Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:
Rademacher, Franz: Die Kanzel in ihrer archäologischen und künstlerischen Entwicklung in Deutschland bis zum Ende der Gotik, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0185

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

173

ohne sich zu einem so festen Typus zusammenzuschließen, wie die rheinischen
oder westfälischen Kanzeln. In den Einzelheiten zeigt sich vielmehr eine sehr
reiche Abwechselung. Als Beispiel diene die Kanzel von St. Veit zu Eppmgen in
Baden (Abb.9)102. Sie zeigt klar die übliche Gliederung dieser Gruppe. Auf
eine einfache, sonst meist reicher durchgebildete Basis folgt der mit Stabwerk
belegte Schaft, der von dem Übergang zur Brüstung scharf getrennt ist. Eine
geradläufige Treppe, die auf dem Rande des erhöhten Chores ansetzt, führt zu
der an der Wand angebrachten Kanzel empor. Treppengeländer und Brüstung
sind mit reichen Maßwerkmustern bedeckt, die in tiefem Relief ausgearbeitet sind.
Charakteristisch für alle diese süddeutschen Maßwerkkanzeln ist die geringe Be-
tonung der Brüstungsecken, im Gegen-
satz zu den Kanzeln der nördlicheren
Gebiete. Einfache Rundstäbe oder
auch nur ein schmaler von Maßwerk
freibleibender Streifen trennt die ein-
zelnen Felder.

Zu dem mannigfachen, meist gut
abgewogenen Maßwerkschmuck treten
vereinzelt andere Elemente hinzu; so
ein breit ausgedehnter Rebstock in
Flachrelief am oberenTeil derTreppen-
brüstung bei der Kanzel zu Boll103.
Zuweilen bleibt die Brüstung auch glatt
und schmucklos, wie bei der außer-
ordentlich schlanken und hohen (3,30 m)
Kanzel in Dagersheim104. Einfache,
schmale Spitzblenden an Brüstung
und Geländer zeigt die Kanzel in der
Johanneskirche zu Schwaigern105. Der
Innenraum des Korpus ist hier durch
eine Nische im Pfeiler erweitert, die
oben in einen heute fast ganz zer-
störten steinernen Schalldeckel über-
geht. Sehr reich gebildet ist die Basis
des Fußes, die aus einem sechszackigen Stern durch reiche Ubereckstellungen
zum gewundenen Schaft überführt.

Die reichste Variation zeigt sich in der Gestaltung des Überganges zwischen
Fuß und Korpus. Die Verbindung wird durch abgestufte und profilierte Fuß-
platten, gegliederte oder auch glatte Würfel, sowie meist durch maßwerkverzierte
kelchförmige Zwischenglieder hergestellt. Gute Stücke dieser Art sind die Kanzeln
in der Liebfrauenkirche zu Bruchsal106, im Stadtmuseum zu Buchen (Baden) und

Abb. 13.

Kanzel in Eglosheim.

102 Vgl. P. Keppler: Zeitschrift für christl. Kunst, XI. Jahrg. 1898, S. 19 ff.

103 Abb.: Die Kunst- und Altertumsdenkmale in Württemberg: Donaukreis, Oberamt
Göppingen, S. 75.

104 Abb.: Dass.: Neckarkreis, S. 96.

105 Vgl. Keppler: a. a. 0. mit Abb.

106 Abb.: Kunstdenkmäler von Baden: Kreis Karlsruhe, II, S. 21.
 
Annotationen