krypta die ganze Breite der Kirche
eingenommen hat. Der Zugang ist dann von
den Seitenschiffen aus erfolgt.16) Bei den

u) Nach Niederberger (»Bündner Tageblatt«
a. a. O.) ging der Fufsboden der Westkrypta „rings-
um 1, l'/j bis 2 Kufs unter die Fundamente des
Hauptgebäudes hinab, in die blofse Erde hinein, die
durch ein kaum eine Spanne dickes Mauerwerk zurück-
gehalten wurde". Es geht hieraus hervor, dafs die
Westkrypta in einen schon bestehenden Bau in nach-
lässiger Weise eingebaut worden ist.

'') Wie dies z. B. bei der alten, noch in das
VIII. Jahrh. zurückreichenden Krypta der ursprünglich
 
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