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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0068

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56

ten wird, daß schließlich das Protokoll nur noch
aus der Aneinanderreihung der Vorträge besteht,
dann wird derjenige, der mit dem Besuch der
Tagung nur wissenschaftliche Zwecke verfolgt,
gut tun, seine Wißbegierde zu beschränken,
um einige Monate später in der stillen Studier-
stube die Spreu vom Weizen zu scheiden. Wenn
man denn doch auf den Genuß des lebendigen
Wortes verzichten soll, das durch kein auch noch
so pathetisches Vorlesen oder Rezitieren eines fein
säuberlich ausgearbeiteten Manuskriptes ersetzt
werden kann, sollte es dann nicht ersprießlicher
sein, die Vorträge, deren einer ohnedies zwei
Jahre auf seine Geburt warten mußte, vorher
drucken zu lassen, um dann auf der Tagung
gleich mit der Diskussion beginnen zu können?
Daß so etwas möglich ist und vorteilhaft sein
kann, bewies der internationale Kunst-
historiker-Kongreß am 24./25. September in
Darmstadt, dessen bewegte Luft eine nachhaltig
erfrischende Wirkung zurückließ, trotzdem schon
vor Eröffnung des Kongresses von Herrn Bode
der Ast abgesägt war, auf dem die Vorstands-
mitglieder ihr Nest gebaut hatten. II.

Versammlung des Verbands Südwest-
deutscher Altertums vereine zu Heidel-
berg, 14./15. September. Der Vorsitzende, Prof.
E. Anthes-Darmstadt, stellte nach seinem Bericht
über die Tätigkeit des letzten Jahres dann als
Aufgaben für die nächste Zeit hin eine zusammen-
fassende Arbeit über die Anlage des römischen
Privathauses in Germanien und über die Ther-
menanlagen in Germanien. Baurat Wippermann-
Heidelberg und stud. E. Schmidt-H. sprachen
über den prähistorischen Ringwall auf dem Heili-
genberg bei Heidelberg und die letzten Grabungen
und Untersuchungen; Prof. Burckhard-Bieder-
mann-Basel berichtete über die schweizerischen
Ausgrabungen der römischen Niederlassung von
Kaiseraugst bei Basel.

49. Versammlung Deutscher Philologen
und Schulmänner zu Basel, 23.-28. Sep-
tember. In der archäologischen Sektion spra-
chen u. a.: Dr. G. Karo-Athen über Kuppelgräber
und Stadtanlagen auf Kreta in vormykenischer
und mykenischer Zeit; Prof. H. Thiersch-Frei-

burg i. B. über die Tholos von Epidauros; Dr. A.
v. Salis-Basel über die Ausgrabungen in Milet;
ein Ausflug führte die Sektion an die Stätte des
Römerlagers von Vindonissa, wo Prof. Dragen-
dorff-Frankfurt und Rektor Heuberger-Brugg die
Ausgrabungen des Amphitheaters und der Lager-
mauer erklärten. II. G.

In dem Wettbewerb für den Ausbau des
Freiberger Domes erhielten den ersten Preis
(1500 Mk.) Architekt Otto Schulz in Nürnberg,
je einen zweiten Preis (1000 Mk.) Prof. Hugo
Härtung in Dresden, Architekt Liier in Hannover,
E. Schütze und O. Kohtz, Architekten in Berlin-
Friedenau. Zum Ankauf empfohlen wurden die
Entwürfe von Architekt Alfred Sasse in Hannover
und Architekt W. Plüschke in Görlitz.

Anfangs September ist das Kloster St. Mär-
gen im Schwarzwald einem Blitzstrahl zum
Opfer gefallen. Das Kloster war vorher schon
dreimal (1430, 1560, 1704) abgebrannt. Die jetzt
bis auf die Umfassungswände niedergebrannte
Kirche mit ihren hübschen Rocaille-Stukkaturen
wurde im Jahre 1725 konsekriert. Der sehr
charakteristische Hochaltar (abgebildet bei Kraus,
Die Kunstdenkmälcr des Großherzogtums Baden,
6. Bd., 1. Abt.) und die Orgel mit aus Musik-
instrumenten gebildeten Stilleben an der Brüstung
sind zerstört, auch die in der mitabgebrannten
Sakristei untergebracht gewesene Bibliothek ist
ein Raub der Flammen geworden. Die im Jahre
1749 gegossenen Glocken sind geschmolzen. Es
soll die Absicht bestehen, die Kirche wieder in
ihrer alten Form neu erstehen zu lassen. II.

Ein Seminar für Städtebau. Der preu-
ßische Kultusminister hat auf Antrag der Profes-
soren Genzmer und Brix die versuchsweise Ein-
richtung eines Seminars für Städtebau an der
Technischen Hochschule in Berlin zu Beginn des
Wintersemesters 1907/08 genehmigt. Der von
den genannten Professoren zu erteilende Unterricht
wird bestehen: in einem drei Wochenstunden um-
fassenden Sommer- und Winterkursus für die Be-
arbeitung von Stadt- und Ortsbebauungsplänen auf
praktischer Grundlage und in einem ebenfalls in
jedem Semester abzuhaltenden Vortragszyklus über
ausgewählte Kapitel des angewandten Städtebaus.

O
 
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