Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

DOI Heft:
Heft 1- 3
DOI Artikel:
Beitz, Egid: Eine Kreuzigungsgruppe aus dem Ende des XV. Jahrh.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0040

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1-3

Körperformen der Personen fast vollständig. Sie lassen kaum die Bein-
stellungen erkennen. Aber im Gegensatz zu der immerhin noch plastisch
modellierenden Malerei sind die Körper hier fast wie Faltenornamente
flächig an die Wand komponiert. Auch der Christuskörper ist in sehr flacher
Behandlung an das Kreuz gespannt. Die Hände der Figuren unter dem
Kreuz, von denen nur die rechte Hand des Johannes teilweise erhalten ist,

scheinen vollständig
unkörperlich gear-
beitet gewesen zu
sein. Sie waren Ne-
bensache und sind
wahrscheinlich in
dem stark sprechen-
den Faltengewirre
der Gewänder un-
tergegangen, so daß
auch heute ihr Feh-
len den ursprüng-
lichen Eindruck der
Gruppe nur wenig

beeinträchtigt.
Hauptsache waren
die Köpfe. Man
denkt bei solchen

Prachtleistungen
wie dem Johannis-
kopf(Abb.2)unwill-
kürhch an das Wort,
das bald Kampfruf
in der Reformation
werden sollte: Spiri-
tus est qui vivificat!
Der Kopf des Niko-
demus ist sehr ver-
stümmelt. DieseGe-
stalt scheint über-
haupt vom Künstler
am wenigsten mit
Liebe gearbeitet

worden zu sein. Die Charakterisierung des Männlichen bei Christus und
Johannes und die Heraushebung des weichen Weiblichen in den schönen
Zügen von Maria und Magdalena sind dem Bildhauer glänzend gelungen.
Die Mosel ist heute verhältnismäßig arm an mittelalterlichen Plastiken.
Durch die Brandschatzungen der Franzosen in früheren Jahrhunderten werden
viele Kunstwerke des Mittelalters dort untergegangen sein. Um so höher
ist ein Werk wie diese Kreuzigungsgruppe als Denkmal eines wichtigen
Kulturbereiches heute einzuschätzen. Egid Beitz, Bensberg.

Abb. 2.

Johanneskopf aus Abb. 1.

*A
 
Annotationen