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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 8
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Witte, Fritz: Neues zur Brabender-Beldensnider-Frage
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0129

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Nr. 8

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

117

Anfang des zweiten Dezenniums des XVI. Jahrh., scheinen mir die Lettner-
figuren des Domes zu Osnabrück entstanden zu sein.

Wir Deutsche sind ja leider stets gern bei der Hand, wenn es heißt,
für unsere Heimatkunst die Quellen zu suchen. Und wenn wir sie gefunden
zu haben glauben,
tragen wir kein
Bedenken, mit ge-
wisser Entdecker-
freude zu konsta-
tieren, daß wieder
einmal ein deut-
scher Künstler et-
was reichlich in an-
deren Ländern den
Schüler gespielt,
wenn nicht gar ab-
geschrieben habe.
Seit vielen Jahren
beschäftigt mich
sehr die Tatsache
einer merkwürdigen
Übereinstimmung
stilistischer Art zwi-
schen den Plastiken
Kölns und West-
falens und denen
der Schule vonTro-
yes in Frankreich.
Die fast genaue Ko-
pie einer mir vor-
gelegten Elfenbein-
skulptur in Deutsch-
land nach einer
Plastik inSaint-Jean
in Troyes (Heim-
suchung Mariens)
führte mich dazu.
Genau so auffällig

Sind die verblüffen- Abb- 7 Bratender, Apostelfigur.

den Kongruenzen

zwischen den Werken des Meisters Heinrich Brabender von Münster mit
einer Reihe von Plastiken der Troyes-Schule. Wenn man dann erfährt,
daß der in Münster bei dem Bildhauermeister ausgebildete Lehrjunge,
bevor er sich als Meister niederlassen darf, zwei Jahre im Auslande bei
guten Meistern arbeiten muß, liegt es dann nicht nahe, bei so greifbaren
Übereinstimmungen die Tatsache zu konstatieren, daß wieder einmal ein
heimischer Künstler bei den alle überragenden Franzosen „abgeschrieben"
 
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