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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Heft 6 [März 1908]
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Aubert, Marcel: Französisches Referat
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[Literatur]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0182

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170

logique du palais des Papes par M. F. Digonnet
(1907).

On a demoli partie des bätiments qui enlou-
raient la jolie petite eglise Saint-Severin ä Paris;
l'abside maintenant degagee apparait dans toute
sa beaute au-dessus de la cbapelle des commu-
nions (1672) et des charniers du XV e siecle.

O. Stiehl, Das deutsche Rathaus im
Mittelalter. Leipzig, E. A. Seemann, 1905. (Mit
187 Abbildungen. Eleg. geb. 10,50 Mk). —
August Griesebach, Das deutsche Rathaus
der Renaissance. Berlin, Edmund Meyer, 1907.

Das deutsche Rathaus hat in den letzten
Jahren zwei beachtenswerte Untersuchungen ge-
funden, die sich insofern willkommen ergänzen,
als in dem einen der praktische Architekt, in dem
anderen der Kunsthistoriker das Wort hat; Das
Buch von Stiehl, Das deutsche Rathaus im
Mittelalter kennzeichnet sich schon durch die
Disponierung des Stoffes als aus der Feder des
Praktikers geflossen. Stiehl geht, wie sich das
für den Architekten fast von selbst versteht, von
der Betrachtung des Grundrisses aus, dessen ver-
schiedene Gestaltungen er als eine Folge der
Entwicklung der einzelnen Stadtverfassungen an-
sieht. Dieser eminent fruchtbare Gesichtspunkt,
unter dem eine systematische Gliederung der
deutschen Rathäuser bis in die Anfänge der Re-
naissance hinein durchgeführt wird, schloß ebenso
eine chronologische Ordnung wie eine örtliche
Scheidung allerdings aus. Zeitlich wie räumlich
entfernt liegende Denkmäler rücken unter diesem
Gesichtspunkt bisweilen in unmittelbare Nähe
und umgekehrt, gemäß der Ausbildung des städti-
schen Verwaltungswesens, das, hier schneller, dort
langsamer sich entwickelnd, ebenfalls keine ein-
fache landschaftliche oder chronologische Aufstel-
lung möglich macht. Diese Aufnahme einer bau-
lichen Entwicklung in einen großen kulturhisto-
rischen Zusammenhang, unter steter Hervor-
hebung der kausalen Verknüpfung beider, gibt
dem Stiehlschen Buche seinen besonderen Reiz.

Die große Schwierigkeit für den Laien, sich das
durch spätere An- und Umbauten oft vollkommen
unkenntlich gemachte originale Bild einer Anlage
wiederherzustellen, überwand der bautechnisch
geübte Blick des Verfassers leicht.

Von der primitivsten Rathausgrundform, der
aus zwei großen Sälen bestehenden Anlage, davon
der untere, häufig in einen Laubengang sich
öffnend, als Kaufhaus, der obere als Beratungs-
platz für die Volksversammlung diente, führt die
allmählich zunehmende Komplizierung der Ver-
waltungsgeschäfte mit ihren wachsenden Raum-
ansprüchen auch zu immer verwickeiteren Grund-
rißplänen. Die Rathäuser der freien Städte ent-
wickeln ein anderes Programm als die der un-
freien Städte. Die einzelnen Varianten in der
Anpassung älterer Bauten an die Raumbedürf-
nisse einer veränderten Stadtverfassung — einseitig
angebauter Querflügel, der Ratsstube und Schrei-
berei aufnahm, Verbindung zweier rechtwinklig
zusammenstoßender Flügel, parallele Neben-
einanderordnung der Flügel usw. — werden in
systematischer Folge betrachtet. Die letzte Ent-
wicklung der mittelalterlichen städtischen Ver-
hältnisse mit ihren vielseitigen Anforderungen an
die Tätigkeit der Kanzleien und ihrem umfang-
reichen Beamtenapparat hatte zur baulichen Folge
eine starke Vermehrung der Schreib- und Ge-
schäftsstuben, die schließlich zur Reduzierung des
einstigen stolzen Saalbaues auf einen schmalen
Korridor führte, an den sich die Verwaltungs-
zimmer in nüchterner Aneinanderreihung zu beiden
Seiten anordnen. Eine Besprechung zusammen-
gesetzter Grundrisse reicherer Art bildet das
Scblußkapitel.

Sein Prinzip der Einteilung des Stoffes machte
es dem Verfasser unmöglich, dem Aufriß, über-
haupt den formalen Fragen die gleiche Aufmerk-
samkeit zuzuwenden. Stiehl zeigt ein überaus
feines künstlerisches Verständnis für die oft so stille
und anspruchslose Schönheit deutscher mittel-
alterlicher Profanarchitektur, und wenn die Frage
nach den spezifisch künstlerischen Zusammen-
hängen bei ihm nicht angeschnitten wird, so er-
klärt sich das vollkommen durch das Programm
seiner Untersuchung.

Hier blieb immerhin eine Lücke, deren Aus-
füllung eine verlockende Aufgabe für den Kunst-
historiker bilden mußte. Für das Zeitalter der
 
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