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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Hirsch, Fritz: Zum Geleit
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Strzygowski, Josef: Der Kiosk von Konia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0015

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Der Kiosk von Konia. 3

kreis überzeugend nachgewiesen. Daß der ausübende Architekt aller Zeiten im Studium
der Werke, welche hervorragend begabte Vorfahren geschaffen haben, ein wichtiges
Moment seines künstlerischen Schaffens erblicken muß, ist selbstverständlich.

Als dritte Gruppe wird der große Kreis der Gebildeten in Anspruch genommen,
deren stark ausgeprägtes Interesse gerade für die Baukunst nur zu erklärlich ist, wenn
man bedenkt, daß der Mensch von der Wiege bis zum Grabe ununterbrochen in un-
mittelbarer Beziehung zur Baukunst steht.

Ob sich meine Hoffnung erfüllt, muß die Zeit lehren; ob die Zeitschrift das
hält, was sie verspricht, darüber steht das Urteil dem Leser zu.

Doch nun auf den Weg, auf den steinigen!

«Saget, Steine, mir an, o sprecht, ihr hohen Paläste!
Straßen, redet ein Wort! Genius, regst du dicht nicht?»

Bruchsal, im September 1907.

Fritz Hirsch.

Der Kiosk von Konia.

Von Josef Strzygowski-Graz.

Die moderne Baukunst sucht sich mit allen Mitteln loszuringen aus dem Banne
der überlieferten Schmuckformen. In erster Linie räumt sie auf mit den herkömmlichen
Stilrezepten; sie möchte, daß ihre Schöpfungen eine moderne Einheit haben. Dabei
zeigt sich, wie ungeheuer selten das Streben, neue Formen zn erfinden, von Erfolg-
gekrönt ist und daß gerade das Allereinfachste, allein der allgemeinen Zustimmung
Sichere, mit Willen und Verstand nicht auszuklügeln ist. Auf einem Gebiete, dem
des Schmuckes billiger Privathäuser, hat man sich daher ziemlich einfach geholfen:
man verzichtet auf jede tektonische Durchbildung der Schmuckformen, nimmt die Fas-
sade als eine kräftelose Fläche und dekoriert sie dann rein ornamental im Sinne der
ausdrucksvollen Linie oder nach japanischer Art mit landschaftlichen Motiven. In
einem Büchlein über «Die bildende Kunst der Gegenwart»1 habe ich diese Dinge
etwas eingehender besprochen und dort auch darauf verwiesen, daß für die modernen
Fassadendekorateure erstklassige und bisher ziemlich unbeachtet gebliebene An-
regungen in den Seldschukenbauten Kleinasiens vorlägen. Wie notwendig es ist, diese
für die moderne Kunst so gut wie für die Wissenschaft wertvollen Denkmäler bald
aufzunehmen und zum mindesten dadurch für alle Zukunft sicher zu stellen, das möchte
ich hier an einem Baudenkmale vorführen, das am 5. April dieses Jahres zusammen-
gestürzt und, wie die Verhältnisse liegen, damit wohl unwiederbringlich verloren ist.

Abbildung 1 zeigt den hinter einer Quadermauer aufragenden «Turm». Man
sieht durch eine Mauerlücke, daß er tief unten an dem rechts neben ihm sichtbaren

1 Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig 1907.

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