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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Egger, Hermann: Der Palazzo di Venezia im 18. Jahrhundert
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Pollak, Fritz: Zwei Wiener Bauten des J. B. Fischer v. Erlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0294

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aber auch nicht des Gedankens verschließen können, daß durch seine Demolierung die
ohnehin an architektonischen Schöpfungen des 15. Jahrhunderts nicht allzu reiche Stadt
Korn und mit ihr S. P. Q. R. um ein einzigartiges Denkmal ärmer sein werden.

Zwei Wiener Bauten des J. B. Fischer v. Erlach.

Von Fritz Pollak.

Alexander Hajdecki gebührt das Verdienst, zum erstenmal eine planmäßige
Durchforschung der Wiener Archive vorgenommen zu haben. Seine einstweiligen Re-
sultate hat er in den «Berichten und Mitteilungen der Altertumsgesellschaft», Band 39
unter dem Titel «Die Dynastenfamilien der italienischen Bau- und Maurermeister der
Barocke in Wien» niedergelegt. Diese grundlegende Arbeit, die von unserer zeitgenös-
sischen Literatur leider zu wenig benützt wird, hat endlich in eine gewisse Schaffens-
periode der österreichischen Kunstgeschichte Licht gebracht. Die Comaskenfamilien der
Allio, Aliprhändi, Canavale, Carlone, Cesresollo, Martiuelli, Piazzoli und Spazzio sind nach
dem reichen urkundlichen Material erschöpfend behandelt. Es hat sich nun gezeigt, daß viele,
ja die meisten dieser «Künstler» nichtmehr wie simple Maurermeister oder Bauführer waren,
und ihre künstlerische Bedeutung wird in die ihnen gebührende Versenkung zurückgedrängt.
Durch die bisherige Unkenntnis des in den Archiven schlummernden Aktenmaterials ist es
auch bis nun nicht gelungen, Licht in die Geschichte des österreichischen Barocksund seines
Hauptmeisters J. B. Fischer v. Erlach zu bringen. Albert Hg, der zu diesem Thema durch
seine Biographie des Meisters viel verdienstliches beigetragen, hat es doch nicht vermeiden
können, einzelnen Persönlichkeiten der Familie Allio zu große Bedeutung zuzuschreiben.
So kam es, daß viele Werke dem Großmeister abgesprochen wurden, die ihm doch sicher
gehören. In seinem Vortrage vom 27. Oktober 1905 (publiziert in den Mitteilungen der Alter-
tumsgesellschaft, Bd. 39) hat Hajdecki nun die Revindizierung der Salesianerkirche in Wien
für Fischer endgültig vorgenommen. Der Grundstein wurde am 13. Mai 1717 gelegt, der
Bau 1719 an die aus den Niederlanden berufenen Nonnen übergeben und 1730 voll-
endet. Der Stand der Architektenfrage ist nach obengenanntem Autor folgender: Lite-
ratur aus der Zeit des Baues haben wir keine. Der erste, der Angaben darüber macht,
ist der bekannte Gegner Kants und Goethes, Nicolai, der in seiner «Reise durch Deutsch-
land» Fischer als den Architekten unseres Baues nennt. Bis 1886 galt der Meister
überall, auch bei Ilg für den Erbauer. In diesem Jahre «entdeckte» Ilg den «be-
rühmten» Donato Allio als «Architekten ersten Ranges» und Meister unserer Kirche. Nur
der besonnene Gurlitt wagte es einige Zweifel zu äußern. Nun: Die Meisterschaft
dieses «Künstlers» muß nach Hajdeckis Forschungen endgültig aus den Reihen der
Kunstgeschichte gestrichen werden. Er war nicht mehr als ein Maurermeister, der nicht
einmal sein Meisterstück ordentlich ablegen konnte, und der es durch allerlei Schwinde-
leien zum Range eines Unteringenieurs gebracht hat. Im Jahre der Grundsteinlegung
unserer Kirche arbeitete er am Bau des «Zeugs-Schlosserhofes» als Fortifikations-
Maurermeister, aber mit solch schlechtem Erfolge, daß er von der Militärbehörde zur
Verantwortung gezogen wird und den erheblichen Schaden ausbessern muß. Nein! mit
dem Allio ist es sicher nichts. Nun hat H. ganz überzeugend nachweisen können, daß
 
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