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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 8
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Witte, Fritz: Neues zur Brabender-Beldensnider-Frage
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0127

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Nr. 8 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. \\$

1. Heinrich Beldensnider, von c. 1475 bis 1538.

2. Augustin B., 1534 bis 1535 erwähnt.

3. Franz B., Sohn Heinrichs, c. 1500 bis 1556.

4. Johann B., c. 1500/1505 bis 1562.

5. Albert B., Johannes Sohn, c. 1530 bis c. 1580.

6. Johann B., erwähnt 1580.

Für sie alle ist der Familienname Brabender mit Sicherheit festgelegt3.

Döhmann ist augenscheinlich mein Beitrag „Kunsthistorische Notizen
aus den Ausgaben- und Einnahmeregistern der Domfabrik zu Osnabrück
1415 bis 1550" in dieser Zeitschrift (1911, Sp. 377 ff.) unbekannt geblieben;
dort sind noch verzeichnet für das Jahr 1475 ein „Thomas den belden-
snyder" und für 1523 „Hermann beldersnyder". Erstere Notiz stützt
Döhmanns Behauptung sehr nachdrücklich, daß beldersnyder nicht Familien-
namen, sondern Berufsbezeichnung bedeutet, anderenfalls würde der Artikel
„den" fehlen. Dagegen ließe sich allerdings in etwa auch eine andere
Notiz anführen aus demselben Register, in der es heißt: ... accepit auri-
faber mathias goldsmets__

Ich habe für Osnabrück, wo die münsterischen Bildhauer sehr tätig ge-
wesen sind um die Wende des Mittelalters, bereits früher mehrfach außer
den „Beldensnider", die wir hier richtiger ein für allemal Bra-
bender nennen wollen, zwei weitere Bildhauer als besonders be-
merkenswert genannt: den Meister des Schnetlage-Denkmales im Dome
und den alle überragenden Meister von Osnabrück. Ihre Arbeiten gehen
ja keinesfalls in den Rahmen der Brabender hinein, sie sind ganze Persön-
lichkeiten für sich. Über den Osnabrücker Meister werde ich, wie oben bereits
erwähnt, in einer umfassenden Monographie unter Beibringung von großem
neuen Material zu berichten haben. Hier gilt es, vom Heinrich Brabender,
dem Meister der glänzenden großplastischen Gruppe vom Westportal des Domes
zu Münster im dortigen Landesmuseum Beachtenswertes zu bringen. Wer
das ihm zugeschriebene Opus genügend kennt und verarbeitet hat, der wird
nicht so leichten Sinnes wie Born und Hartlaub alle ihm zugewiesenen
Arbeiten auch als selbstverständlich hinnehmen; hier sei es gesagt, daß ich
die Vinnenberger Bildertafeln allerdings Heinrich Brabenders Werkstatt zu-
schreibe, zum mindesten aber bis an das Ende seines Lebens schiebe (1538),
wenn nicht als stark von seinen Söhnen beeinflußt betrachte. In ihnen ist
Brabenders herbe Größe verschwunden, sie sind glatt, sind „schön" geworden,
die Unmittelbarkeit in der Auffassung, die seelische Vertiefung fehlt3. Wie
ganz anders schauen noch unsere Apostel drein! Sie schmückten einmal
den Domlettner von Osnabrück; sie finden ein Gegenstück in der gleichen
Apostelfigur am Westphal Epitaph im Dome zu Paderborn, die neben der
Madonna und mehreren Heiligen erscheint sowie in Rheine, Marienfeld usw.4.

2 Döhmann, a. a. O., S. 62 und 43 f.

3 Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises Warendorf. Münster 1886. Tafeln
nach S. 78.

4 Ludorf f, Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Paderborn, S. 96, Tafel 42,
Figur 1. Daß die übrigen Epitaphien des Domes bei Ludorff in leichtfertiger Weise über
Jahrhunderte „verteilt" werden, sei hier nebenbei bemerkt.
 
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