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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 8
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Witte, Fritz: Neues zur Brabender-Beldensnider-Frage
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0128

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116

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8

Die Beziehungen zu Heinrich Brabender als Meister des Einzuges Christi
sind greifbar und offensichtlich, alle Eigenarten dieser Großplastik haften
ihnen an, wenn auch vielleicht schon mehr geglättet und auf Manier gestellt:

das maskenhaft gebildete, mit dem
Hals nicht organisch verbundene
Gesicht, das charakteristische
Haar, das in langen Locken nieder-
hängt, das Unmittelbare in der
Haltung, vor allem des Kopfes,
der sich wie zum Zwiegespräch
mit einer zweiten Person zur Seite
richtet. Auffällig ist bei dem
Meister auch die Übertragung des
Christustypus auf andere Per-
sonen, eine gewisse Uniformierung
des Gesichtes, die nur durch die
Verschiedenartigkeit der Haar-
behandlung in etwa verdeckt wird.
Der „alte" Brabender ist niemals
zu verkennen, seine Handschrift
bleibt eigentlich bis zu seinem
Tode dieselbe, nur weicher,
sentimentaler wird er in seinen
alten Tagen. (Wer wird es nicht?!)
Meines Wissens ist bislang in der
Aufführung seiner Werke eine
seiner Plastiken niemals ernstlich
genannt worden: der Hochaltar
in der Johanniskirche in Osna-
brück, ein hervorragendes und
zugleich durchaus typisches Stück
des Meisters aus seinen besten
Jahren, zu unserem Glück auf
der Rückseite datiert 1512. Die
Gruppe des Einzuges ist noch
frischer als seine Holzbildwerke,
frischer und typischer sind auch
die hier abgebildeten Apostel.
Das ist jedenfalls jetzt sicher, die
Gruppe des Einzuges Christi in
Jerusalem am Dome in Münster ist keinesfalls nach 1510 anzusetzen, und
damit dürfte Born recht behalten, wenn er sie erstehen läßt in den Jahren
der Restaurationsarbeiten am Westbau des Domes von 1 508 bis 1 522 unter
Bischof Erich von Sachsen-Lauenburg5. Nicht viel später, jedenfalls zu

Abb. 6.

Brabender, Apostelfigur.
<Phot. Lichtenberg.)

8 Bonn, a. a. 0., S. 12, 14. S. a. Sa v eis, Der Dom zu Münster i. W. Münster
1904, S. 31.
 
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